IG Metall-Aktionstag

70 Prozent der Firmen lagern ihre Arbeit über Werkverträge aus

24.09.2015 | Mit einem bundesweiten Aktionstag an diesem Donnerstag prangert die IG Metall den Missbrauch von Werkverträgen an und macht in den Betrieben der Automobilhersteller für ein Gesetz gegen den Missbrauch von Werkverträgen mobil. Regionale Schwerpunkte waren Kundgebungen in Leipzig mit Porsche und BMW sowie Mercedes-Benz in Berlin.

Foto: Christian v. Polentz

In Leipzig hieß es heute: "Gesicht zeigen, Druck machen, Politik bewegen". Die IG Metall rief zur Kundgebungen bei Porsche und dem BMW Werk auf. Bei dem heutigen Aktionstag sei nicht nur die Politik im Visier, sondern auch die Unternehmen, sagte Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall, in Leipzig. Für alle industrienahen Dienstleistungen müssten die Unternehmen vernünftige Tarifverträge mit der IG Metall abschließen. Erste Erfolge konnte die IG Metall bereits bundesweit erzielen.

 

Tarifverträge für Fremdfirmen

Auf zwei Kundgebungen wies Wetzel darauf hin, dass es allein in neun Leipziger Werksvertragsunternehmen für rund 2.500 Beschäftigte Tarifverträge mit der IG Metall gebe. "Damit hat die IG Metall Leipzig Pionierarbeit geleistet und neue Standards gesetzt", sagte Wetzel. So wolle BMW zukünftig den Logistikdienstleistern Vorrang einräumen, die einen Firmentarifvertrag mit der IG Metall vorweisen können.

 

"Ich bin zuversichtlich, dass wir bei Porsche ähnliches hinbekommen", kündigte der Gewerkschafter an. Zugleich wies Wetzel darauf hin, dass die IG Metall nicht grundsätzlich gegen Werkverträge sei, "sondern gegen die Werkverträge, die ausschließlich dafür genutzt werden, um Löhne zu senken und Arbeitsbedingungen zu verschlechtern."

 

Umfrage belegt miese Arbeitsbedingungen

Laut einer Umfrage der IG Metall unter Betriebsräten vom Mai dieses Jahres, lagern 70 Prozent der Unternehmen in Berlin, Brandenburg und Sachsen ihre Arbeit über Werkverträge an Fremdfirimen aus. In jedem fünften Betrieb haben Werkverträge zugenommen und in jedem zweiten Betrieb wurden durch Fremdvergabe bereits Stammarbeitsplätze ersetzt.

Besonders beunruhigend ist aus Sicht der Betriebsräte, dass die Arbeits- und Entgeltbedingungen in den beauftragten Werkvertragsunternehmen sichtbar schlechter sind als in den Unternehmen, die die Aufträge auslagern: 58 Prozent der befragten Betriebsräte beantworten dies mit „Ja“. Ausreichende Einflussmöglichkeiten gibt es nicht, denn Werkverträge sind von der Mitbestimmung ausgenommen. So gibt es nur in sieben Prozent der Betriebe Vereinbarungen mit den Betriebsräten, in denen die Auslagerung der Aufträge vorher geregelt wurde. Fehlende Mitbestimmung sorgt auch für schlechtere Rahmenbedingungen für die Beschäftigten in den Werkvertragsunternehmen: Nur in 18 Prozent der Werksvertragsbetriebe gibt es einen Tarifvertrag.

 

Klare gesetzliche Regelungen gefordert
Anlässlich des Aktionstags fordert IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel: »Wir erwarten bessere Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Betriebsräte bei Aus- und Verlagerungen sowie klare gesetzliche Kriterien, was einen Werkverträge von Leiharbeit oder Soloselbständigkeit unterscheidet. Die Betriebe stehen zudem in der Pflicht, auch im Interesse einer nachhaltigen Fachkräftegewinnung, gut bezahlte Erwerbstätigkeit in Vollzeit zu erhalten und nicht ihre Kerngeschäfte auszugliedern.«

Protest bei Mercedes-Benz

Bereits um 10 Uhr demonstrierten vor ihrem Werk in Berlin-Marienfelde rund 300 Beschäftigte von Mercedes-Benz für faire Arbeit und Mitbestimmung. Sie wurden hierbei auch von Beschäftigten anderer Betriebe unterstützt. Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall sagte vor dem Tor: „Unternehmen lagern immer öfter Arbeit über Werkverträge aus in betriebsratsfreie und tariflose Zonen in relevanten Bereichen der Wertschöpfung. Die IG Metall kritisiert diesen Missbrauch zum Lohndumping."  „Wir dürfen nicht zulassen, dass in den Unternehmen eine Dreiklassengesellschaft aus Stammbeschäftigten, Leiharbeitern und Werkvertragsbeschäftigten entsteht“, sagte Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin.

 

Werkverträge im "Berliner Fenster"
Mit Beginn des Aktionstages zeigt die IG Metall im Berliner Verkehrsnetz einen Spot im „Berliner Fenster“, um auf das Thema aufmerksam zu machen. IG Metall-Betriebsräte haben die Bundesregierung an diesem Montag (21. September) in zahlreichen großen Tageszeitungen aufgerufen, die im Koalitionsvertrag angekündigten Gesetze gegen den Missbrauch von Werkverträgen konsequent umzusetzen.

 

Weitere Aktivitäten sind  am 7. Oktober, dem Tag gegen prekäre Beschäftigung, geplant.

 

Von: bg

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