05.05.2025 | Mehr als 3000 Teilnehmende, intensive Diskussionen und starke Netzwerke: Die 6. „Streikkonferenz“ am vergangenen Wochenende in Berlin war ein voller Erfolg. Trotz der Herausforderungen durch gesellschaftliche Umbrüche und politische Gegenwinde sind wir als Bewegung bereit, für eine gerechte Zukunft zu kämpfen.
Vom 2. bis 4. Mai fand an der Technischen Universität Berlin die 6. Konferenz gewerkschaftliche Erneuerung ("Streikkonferenz") unter dem Motto "Gegenmacht im Gegenwind" statt. Veranstaltet von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und unterstützt von der IG Metall Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, zog die Konferenz weit mehr als 3000 Teilnehmende an. Der größte Hörsaal der TU Berlin war bis auf den letzten Platz gefüllt, und auch viele Seminarräume platzten aus allen Nähten.
Die Konferenz bot eine Plattform für intensive Diskussionen und den Austausch über Gewerkschaften und Branchen hinweg. Die Teilnehmenden setzten sich mit den großen Herausforderungen auseinander, vor denen die Gewerkschaften derzeit stehen: die erstarkenden rechtsextremen in den Betrieben, die unsichere Zukunft durch die Transformation der Industrie und die Auswirkungen der Kürzungspolitik sowie der unzureichenden Besteuerung hoher Vermögen.
Ein zentrales Thema der Konferenz war die Stärkung der gewerkschaftlichen Gegenmacht in schwierigen Zeiten. In praxisnahen Workshops und Diskussionen wurden aktuelle gewerkschaftliche Kämpfe ausgewertet und Strategien entwickelt, wie die Gewerkschaften auch in Zukunft erfolgreich agieren können. Dabei zeigte sich, dass starke Netzwerke und Solidarität über Gewerkschaften und Branchen hinweg entscheidend sind.
Kerstin Achtmann aus der IG Metall Geschäftsstelle Leipzig fasste ihre Eindrücke zusammen: "Ich war schon bei der letzten Streikkonferenz mit dabei und nun unglaublich überrascht von der hohen Teilnehmendenzahl in Berlin. Das enorme Interesse und die breit aufgestellten Diskussionen zeigen für mich: Als Gewerkschaftsbewegung haben wir gerade ein Momentum. Die Menschen wollen gerade angesichts des erstarkten Rechtsextremismus für ihr gutes Leben kämpfen!"
Trotz schwierigen gesellschaftlichen Bedingungen herrschte also in Sachen Aufbruch und Erneuerung der Gewerkschaften keine Flaute. Erfolgreiche Tarifabschlüsse konnten einen Teil der Inflationsverluste wieder auffangen, und viele Gewerkschaften verzeichnen endlich wieder steigende Mitgliederzahlen. Von lokalen „Häuserkämpfen“ bis zu den großen Tarifrunden kommen verstärkt Arbeitskampf-Methoden zum Einsatz, die auf mehr Beteiligung der Belegschaften setzten. Eine Antwort auf den gesellschaftlichen Rechtsruck kann auch die Politisierung der Debatten innerhalb der Gewerkschaften sein.
Denis Klein vom Volkswagenwerk in Zwickau: "Ich bin bestärkt nach Hause gefahren mit dem Wissen, dass wir in unserer Region mit dem Rechtsruck nicht alleine sind. Vor Ort führen wir unsere jeweiligen Auseinandersetzungen, aber bei dieser Konferenz wird sichtbar, wie viele wir doch sind. Um wieder die Oberhand zu gewinnen, müssen wir viel mehr über Politik sprechen und auch den Betrieb als politischen Raum begreifen. Sonst lassen sich die Leute von Scharlatanen mit immer neuen Überschriften auf die Bäume treiben!"
Die 6. Streikkonferenz war ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass wir Gewerkschaften auch in stürmischen Zeiten das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Mit viel Engagement und Entschlossenheit setzen wir uns für eine gerechte und sozial-ökologische Zukunft für alle ein. Nun geht es darum, den Geist aus der Konferenz mit in den betrieblichen Alltag zu tragen. Enrico Wiesner von Siemens Energy in Berlin: "Wenn man hört, dass in diesen Hörsälen bereits Rudi Dutschke seine Reden gehalten hat, hofft man, dass von dem solidarischen Geist, der bei der Streikkonferenz geherrscht hat, etwas in die Welt geht. Für mich als Mitglied im Arbeitskreis internationale Solidarität der Geschäftsstelle Berlin waren die Möglichkeiten, mich bei den vielen Ständen zu informieren, super toll. Und man trifft so viele tolle Leute aus dem Gewerkschaftsumfeld. Ich kann die Teilnahme an der nächsten Konferenz allen empfehlen, die sich Impulse für ihre Gewerkschaftsarbeit erhoffen!"