Siemens/Kampf um Arbeitsplätze

"Wir lassen uns nicht spalten!" – Siemens-Metaller vereint im Kampf um Arbeitsplätze und Standorte

23.11.2017 | Die Siemens-Belegschaften haben von Konsens auf Kampf umgeschaltet. Widerstand gegen Stellenabbau ist das Gebot der Stunde, unterstrichen sie auf einer machtvollen Kundgebung mit 2 500 Metallerinnen und Metallern am Donnerstag in Berlin. Ihre Botschaft: "Mensch geht vor Marge. Wir kämpfen für die Industriearbeitsplätze und Standorte in Deutschland." Beschäftigte weiterer Berliner Betriebe bekundeten ihre Solidarität.

2500 am 23. November in Berlin: "Wir akzeptieren keinen Kahlschlag: Siemens soll Verantwortung übernehmen". Foto: Christian von Polentz, transitfoto.de

„Was ist das denn für eine Eigentümerkultur? Was sind das für Manager? Auf der einen Seite Milliarden-Gewinne und dann sagen sie, ein Umbau sei alternativlos. Das werden wir nicht mitmachen. Das

ist mit Blick auf die Rekordgewinne inakzeptabel", sagte Jürgen Kerner vom Vorstand der IG Metall.

"Wir werden nicht auf der Grundlage von Schließungsbeschlüssen verhandeln", so Kerner. "Seit zwei Jahren fordern wir in den betroffenen Bereichen neue Ideen, neue Produkte und neue Technologien. Und was erleben wir? Seit zwei Jahren ein Management-Versagen. Wir erwarten, dass der Vorstand mit uns über die Zukunft redet." Ein Unternehmen wie Siemens müsse wirtschaftliche Durststrecken in einzelnen Geschäftsfeldern aushalten können. Appelle der Arbeitnehmerseite, das Unternehmen für die Zukunft wetterfest zu machen, seien bislang ignoriert worden. Nun sollten die Beschäftigten die Suppe auslöffeln, weil dem Management nichts Besseres einfalle, als an der Personalkostenschraube zu drehen. „Wir erwarten vom Siemens-Vorstand Respekt! Das heißt, dass die Menschen bei der Gestaltung des anstehenden Wandels aktiv mitgenommen werden. Sich von der Börse feiern zu lassen und zugleich mit den Existenzen vieler Menschen zu spielen, das ist respektlos und geht gar nicht“, sagte Kerner.

 

Den Osten Deutschlands treffen Stellenabbau und Standortschließungen besonders hart: Die Siemenswerke in Leipzig mit 270 Beschäftigten und in Görlitz mit rund 1 000 Beschäftigten sollen geschlossen werden. In Berlin will Siemens 300 Arbeitsplätze im Gasturbinenwerk vernichten, im Dynamowerk soll das Engineering bleiben, aber die gesamte Fertigung mit 700 Beschäftigten verschwinden.

 

Ronald Thiel von Siemens Görlitz sagte: "Gegen solche Maßnahmen, die der Herr Joe Kaeser beschlossen hat, müssen wir einfach demonstrieren. Wir wollen einfach nicht, dass unser Werk hier untergeht – mit unserem Know How, mit unserer Technik, mit unserer Einstellung, die wir seit Jahren haben. Wir haben immer für Siemens alles getan, wir haben immer die Füße stillgehalten, haben immer alles gemacht, was der Konzern wollte. Und jetzt sollen wir einfach abgespeist werden, weil irgendwelche Zahlen nicht mehr stimmen sollen. Das geht nicht und deshalb sind wir hier."

 

Höbel: Widerstand gegen das Abwickeln eint Ost und West

 

"Zusammen werden wir Joe Kaeser und seiner Führungselite zeigen, was Sache ist", sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. "Heute gibt es in vielen ostdeutschen Regionen eine hohe Arbeitslosigkeit im zweistelligen Bereich, z. B. in Görlitz mit über zehn Prozent. Und ich mag mir gar nicht ausmalen, was an neuer Arbeitslosigkeit dazu kommen würde, wenn Kaeser und Siemens ihre Pläne durchsetzen. Das werden wir nicht zulassen."

 

„Die Belegschaften haben volle Leistung abgeliefert, um alle Aufträge schnell und mit höchster Qualität abzuschließen", so Höbel weiter. "Jetzt ist Siemens gefordert, Perspektiven für Beschäftigung aufzuzeigen, statt Belegschaften abzuwickeln. Dieser Begriff hat in Ostdeutschland eine unrühmliche Tradition. Der Widerstand gegen das Abwickeln wird Ost und West vereinen.“

Von: md/aw

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