Tarife/Metall-Elektro

Warnstreiks: 16 Betriebe stehen diese Woche ganztägig still

31.01.2018 | Streikzelte voll, Werkhallen leer: Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie erhöht die IG Metall mit ganztägigen Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber, auch in Berlin, Brandenburg und Sachsen. Die Stimmung ist kämpferisch, selbstbewusst und zuversichtlich, so die Rückmeldungen aus den ersten Betrieben.

Sie gehören zu den ersten: Mahle Filtersysteme im brandenburgischen Wustermark im 24-Stunden-Warnstreik Foto: Christian von Polentz, transitfoto.de

Für alle Mitglieder interessant: Welche Unterstützung bekomme ich von der IG Metall? (bei Mahle in Wustermark) Fotof: Christian von Polentz, transitfoto.de

Kämpferische Stimmung bei den Elbe-Flugzeugwerken (EFW) in Dresden: 24 Stunden dreht sich drinnen nichts mehr Foto: IG Metall

Stillstand in den Elbeflugzeugwerken in Dresden: Zum 24-Stunden-Warnstreik kamen Warnstreikende von König & Bauer aus Radebeul zu einem Solidaritätsbesuch Foto: IG Metall

Warnstreik am 31. Januar gestartet, Kundgebung am 1. Februar: Gestamp Ludwigsfelde Foto: Christian von Polentz, transitfoto.de

Das ist auch kein Wunder, denn die Mitgliedervoten, mit denen die Metaller über die Teilnahme an den 24-Stunden-Warnstreiks abstimmten, erreichten die 100-Prozent-Marke oder waren knapp darunter.

 

Seit Mittwochmorgen steht die Produktion von Mahle Filtersysteme im brandenburgischen Wustermark und bei den Elbe Flugzeugwerken in Dresden still. In Dresden kamen Dutzende Metalerinnen und Metaller vom Druckmaschinenhersteller König & Bauer aus Radebeul, um mit ihrem Warnstreik Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen in Dresden zu bekunden. Ab 21 Uhr sind die Beschäftigten bei Gestamp in Ludwigsfelde zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. 

 

Bis zum Freitag werden im Bezirk zunächst 16 Betriebe zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen.

 

Die Arbeitgeber hatten diese Eskalation der Warnstreiks provoziert, als sie am vergangenen Wochenende die Verhandlungen in Böblingen platzen ließen. Die Forderungen der IG Metall liegen immer noch auf dem Tisch: Sechs Prozent höhere Entgelte und Ausbildungsvergütungen sowie der Anspruch, die Arbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden abzusenken - mit einem Zuschuss für diejenigen, die Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder in belastenden Schichtsystemen arbeiten. Zudem strebt die IG Metall eine Verhandlungsverpflichtung zur Ost-West-Angleichung der Arbeitszeit an.

 

Die Arbeitgeber reagierten unterdessen auf die ganztägigen Warnstreiks der IG Metall mit juristischen Klagen. "Damit verschärfen die Arbeitgeberverbände VME (für Berlin und Brandenburg) und VSME (für Sachsen) den Tarifkonflikt und beschädigen die über Jahre gewachsene Tarifpartnerschaft“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. Das Streikrecht sei ein im Grundgesetz verankertes Grundrecht, "das wir uns nicht nehmen lassen. Der Versuch, unsere gut begründeten Forderungen und das Recht auf Warnstreiks in die Nähe der Rechtswidrigkeit zu stellen, verdeckt das Ansinnen der Arbeitgeber, eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten der Beschäftigten auch um den Preis der Beschädigung der Tarifpartnerschaft zu verhindern", so Höbel.

 

Die IG Metall stelle fest: Juristisch ist diese Tarifbewegung nicht zu lösen. Tarifverträge sollten nicht über rechtliche Gutachten zustande kommen, "sondern über intensive, inhaltliche und konstruktive Verhandlungen“, so Höbel. „Wenn die Arbeitgeber weiterhin das Streikrecht in Frage stellen, betrachten wir dies als existenziellen Angriff auf die IG Metall und als Angriff auf die Grundrechte der Beschäftigten in Deutschland.“

 

„Arbeit in Ostdeutschland ist auch heute überwiegend von Schichtarbeit und langen Wochenarbeitszeiten von 38 Stunden geprägt“, sagte Olivier Höbel. „Dies verträgt sich noch weniger mit unserem Anspruch auf Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Die Belegschaften in Ostdeutschland erwarten deshalb die Bereitschaft der Arbeitgeber zu einer Verhandlungsverpflichtung für einen Stufenplan zur Angleichung der Wochenarbeitszeit.“

 

"Wir haben den Arbeitgebern bereits Formulierungsvorschläge für eine Verhandlungsverpflichtung zur Angleichung der Wochenarbeitszeit im Osten überreicht“, sagte Olivier Höbel. „Wir bleiben dabei: 28 Jahre nach der deutschen Einheit brauchen unsere Kolleginnen und Kollegen im Osten ein Zeichen für eine spürbare Bewegung in der Frage der Angleichung.“

 

 

Von: md

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