Bertelsmann-Stiftung: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei Leiharbeit das richtige Ziel

25.02.2011 | Der bei den Hartz-IV-Verhandlungen gefundene Kompromiss führt aus Sicht der Bertelsmann Stiftung kaum zu Verbesserungen für Arbeitnehmer in der Zeitarbeit. Zwar sei der vorgesehene Mindestlohn ein Schritt in die richtige Richtung, die Weichen für die notwendige Erleichterung beim Übergang von der Zeitarbeit in reguläre Beschäftigungsformen seien aber nicht gestellt worden, kritisierte der Arbeitsmarktexperte Eric Thode von der Bertelsmann-Stiftung.

Eric Thode, Arbeitsmarktexperte bei der Bertelsmann-Stftung

"Nach wie vor ist der deutsche Arbeitsmarkt zu stark segmentiert", sagte Thode. "Auf der einen Seite stehen Erwerbstätige in gut abgesicherten Normalarbeitsverhältnissen, auf der anderen Seite die atypisch Beschäftigten mit oftmals schlechteren Arbeitsbedingungen, geringeren Löhnen und unstetigen Erwerbsverläufen." Die ursprünglich vorgesehene Brückenfunktion in reguläre Beschäftigung habe die Politik inzwischen aus den Augen verloren. Dabei hätte die angemessene Umsetzung des Prinzips "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" ein Einstieg sein können, kritisierte Thode.

Eine stufenweise Angleichung der Löhne und Arbeitsbedingungen von Zeitarbeitskräften an die der Stammbelegschaften mit zunehmender Einsatzdauer im Betrieb würde die Erwerbslage erfahrener Zeitarbeitskräfte verbessern und gleichzeitig Anreize für die Übernahme in eine Festanstellung beim Entleihbetrieb schaffen. Darüber hinaus sollte der Gesetzgeber Anreize dafür schaffen, dass Zeitarbeitsfirmen ihre Mitarbeiter verstärkt in dauerhafte Tätigkeiten vermitteln. Schließlich müsse auch darüber nachgedacht werden, wie die Absicherung von Menschen verbessert werden kann, die zwischen Zeitarbeit und Arbeitslosigkeit hin- und herpendeln. Antworten auf all diese Fragen sei der Vermittlungsausschuss schuldig geblieben, sagte Thode.

Im internationalen Vergleich habe Deutschland, abgesehen von einigen südeuropäischen Ländern, seit Mitte der 90er Jahre die größten Deregulierungsschritte auf dem Arbeitsmarkt vollzogen. Der Anteil mehrjährig Beschäftigter in der Zeitarbeit habe seither stetig zugenommen. Sowohl die Kurzzeit- als auch die Langzeitbeschäftigten in der Zeitarbeit trügen hohe Flexibilitätslasten. Häufige Wechsel zwischen Zeitarbeit und Arbeitslosigkeit machten das Erwerbsleben unsicher, erhöhten das Armutsrisiko und verhinderten oftmals den Sprung in dauerhafte Beschäftigungsformen. Lediglich 7 Prozent ehemals langzeitarbeitsloser Zeitarbeiter würden in eine Festanstellung übernommen, sagte Thode.

Die Politik sei gefordert, den Ausgleich zwischen Flexibilitätserfordernissen und Sicherheitsbedürfnis zu schaffen. Wie das gelingen könne, zeige der Blick in andere Länder. In Frankreich erhielten Zeitarbeitskräfte über die Grundvergütung hinaus eine Prämie von 10 Prozent der Lohnsumme als Ausgleich für die größere Unsicherheit in der Zeitarbeit. Diese Prämie entfalle jedoch, wenn im Anschluss an die Zeitarbeit ein unbefristetes Arbeitsverhältnis beim Entleihbetrieb geschlossen werde, erläuterte Thode. Damit werde der Übergang in ein Festanstellungsverhältnis gefördert. Darüber hinaus zahlten die Zeitarbeitsfirmen in Frankreich in eine Umlage ein, aus der Weiterbildungsangebote für Arbeitskräfte in verleihfreien Zeiten angeboten würden. Dies erhöhe die Beschäftigungsfähigkeit und somit die Chancen auf eine dauerhafte Arbeitsmarktintegration

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Von: md

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