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Drei Stunden weniger ab Juli: 35 Stunden-Woche startet bei MTU in Ludwigsfelde

30.06.2025 | Die Angleichung der Arbeitszeiten zwischen Ost und West schreitet in der Metall- und Elektroindustrie voran. Zum 1. Juli senkt MTU in Ludwigsfelde die wöchentliche Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden. Damit arbeiten die mehr als 1.000 Beschäftigten in Brandenburg so lange wie die Kolleginnen und Kollegen im Westen. „Das ist über drei Jahrzehnte nach der deutschen Einheit ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit zwischen Ost und West“, sagte Sophie Jänicke, Leiterin des Tarifteams der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen.

Immer wieder Druck gemacht: Jetzt sinkt für die MTU-Beschäftigten in Ludwigsfelde in einem Schritt die Arbeitszeit um drei auf 35 Stunden die Woche. (Bild: IGM)

Seit 2021 hat die IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen gemeinsam mit den Betriebsräten und den Beschäftigten für rund 85 Prozent der betroffenen Mitglieder in der Metall- und Elektroindustrie die 35 Stunden-Woche durchgesetzt. Grundlage ist der Tarifvertrag vom 25. Juni 2021. Darin hat die IG Metall nach einem langen und harten Arbeitskampf mit den Arbeitgeberverbänden in Berlin, Brandenburg und Sachsen einen Rahmen für den Weg zur 35 Stunden-Woche vereinbart. Damit ist es möglich, in einzelnen Betrieben mit Betriebsvereinbarungen die Reduzierung der Arbeitszeit bis auf das Westniveau auszuhandeln.

Sophie Jänicke, IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Die 35 Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie ist nicht mehr aufzuhalten. Der Rahmentarifvertrag der IG Metall aus dem Jahr 2021 für die Einführung der 35-Stunden-Woche funktioniert. Wir haben jetzt entsprechende Betriebsvereinbarungen für rund 85 Prozent unserer Mitglieder in den Unternehmen mit Flächentarifvertrag. Damit haben wir die 35 Stunden-Woche weitgehend durchgesetzt. Klar ist auch: Wir wollen die 100 Prozent. Wir werden weiter Druck machen, bis die Angleichung der Arbeitszeiten zwischen Ost und West vollständig geschafft ist.“

Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall: „Die Luftfahrtindustrie ist eine Zukunftsbranche, die sich trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds positiv entwickelt. Das gilt insbesondere auch für MTU. Die Zeichen stehen auf Wachstum, allerdings droht der Fachkräftemangel diese Entwicklung auszubremsen. Mit unserer Tarifpolitik sorgen wir dafür, dass die Arbeitsplätze attraktiv bleiben – gerade auch im Osten. Die Einführung der 35 Stunden-Woche bei MTU in Ludwigsfelde wird helfen, dort Fachkräfte zu halten und zu finden. In erster Linie und vor allem aber ist dieser Schritt eine Frage der Fairness gegenüber der MTU-Belegschaft, die jetzt endlich mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Westen gleichgestellt wird.“

Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde: „35 Jahre hat es nach der Deutschen Einheit gedauert, dass auch in Betrieben in Brandenburg die 35-Stundenwoche kommt. Ab 1. Juli wird die Angleichung bei MTU in Ludwigsfelde wirklich gelebt. Das Besondere bei MTU ist die Einführung in einem Schritt. Vielen hat es fast zu lange gedauert, aber MTU ist ein gutes Beispiel für die Luftfahrtindustrie in Brandenburg. Faire Arbeitszeiten und gute Bezahlung gibt es eben nur mit Tarifvertrag. Die IG Metall hat mit den Beschäftigten im Osten inzwischen in zahlreichen Betrieben Regelungen zur 35-Stundenwoche erkämpft.“

Randolph Landrock, Betriebsratsvorsitzender MTU Ludwigsfelde: „Wir sind zwar spät gestartet, aber dafür landen wir früher. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben lange genug darauf gewartet, im Konzern endlich gleichbehandelt zu werden. Durch die gute Beteiligung der Belegschaft und die IG Metall an der Seite haben wir nach intensiven Verhandlungen mit einem gesprächsbereiten Arbeitgeber ein Ergebnis erzielt, das die lang ersehnte Gerechtigkeit für uns alle schafft.“

Zur teilweisen Kompensation brachten die Beschäftigten bei MTU drei Jahre lang vorübergehend das tarifliche Transformationsgeld ein. Damit werden die höheren Kosten von etwa 8,5 Prozent für die Arbeitszeitreduzierung abgefedert. Mit der Umsetzung gilt im DAX-Konzern MTU jetzt an allen drei Konzernstandorten (München, Hannover, Ludwigsfelde) in der Republik die 35-Stundenwoche.

 

Von: ms

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