Tarifbindung

Tarifbindung bei Daimler-Töchtern in Leipzig und Kamenz

06.08.2019 | In zwei Daimler-Tochter-Betrieben im Bezirk gilt seit Mitte Juli die Tarifbindung. Die IG Metall einigte sich mit der Geschäftsführung von Cars Technik und Logistik in Wiedemar auf einen Haustarifvertrag für die rund 220 Beschäftigten. Accumotive in Kamenz wird in den Arbeitgeberverband VSME eintreten und in den nächsten zwei Jahren den Flächentarifvertrag für die rund 2.000 Beschäftigten einführen.

Beschäftigte von Accumotive zeigten Gesicht für ihre Forderung nach einem Tarifvertrag – erfolgreich. Foto: IG Metall

Auch die Kolleginnen und Kollegen von Cars in Wiedemar waren mit ihren Aktionen für einen Tarifvertrag erfolgreich. Foto: Joachim E. Röttgers Graffiti

Seit Ende letzten Jahres befindet sich die IG Metall Ostsachsen in Tarifverhandlungen mit der 100-prozentigen Daimler Tochter Accumotive in Kamenz. Die Verhandlungsergebnisse sind unter anderem eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro sowie das Erreichen des tariflichen Entgelts der Fläche in weniger als 24 Monaten. Effektiv heißt das für einige Beschäftigte bereits ab dem
1. Januar 2020 monatlich zwischen 200 und bis zu 600 Euro mehr in der Tasche.

„Wir haben monatelang in unserer Tätigkeit als Betriebsrat mit der Geschäftsführung über Entgelt, Eingruppierungen und Bänder gesprochen“, sagte Betriebsrat Andreas Jaschke. „Nur gemeinsam mit der IG Metall ist Bewegung in das Ganze gekommen. Und dann haben wir in eineinhalb Jahren das geschafft, wofür die Kolleginnen und Kollegen im Westen zum Teil 30 oder 40 Jahre gebraucht haben. Darauf bin ich besonders stolz.“

„Die Accumotive ist für die Region eine der größten und bedeutendsten Arbeitgeberinnen, da sie zum einen am Ende der Transformation steht und somit positiv die Energiewende gestaltet, zum anderen aber auch zeigt, dass diese Region eine Zukunft als Energieregion hat“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. „Zusammen mit allen vereinbarten Regelungen liegt der effektive Entgeltzuwachs innerhalb der nächsten fünf Jahre für einen Produktionsmitarbeiter bei 7.000 bis 10.000 Euro. Das ist beachtlich und sucht bundesweit seines Gleichen.“

Bei Cars in Wiedemar steigen die Einkommen in den nächsten zwölf Monaten im Schnitt um 16,3 Prozent. Die Erhöhung sieht mehrere Stufen vor: 8,1 Prozent sind es im ersten Schritt rückwirkend zum März 2019; ab 1. Juli 2019 kommen weitere 2,7 Prozent dazu. Ab 1. Oktober 2019 steigt das Entgelt um 2,9 Prozent und ab 1. Juli 2020 um 2,6 Prozent. Obendrauf kommen Urlaubsgeld (im Juli 2019), Weihnachtsgeld (im November 2019) sowie Leistungszulagen und weitere Zuschläge für Schicht-, Mehr- und Wochenendarbeit. Tariferhöhungen aus dem Kfz-Gewerbe Sachsen werden zukünftig auch bei der Cars weitergegeben.

„Die vereinbarte Arbeitszeitverkürzung von 40 auf 39 Wochenstunden ab April 2021 ist, gerade vor der aktuellen Diskussion um die Angleichung der Arbeitszeit in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie, ein wichtiges Signal“, sagte Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig.

Hintergrund Cars Wiedemar:
Bereits im Oktober und November 2018 hatte die Belegschaft mit Warnstreiks Druck gemacht. Am 29. Januar 2019 wurde die Arbeit sogar für einen ganzen Tag niedergelegt. 150 Beschäftigte fuhren an dem Tag nach Stuttgart und demonstrierten vor der Daimler-Zentrale für ihre Forderungen, weil die Konzernspitze beim Thema Arbeitszeit blockierte. Mehrere betriebliche Mitgliederbefragungen der IG Metall hatten ergeben, dass die Kolleginnen und Kollegen kürzer und flexibler arbeiten wollen, um Beruf und Privatleben besser vereinbaren zu können.
Bei Cars in Wiedemar bei Leipzig arbeiten rund 220 Männer und Frauen. Sie bauen beispielsweise Mercedes-Benz Autos zu Polizei-Einsatzfahrzeugen um und übernehmen den Lkw-Transport zum Kunden.
Internetmeldung der IG Metall Leipzig


Hintergrund Accumotive Kamenz:
Die Accumotive in Kamenz ist in den letzten zwei Jahren massiv gewachsen, aktuell hat sie knapp 2.000 Beschäftigten, davon circa 50 Prozent Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer. Am Standort werden Batterien für Hybride, Bordnetze und Vollbatterien für die gesamte Daimler-Flotte gebaut. Seit Ende Dezember hatte die IG Metall Ostsachsen Daimler zu Tarifverhandlungen aufgefordert, nachdem es ein einstimmiges Votum der Mitgliederversammlungen dazu gab. Mit viel Kreativität und einem langen Atem kämpfen die Beschäftigten gemeinsam mit der IG Metall um die Einführung des Flächentarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen.
Internetmeldung der IG Metall Ostsachsen

 

Von: aw

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