Bosch-Siemens-Hausgeräte: "Waschmaschinen bau'n wir besser mit Tarif!"

06.05.2013 | Premiere in Nauen: Bei Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH) legte am Montag die komplette Frühschicht eine halbe Stunde die Arbeit nieder – für einen Tarifvertrag. Die rund 200 Warnstreikenden standen erstmals und sehr lautstark vor ihrem Tor. Ihr Signal an die Chefs: Wir nehmen den tariflosen Zustand nicht mehr hin. Die Stimmung in der Belegschaft hat sich gedreht. Denn: Die Zahl der IG Metall-Mitglieder im Betrieb ist enorm gestiegen.

Foto: Transit Berlin, Christian v. Polentz

Beim Warnstreik singen sie nach der Melodie eines Werbespots: "Waschmaschinen bau'n wir besser mit Tarif".  Die Stimmung  ist heiß, und ein BSH-Geschäftsführer hört auf seinem Beobachtungsposten aus dem Pulk der Warnstreikenden den Satz:  "Wir sind der einzige Standort in Ostdeutschland, und wir sind die einzigen ohne Tarifvertrag". Es ist greifbar: Alle Unsicherheit ist verflogen. Hier stehen Menschen, die genau wissen, was sie wollen, und sie werden sich nicht mehr abweisen lassen.

 

Für den Betriebsratsvorsitzenden Jörg Schilling ist klar: Nur ein Tarifvertrag bringt Klarheit und Verlässlichkeit, die die Geschäftsführung mit ihrer Politik des Spaltens und Herrschens nicht geben kann. "Schluss mit der Ungleichbehandlung und den Nasenprämien, mit denen Wohlverhalten gegenüber den Chefs honoriert wird", fordern Redner auf der Kundgebung. Aus Erfahrung mit der erpresserischen Firmenpolitik weiß Schilling: Verzicht lohnt nicht. Immer war die Vergabe von Produkten an BSH Nauen an Zugeständnisse der Belegschaft geknüpft. "Das hat trotzdem nicht verhindert, dass die Trocknerproduktion nach Polen wanderte und eine neue Waschmaschine nach Russland vergeben wurde", sagt Schilling.

 

Die Bezahlung in Nauen richtet sich bis heute in etwa nach dem Flächentarif der Metall- und Elektroindustrie in Brandenburg. Doch damit hört es schon auf: Keine Schichtzuschläge, nur Nachtschichtarbeit wird in Zeit ausgeglichen. Es gibt nur 26  bis 28 Urlaubstage. Wer längere Zeit krank ist, bekommt Urlaubstage abgezogen.

 

Jetzt verlangt die Geschäftsführung eine Betriebsvereinbarung, um die Wochenarbeitszeit ab November von 38 auf 40 Stunden zu erhöhen. "Und das wollten sie uns noch als Verdienstzuwachs verkaufen", sagt einer der Warnstreikenden zornig. Wachsender Unmut herrscht auch wegen der angekündigten Einführung von NENA - keine neue deutsche Welle, sondern ein Arbeitgeber-ERA: "Also eine Mogelpackung, mit der sie uns weiter schröpfen wollen", sagt Mario Machule, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender.

 

 

 

 

 

Von: md

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