Metall-Elektroindustrie/Tarife

IG Metall-Umfrage: Zusätzliche freie Tage stehen hoch im Kurs

12.11.2018 | Zeit oder Geld? Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie können neuerdings wählen und entscheiden sich meist für mehr freie Zeit. Acht zusätzliche freie Tage bietet der Tarifvertrag vom Frühjahr 2018 für Beschäftigte, die Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder langjährig in Schicht arbeiten. Sie können dafür einen Teil des neuen tariflichen Zusatzgeldes einsetzen.

Die IG Metall hat im Frühjahr 2018 für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in einem zukunftsweisenden Tarifvertrag die Möglichkeit festgeschrieben, in besonderen Belastungssituationen zwischen einem tariflichen Zusatzgeld oder freien Tagen zu wählen. In Berlin, Brandenburg und Sachsen haben 25 000 Beschäftigte aus 100 Betrieben entsprechende Anträge gestellt. In allen drei Bundesländern dominiert die Schichtarbeit, und das zeigt sich auch bei den Ergebnissen der Umfrage der IG Metall: Rund 22 000 Anträge wurden von in Schicht arbeitenden Kolleginnen und Kollegen gestellt.

Der Tarifvertrag sichert zudem allen Beschäftigten einen Anspruch auf Reduzierung ihrer Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für bis zu zwei Jahre. Danach haben sie das Recht, zu ihrer ursprünglichen Arbeitszeit zurückzukehren. Diese verkürzte Vollzeit können Beschäftigte zu jedem Quartalsbeginn beantragen, mit einem halben Jahr Vorlauf. In Berlin, Brandenburg und Sachsen beantragten rund 600 Beschäftigte diese Verkürzung.

„Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen, dass die Beschäftigten die neu geschaffenen Möglichkeiten nutzen und wertschätzen“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. Mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit sei ein Wunsch, der landauf und landab zu hören ist, besonders von Menschen in Schichtarbeit. Große Teile der Belegschaften von Schicht-Betrieben hätten die acht zusätzlichen freie Tage beantragt.

Allein Im BMW-Werk in Leipzig mit rund 5 200 Beschäftigten liegen 2 100 Anträge vor. „Ich gehe davon aus, dass diese auch genehmigt werden“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Jens Köhler. Die Kolleginnen und Kollegen müssten zwischendurch Luft holen, sagte Köhler mit Blick auf den Schichtrhythmus. Die hohe Zahl der Anträge auf mehr freie Tage sei ein "deutlicher Fingerzeig, dass Arbeitszeit dauerhaft reduziert werden muss.“ Im Porsche-Werk Leipzig (4 500 Beschäftigte) liegen derzeit 2 500 Anträge vor, davon mehr als 75 Prozent von Schicht arbeitenden Kolleginnen und Kollegen.

Das hohe Interesse der Schichtarbeiter an zusätzlichen freien Tagen wundert uns nicht. Dies zeigt doch, wie sehr ihre Belastungen vor allem durch Mehrarbeit und Sonderschichten in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen dringend mehr zeitliche Freiräume – auch zum Erhalt ihrer Gesundheit. Flexibilität ist jetzt keine Einbahnstraße mehr“, betonte Höbel.

Die Ergebnisse der Befragung zeigten aber auch, dass Erziehende und Pflegende die neuen Möglichkeiten zur Entlastung und besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Leben vielfältig nutzen„Die Beschäftigten wollen mehr Flexibilität, um sich mehr ihren Kindern oder ihren pflegebedürftigen Angehörigen zu widmen. Endlich mehr Zeit für Familie – das haben wir mit diesem Tarifergebnis erreicht“, sagte der IG Metall-Bezirksleiter.

„Wer heute gute Fachkräfte gewinnen will, muss Arbeitszeiten bieten, die zum Leben passen“, sagte Höbel. Arbeitgeber hätten zahlreiche Möglichkeiten, ausfallende Arbeitszeit auszugleichen, etwa durch Nutzung von Arbeitszeitkonten, Qualifizierung und Förderung der Beschäftigten und eine vorausschauende Personalpolitik.

Von: md-aw

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