Bundespräsident Gauck findet Engagement in Gewerkschaft cool
23.03.2012 | Bundespräsident Joachim Gauck hat sich bekannt: Zum Sozialstaat und zu bürgerschaftlichem Engagement in Parteien und Gewerkschaften. Freiheit und Gerechtigkeit bedingen einander, so die Botschaft seiner ersten Grundsatzrede nach der Vereidigung vor dem Bundestag am 23. März. Dabei wählte er volksnahe Worte. „,Wie bitte, du bist aktiv in einer Gewerkschaft?‘ Manche finden das dann ,uncool‘“, sagte er.
Bundespräsident Gauck: Vielversprechende Grundsatzrede
Ja zu bürgerschaftlichem Engagement
Mehr als mancher im Westen Aufgewachsene weiß Gauck die Bürgergesellschaft zu schätzen. Das Engagement in Parteien und Gewerkschaften gelte oft als uncool, sagte er. Doch: „Wo wäre unsere Gesellschaft ohne derlei Aktivitäten?“ Gestalten und Verantwortung zu übernehmen sei eine der schönsten Möglichkeiten des menschlichen Daseins, so Gauck.
Ja zum Sozialstaat
Freiheit sei "eine notwendige Bedingung von Gerechtigkeit" - aber auch umgekehrt: "Das Bemühen um Gerechtigkeit ist unerlässlich für das Bewahren von Freiheit." Der Staat müsse beides verbinden. "Der Weg dazu ist nicht der einer paternalistischen Fürsorgepolitik, sondern ein Sozialstaat, der vorsorgt und ermächtigt", sagte Gauck.
Niemand dürfe den Eindruck haben, kein Teil der Gesellschaft zu sein, weil er "arm, alt oder behindert" ist.
Gegen Rechtsextremismus, für Demokratie
Unter großem Beifall rief das Staatsoberhaupt zur entschlossenen Abwehr des Rechtsextremismus auf: "Euer Hass ist unser Ansporn. Wir lassen unser Land nicht im Stich." Gauck fügte an die Adresse der Rechtsextremisten hinzu: "Ihr werdet Vergangenheit sein und unsere Demokratie wird leben."
Gauck mahnte an, nicht auf Distanz zur Demokratie zu gehen. Wo sei die Gesellschaft ohne politisches Engagement, fragte er. "Findet euch nicht ab mit dieser zunehmenden Distanz", appellierte Gauck an Regierende und Regierte. Wer die Möglichkeit der politischen Teilhabe nicht nutze, vergebe die Chance, "Verantwortung zu leben".