Schluss mit Niedriglohnpolitik!

Kampf um Flächentarifvertrag bei Linde + Wiemann in Elstra

09.11.2020 | Die Beschäftigten des Automobilzulieferers Linde + Wiemann in Elstra kämpfen um die Einführung des Flächentarifvertrags der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie. Am 5. November fand deshalb eine kurzfristig anberaumte Betriebsversammlung unter freiem Himmel statt. Der Arbeitgeber hatte zuvor zum wiederholten Mal die Verhandlungen abgebrochen.

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Die IG Metall Ostsachsen und der Betriebsrat sahen sich gezwungen, die Kolleginnen und Kollegen über die Auswirkungen des Abbruchs der Gespräche zu informieren und griffen zu dieser ungewöhnlichen Form. Unterstützung erhielten die Beschäftigten in Elstra auch von den Kolleginnen und Kollegen aus dem Werk in Dillenburg und von der Accumotive in Kamenz. Der Arbeitgeber soll zurück an den Verhandlungstisch, die kompromissbereite Linie der Arbeitnehmerseite ist somit beendet.

Eigentlich befand man sich in Elstra bereits auf der Zielgeraden. Im Frühjahr gab es das Bekenntnis der Arbeitgeberseite von Linde + Wiemann über die Einführung des Flächentarifvertrags der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie. Mittlerweile wurde wurde am Standort ein Interims-Chef eingesetzt, der von der Zusage nichts mehr wissen will.

Dabei ist die Einführung des Tarifvertrags für das Werk mit 250 Beschäftigten mehr als dringend nötig. Seit 2014 gibt es am Standort, in dem Stanzteile für die Automobilindustrie gefertigt werden, einen Haustarifvertrag. Wegen der massiven Lohnunterschiede, die zum Teil 20 Prozent unterhalb der Fläche liegen, drohen der Verlust wertvoller Fachkräfte an benachbarte, flächentarifvertragsgebundene Unternehmen. Der wirtschaftliche Schaden, der dadurch entsteht, ist wesentlich höher als die notwendige Investition in vernünftige Löhne.

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen, sagte zum Abbruch der Gespräche: „Auch ohne Pandemie begleiten uns solche Prozesse seit Jahren: Die Arbeitgeber machen ihre Hausaufgaben nicht und versuchen dann alles auf dem Rücken der Beschäftigten abzuladen. Das machen wir nicht mehr mit. In Ostsachsen werden wir weiter daran arbeiten, dass Tarifverträge der Standard und nicht die Ausnahme sind. Linde und Wiemann sehen wir als Schlüssel dafür, dass auch im Bereich der Zulieferer Innovation, Mut und Vorausplanung zum Erfolg führen und dazu gehört auch eine angemessene Entlohnung derer, die die Werte erzeugen und das sind nun einmal die Beschäftigten!“

Christian Göbel, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen sagte: „Wir haben in den Verhandlungen viel Verständnis gezeigt und auf gegenseitiges Vertrauen gesetzt. Wir waren auf einem guten Weg mit klarem Blick auf das Ziel. Kurz vor Ende der Verhandlung wurde uns erneut der Stecker gezogen. Dies ist absolut inakzeptabel. Mit diesem Verhalten stellt der Arbeitgeber sein sozialpartnerschaftliches Verhältnis mit IG Metall und Betriebsrat komplett in Frage. Wir werden den Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zurückholen und sind gezwungen uns von unserer bisherigen, kompromissbereiten Linie zu distanzieren.“

Lars Pietsch, Betriebsratsvorsitzender Linde + Wiemann Elstra ergänzte: „Selbst unsere Kollegen vom Betriebsrat aus dem Hauptwerk aus Dillenburg unterstützen uns heute. Wir sind innerhalb der Werke sehr gut vernetzt und lassen uns nicht mehr spalten. Dieses Ost-West-Gefälle muss endlich beseitigt werden. Unsere Löhne sind tatsächlich so niedrig, dass wir hier sogar ein Ost-Ost-Gefälle haben. Damit ist jetzt Schluss.“
Die Betriebsversammlung am 5. November, an der auch Betriebsräte aus dem Linde + Wiemann Werk in Dillenburg und von der Accumotive in Kamenz teilgenommen haben, wird der Beginn einer harten Auseinandersetzung werden. Die Kolleginnen und Kollegen in Elstra wollen endlich Schluss mit der Niedriglohnpolitik machen und somit auch die Zukunft ihres Standorts sichern.

Fotos gibt es auf der Seite der IG Metall Ostsachsen.

Von: igm-kk

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