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Bombardier: Weiterhin Unklarheit über Stellenkürzungen in Deutschland

"Diese Ungewissheit vor Weihnachten ist eine Sauerei"

15.12.2016 | Auch vor Jahresende gibt es für die Beschäftigten des kanadischen Zugbauers Bombardier keine Klarheit. Wie deutsche Standorte vom angekündigten Stellenabbau betroffen sind, dazu schweigt der Konzern weiter. Die Beschäftigten schalten auf Kampfmodus.

Foto: IG Metall

Nicht mit uns - hunderte Beschäftigte des kanadischen Zugherstellers Bombardier haben bei Aktionen an den Standorten in Görlitz, Bautzen und Hennigsdorf ihrem Arbeitgeber klargemacht, was sie vom Kurs des Managements halten.

 

"Die Leute haben die Schnauze voll. Seit Monaten werden sie vom Unternehmen hingehalten", sagt Gerd Kaczmarek, Betriebsrat bei Bombardier in Bautzen. "Niemand weiß, wie es weiter geht. Die Leute vor Weihnachten so in der Luft hängen zu lassen, ist eine Sauerei."

 

Kundgebung vor dem Bombardier-Werk in Bautzen


7.500 weitere Arbeitsplätze will der Konzern weltweit bis 2018 in Produktion und Verwaltung streichen - 5.000 davon im Bahnsektor bei Bombardier Transportation. Das verkündete die Konzernleitung im Oktober. Was das für die Standorte in Deutschland bedeutet, darüber schweigt sich der Konzern bislang aus. Zu befürchten steht nichts Gutes: "Wir rechnen mit massiven Stellenkürzungen", sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Bautzen. "Und das, obwohl die Auftragsbücher der Werke gut gefüllt sind."

 

Was diese Desinformationspolitik bei den Beschäftigten auslöst, kann man sich ausmalen: "Die Leute sind verunsichert. Viele fürchten um ihre Arbeitsplätze", sagt Betriebsrat Kaczmarek.

 

Gerüchte, unbestätigte Zahlen, Personalrotation


Befeuert werden die Ängste der Beschäftigten auch von Gerüchten um Zahlen, die das Unternehmen bisher nicht offiziell bestätigt hat. Das Handelsblatt meldete kürzlich, bei Bombardier Transportation stünden bundesweit 2 500 Jobs zur Disposition und berief sich dabei auf "Informationen aus Unternehmenskreisen". Auch die Nachricht, dass die Serienproduktion von Zügen am Standort Hennigsdorf bis Ende 2018 auslaufen solle, macht die Runde.

 

 Für weitere Unsicherheit sorgt die ständige Personalrotation innerhalb des Konzerns. Der erst im Mai vom Aufsichtsrat ernannte Deutschland-Chef von Bombardier Transportation, Germar Wacker, wurde bereits wieder abberufen - und der Posten damit in diesem Jahr zum dritten Mal neu besetzt. Die ständigen Wechsel der Ansprechpartner erschweren den  Austausch zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung: "Die Betriebsräte und wir als IG Metall stellen uns natürlich jetzt die Frage: Mit wem können wir denn eigentlich noch belastbare und verbindliche Verhandlungen führen?", sagt IG Metall-Bevollmächtigter Jan Otto.

 

Arbeitnehmervertreter fordern konstruktiven Dialog


Bereits im Februar 2016 hat Bombardier in einer ersten Welle 1 430 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut. Die ostdeutschen Standorte in Hennigsdorf, Görlitz und Bautzen waren zu diesem Zeitpunkt mit mehr als 1 000 Stellenstreichungen am stärksten betroffen.

 

Schon damals ignorierte die Geschäftsführung die von Betriebsräten und IG Metall ausgearbeiteten Lösungsansätze. Das Strategiepapier "Bombardier Fahrplan Zu(g)kunft" zeigt Lösungswege für die aktuelle Misere bei Bombardier Transportation auf und formuliert Forderungen an die Konzernspitze.

 

"Es ist höchste Zeit, auf das Angebot von IG Metall und Betriebsräten zu einem konstruktiven Dialog über die Zukunft des Unternehmens in Deutschland einzugehen", fordert Olivier Höbel, IG Metall Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen. "Bombardier muss sich jetzt entscheiden: Für eine Wettbewerbsverbesserung mit IG Metall und Beschäftigten - oder für eine harte und lange Auseinandersetzung."

 

Von: igm

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