Afghanische Frauenrechtlerin fordert zivile Hilfe statt Besatzung

18.09.2007 | Afghanistan braucht zivile internationale Hilfe statt Besatzung, sagte die afghanische Frauenrechtlerin Malalai Joya am Dienstag in Berlin. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr wies sie darauf hin, die Zivilbevölkerung sehe ihre anfängliche Hoffnung auf Freiheit und Demokratie enttäuscht. »Wir sehen uns eingeschlossen zwischen zwei Feinden der Demokratie: Der US-freundlichen Nordallianz auf der einen Seite und den islamistischen Taliban auf der anderen Seite. Das Ergebnis ist: Der Hass im Volk auf alle Besatzertruppen wächst«, sagte Frau Joya.

Die deutschen Truppen in Afghanistan, so Frau Joya, müssten unabhängig von der US-Strategie handeln und einen Strategiewechsel vollziehen. »Wir brauchen zivile Hilfe, keine Besatzung«. Zivilisten, vor allem Frauen und Mädchen, hätten unter dem derzeitigen Zustand stärker zu leiden als vor dem Einmarsch ausländischer Soldaten nach Afghanistan. Ihr Fazit nach sechs Jahren ausländischer Truppenpräsenz: Frauenrechte können nicht mit Männergewalt verwirklicht werden.  »Vergewaltigungen, Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen in den Familien, der Ausschluss von Frauen und Mädchen vom Schulbesuch sind bei uns grausamer Alltag«, unterstrich sie. 2007 besuche nur eines von fünf Mädchen die Grundschule,  und nur eines von 20 Mädchen gehe auf eine weiterführende Schule. »Das straft die Argumentation Lügen, Demokratie und Freiheit sowie neue gesellschaftliche Strukturen könnten nur unter militärischem Schutz geschaffen werden«, sagte Frau Joya.

 

Malalai Joya ist eine über die Landesgrenzen Afghanistans hinaus bekannte Frauenrechtlerin. Sie engagiert sich gegen Islamisten und kriegführende Warlords. Dafür erhielt sie 2005 das Vertrauen ihrer Wählerinnen und Wähler in der Provinz Farah und gewann ein Parlamentsmandat. Ihre offene Kritik an der Regierung sowie an Kriegsverbrechern und Drogenbaronen, die sie im Parlament identifizierte, führte zum Entzug ihres Mandats. Sie akzeptiert dies nicht und engagiert sich weltweit für die Umsetzung demokratischer Frauenrechte und für einen friedlichen Aufbau Afghanistans.

Von: md

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