Tarifbewegung Metall- und Elektroindustrie 2022:

„Wir wollen acht Prozent“

01.07.2022 | Von Zwickau über Dresden und Berlin bis nach Oranienburg und Potsdam: Die gut 300.000 Beschäftigten der Metall-/Elektroindustrie im IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen fordern mehr Geld – für ihre gute Leistung und steigende Lebenshaltungskosten, für ihre Familien und um der ungewissen Zukunft gelassener begegnen zu können. Acht Prozent wollen wir, bei einer Laufzeit von 12 Monaten und im Abschluss eine soziale Komponente für die unteren Entgeltgruppen sowie die Auszubildenden – die Tarifkommissionen der IG Metall BBS haben dem Vorstand unsere Forderung einstimmig zur Beschlussfassung empfohlen. Auf geht’s!

Einstimmig - die Tarifkommisssionen beschließen die Forderung

"Wir wollen oben landen. Es muss mindestens eine 8 bei einer Laufzeit von 12 Monaten sein. Wir wollen die Tabellenwirksamkeit ab Kündigung oder eine ordentliche Einmalzahlung." Jens Köhler, Betriebsratsvorsitzender BMW-Werk Leipzig

"Mercedes geht es sehr, sehr gut. Unser Werk macht Rekordgewinne. Wir hätten gern zehn Prozent, tragen aber auch die acht Prozent Forderung mit." Patrick Succo, Vertrauenskörperleiter Mercedes Benz-Werk Berlin

"Eine mitgliederwirksame Komponente ist wichtig. Wir hätten außerdem gerne eine überproportionale Entgeltsteigerung bei den Azubis." Tim Nitsche, Siemens Energy, Jugendvertreter

"Die Mitglieder wollen zwischen 8 und 10 Prozent. Die, die jeden Tag pendeln müssen, die brauchen mehr. Zum Jahresende kommen die Rechnungen für die Familien, daher wollen die Kollegen auch eine größere Einmalzahlung, die auch entlastet.“ Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender ZF Brandenburg

"Wir brauchen 10 Prozent und wir brauchen auch den Mitgliederbonus. Wir haben uns beim letzten Mal kräftig am Warnstreik beteiligt, das machen wir dieses Mal auch." Mendy Wendt, Daimler-Werk Ludwigsfelde

"Unser Unternehmen hat gut verdient. Die 8 Prozent sind ein realistischer Wert, für den wir auch streiken können. Dafür werden wir massiv kämpfen, das müssen wir auch. Unser Thema ist aber: Haben wir noch genug Gas, um am Ende des Jahres weiter zu produzieren? Wir haben andere Standorte im Unternehmen, die haben keine Gasprobleme." Lars Papenbrock, Betriebsratsvorsitzender Gilette Fotos: Wolfgang Zeyen

Das wird nicht einfach. Eine so hohe Tarifforderung stellen Gewerkschaften nur selten. Das letzte Mal war 2008: Da forderte die IG Metall ebenfalls acht Prozent. „Die IG Metall-Mitglieder spüren den Preisanstieg überall. Da die ungewöhnliche Inflation vor allem auf den Ukraine-Krieg zurück zu führen ist, ist aktuell auch der Staat mit weiteren Entlastungsmaßnahmen gefordert", sagt Bezirksleiterin Birgit Dietze. "Die 8 Prozent sind eine ordentliche Forderung. Da niedrige Entgelte besonders betroffen sind, wollen wir einen Abschluss erzielen, in dem es eine soziale Komponente für untere Entgeltgruppen und die Auszubildenden gibt. Und wir wollen ein Extra für die unteren Lohngruppen.“

Doch Tarifrunden sind kein Kaffeekränzchen. Gerade in schwierigen Zeiten lassen sich die Arbeitgeber viel einfallen und sind bereit, den Untergang des Abendlandes an die Wand zu sprühen, sollten wir unseren fairen Anteil am Ergebnis durchsetzen wollen.

Dagegen hilft nur: zusammenhalten, die Reihen schließen – neue Mitglieder gewinnen, die Kolleg*innen im Betrieb mit auf die Tarifreise nehmen und auf potenzielle Streiks vorbereiten. Oder anders formuliert: Solidarität gewinnt, das ist unser IG Metall-Markenzeichen und es ist das Motto unserer Tarifbewegung 2022.

Auf geht’s Kolleginnen und Kollegen: Wir alle wissen, dass unsere Tarifbewegung 2022 nach den  Sommerferien richtig ins Rollen kommen muss. In diesem Sinne: Erholt Euch gut und nachhaltig, sammelt Kraft. Am 10. September sehen wir uns in Leipzig zum Tarifauftakt!

 

WARUM NICHT MEHR ALS ACHT PROZENT?

Generell werden wir an einem guten Ergebnis gemessen und nicht an der Höhe einer Forderung. In der Stahlindustrie hatten wir jüngst mehr als 8 Prozent gefordert. Stahl hat jedoch gerade eine Sonderkonjunktur, die es in der ausdifferenzierten Metall-/Elektroindustrie so nicht gibt. Wir sollten alle Kraft gut bündeln, um ein hohes Ergebnis durchzusetzen.

 

WAS PASSIERT, WENN DIE INFLATION WEITER STEIGT?

Die Tarifpartner vereinbaren den Tariflohn. Entwickeln sich Dinge, die sie nicht zu verantworten haben – wie Pandemien, Kriege oder Finanzkrisen –, muss die Gesellschaft insgesamt Lösungen  finden: zum Beispiel, indem sie die Gasversorgung und die Mobilität subventioniert, damit die Verbraucher*innen sie weiterhin bezahlen können. Auch dafür macht sich die IG Metall für ihre Mitglieder stark, bei der Politik.

 

WIE ENGAGIERE ICH MICH IN DER TARIFBEWEGUNG 2022?

Diskutiert unsere Forderung im Betrieb und macht bei unseren Aktionen mit. Werdet Mitglieder und werbt neue Mitglieder. Solidarität gewinnt, das gilt vor allem in Tarifrunden!

 

Von: jb

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