11.04.2025 | Die Ankündigung zur Standortschließung von Bosch Powertools in Sebnitz lässt die Region Ostsachsen beben. Betriebsrat, Beschäftigte und IG Metall kündigen erbitterten Widerstand an.
Ernste, aber selbstbewusste Gesichter prägten am 10. April die außerordentliche Betriebsversammlung vor dem Werkstor von Bosch Powertools in Sebnitz. Über 200 Kolleginnen und Kollegen, die gesamte anwesende Belegschaft, versammelten sich am Mittag, um gegen die geplante Schließung des Standorts zu protestieren. Ein erstes Zeichen dafür, dass sie zu Widerstand gegen die jüngst bekanntgegebenen Schließungspläne bereit sind.
Rendite um jeden Preis?
„Ich erkenne bei diesem Verhalten nicht mehr die Werte, für die Bosch einmal stehen wollte. Das sieht alles nur noch nach einem Aktienkonzern aus, der Rendite um jeden Preis will und sie über die Interessen der Menschen stellt“, kritisierte Betriebsratsvorsitzender Jens Ehrlichmann, der durch die Versammlung führte. Die Betroffenheit und der Unmut unter den Beschäftigten waren deutlich spürbar. „Wir sind sprachlos, wie hier mit den Menschen umgegangen wird, die in der Vergangenheit für den Erfolg des Standorts gesorgt haben“, sagte Ehrlichmann weiter.
„Das ist ein Skandal, den wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen werden“, betonte Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen, vor den versammelten Teilnehmern. „Was mich besonders erschüttert, ist, dass hier nicht eine Insolvenz vorliegt, sondern dass jemand einfach den Hals nicht voll bekommt. Der Gewinn alleine reicht nicht, es muss mehr Gewinn sein. Als IG Metall werden wir nicht zulassen, dass dieser Standort sang- und klanglos aus Renditegier geschlossen wird.“
Standort mit großer Bedeutung für die Region
Für die Region ist der Arbeitgeber Bosch Powertools von enormer Bedeutung. Das verdeutlichte auch die Anwesenheit von Bürgermeister Ronald Kretzschmar. Er zeigte sich solidarisch mit den Beschäftigten. „Wir werden uns gemeinsam für den Erhalt des Standorts einsetzen“, sagte er. „Die Gemeinde profitiert enorm vom Standort und ich wünsche mir sehr, dass es weitergeht. Von politischer Seite aus möchte ich meine volle Unterstützung signalisieren.“
Auch der DGB und Betriebsräte von verschiedenen Industriebetrieben der Region waren als Gäste anwesend und zeigten ihre Unterstützung, darunter Stephan Lauckner, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen (ehrenamtlich) und Betriebsratsvorsitzender der Accumotive in Kamenz, und Rico Wiedner, Betriebsratsvorsitzender Endress & Hauser SICK in Ottendorf-Okrilla.
Diese Betriebsversammlung markiert den Anfang des Widerstands
Axel Drescher, der für den Standort zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen, rief dazu auf, zusammenzuhalten und kräftig Lärm zu machen. „Jetzt müssen sich alle unterhaken. Dass heute alle vors Tor gekommen sind, ist ein erstes starkes Signal. Jetzt müssen aber auch alle Mitglied der IG Metall werden und mitkämpfen: Für den Erhalt des Standorts und der guten Jobs, die es hier gibt!“
Die Betriebsversammlung endete mit einem klaren Signal: Der Kampf um den Erhalt des Standorts Sebnitz hat gerade erst begonnen. „Wir steigen jetzt in die Aktionsplanung ein und überlegen uns die nächsten Schritte. Klar ist, es wird nicht bei nur so einer Versammlung vor dem Tor bleiben. Wir werden uns Gehör verschaffen!“, verspricht Axel Drescher.