Berlin – Hauptstadt der prekären Jobs

17.09.2007 | Trotz des Wirtschaftsaufschwungs entstehen in Berlin kaum neue Regulär-Arbeitsplätze, sondern vornehmlich prekäre Beschäftigung wie Mini-Jobs, Leiharbeit oder 1-Euro-Jobs. Die Normalarbeitsverhältnisse gehen gleichzeitig drastisch zurück. Berlin ist die Hauptstadt der prekären Beschäftigung, belegen Untersuchungsergebnisse einer Tagung des DGB Berlin-Brandenbrug und der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Arbeit in Berlin: Temporär prekär oder einfach abgehängt?“

Hauptsache Arbeit? Immer mehr Menschen verdienen so wenig, dass sie ihr Einkommen mit staatlichen Zuschüssen aufbessern müssen.

„Das sogenannte Prekariat reicht bis weit in die Mitte unserer Gesellschaft hinein, wie nicht zuletzt Analysen aus der vielgerühmten Kreativwirtschaft (u. a. Film, Werbung, Buch) Berlins belegen. Hinter einer Glitzerfassade verbergen sich Scheinselbstständige, die trotz Selbstausbeutung oft ihr Existenzminimum nicht absichern können“, sagte Doro Zinke, stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg. In Europa fielen bereits 40 Prozent aller Jobs unter die Kategorie „geringe Sozialstandards und ungeschützt“. Zinke verwies auf die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf, die mit ihrer Kampagne für „decent work“ auf die Notwendigkeit gerecht bezahlter, menschenwürdiger und sicherer Arbeit aufmerksam mache.

Auf der Tagung wies der Arbeitsmarktforscher Dr. Karsten Schuldt darauf hin, dass in der Hauptstadt bereits 80.000 Menschen staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen, weil sie von ihrem Verdienst allein nicht leben könnten.

 

Der Anteil der  Normalarbeitsverhältnisse ist in Berlin von 45,6 Prozent aller erwerbsfähigen Personen 1991 auf 27,9 Prozent im Jahr 2004 zurückgegangen. Im Bundesdurchschnitt lag er 2004 bei 34,1 Prozent. Die DGB-Vize erneuerte die Forderung, mit Einführung eines Mindestlohns ein finanzielles Sicherheitsnetz zu knüpfen, damit arbeitende Menschen nicht ins Bodenlose stürzten. Die guten Erfahrungen u. a. aus Großbritannien bestärkten den DGB darin, die Kampagne für einen Mindestlohn in Deutschland zu forcieren.

Von: md

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