IAA: Symposium zur Zukunft des Autos

IAA-Symposium von IG Metall und VDA: Der Wandel ist gewaltig

20.09.2017 | Elektrifizierung, Digitalisierung, Automatisierung: Die Automobilindustrie steht vor ihrem größten Umbruch. Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, sowie Vertreter aus Politik und Industrie diskutierten beim gemeinsamen IAA-Symposium von IG Metall und VDA über neue Mobilitätskonzepte und die Zukunft der Branche.

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Einfache Antworten, das zeigte dieser Vormittag eindrücklich, gibt es nicht. Dazu sind die Veränderungen zu vielschichtig und unübersichtlich, dazu ist der Wandel, der auf die Branche in den kommenden Jahren zukommen wird, zu rasant. "Der Transformationsprozess, vor dem die Automobilindustrie steht, hat in seiner Dynamik und seiner Tiefe keinen Vorläufer", betonte Jörg Hofmann zum Abschluss des IAA-Symposiums im Congress Center auf der Messe in Frankfurt. Die Automobilbranche befinde sich mitten in einem "Pfadwechsel" von einem reinen Mobilitätshersteller hin zu einem Mobilitätsanbieter. "Bislang haben wir keine einfachen Antworten parat auf die Frage, wie wir die Transformation gestalten können, wie es uns gelingen kann, auch in Zukunft gute Arbeits- und Entgeltbedingungen in der Automobilindustrie sicher zu stellen", so der IG Metall Vorsitzende. 

Klar ist: Neue Technologien und Produktionsverfahren, neue Kooperationspartner und Konkurrenten, neue Geschäftsmodelle, Mobilitätskonzepte sowie Formen der nationalen und internationalen Arbeitsteilung werden sich in den kommenden Jahren durchsetzen. Damit aber gerät das gesamte Gefüge aus vertrauten Konzepten und stabilen Strukturen in Bewegung. "Auf diesen Wandel ist bislang weder die Industrie, noch die Arbeitsmarktpolitik ausreichend eingestellt", sagte IG Metall Chef Jörg Hofmann.

Auch das Pariser Abkommen zum Klimaschutz, mit dem sich die Europäische Union zu neuen CO2-Reduktionszielen verpflichtet hat, stellt die Branche vor große Herausforderungen: Der Weg in neue Antriebstechnologien, wie die Elektromobilität, ist vorgezeichnet. Was das für die Beschäftigten bedeutet, was auf sie im Zuge der Transformation zukommt, darüber diskutierten Daimler-Konzernbetriebsratschef Michael Brecht, Wolf-Henning Scheider, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Mahle-Konzerns, Audi-Chef Rupert Stadler und Achim Dietrich, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Automobilzulieferers ZF. Deutlich wurde: Bestehende Produkte und Technologien stehen in den kommenden Jahren ebenso zur Disposition wie eingespielte Produktions- und Entwicklungsprozesse - und damit auch die Tätigkeitsprofile der Beschäftigten.

"Auf die Kolleginnen und Kollegen kommen Umbrüche zu", betonte Michael Brecht. Umso wichtiger sei, ihnen Orientierung zu geben. "Die Beschäftigten wollen nicht heute für die Gewinne der Unternehmen arbeiten und nicht wissen, wo sie in fünf Jahren sind", sagte Brecht. "Sie brauchen Sicherheit."

Um Beschäftigung in der Automobilindustrie zu sichern, darin waren sich alle Teilnehmer einig, ist kluge Politik nötig, die anspruchsvolle, aber realistische Ziele setzt. Technologieneutralität und die Koexistenz von Verbrennungsmotor und alternativen Antrieben seien dabei wichtige Prinzipien - das unterstrich auch Vizekanzler Sigmar Gabriel, der mit einem klaren Votum gegen ein Enddatum für Verbrennungsmotoren der deutschen Automobilindustrie den Rücken stärkte. "Wir müssen aufhören, über Probleme der Diesel von gestern zu reden", sagte Gabriel auf dem IAA-Symposium. Es komme darauf an, dass sich die deutschen Autohersteller zu Mobilitätsanbietern wandelten und beim Antrieb gute Brückentechnologien anböten. Die Grundlagen des deutschen Wohlstandes dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Jörg Hofmann verwies darauf, dass auch beim nationalen Klimaschutzplan der Bundesregierung eine Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und den Interessen der Beschäftigten herzustellen sei. Ziel müsse sein, automobile Wertschöpfung in ganz Europa zu sichern und zu stärken. "Dafür brauchen wir Entscheidungen zur Industrialisierung von Produkten, etwa der Batteriezelle und zu Investitionen in die Standorte."

Einigkeit in der Runde herrschte in der Einschätzung, dass alternativen Antrieben für die CO2-Minderung eine immer größere Rolle zukommt. Allerdings sei nicht nur die Autoindustrie gefordert, noch mehr leistungsfähige, attraktive Elektroautos zu liefern. "Ohne die notwendige Infrastruktur mit Ladesäulen, nachhaltiger Stromerzeugung, Speicherung und Verteilung kann der Hochlauf nicht gelingen. Auch die Käufer müssen gewonnen werden", so Jörg Hofmann.

Der IG Metall-Chef forderte darüber hinaus ein koordiniertes Zusammenwirken der Unternehmen, Verbände, Politik und anderer: "Nur bei einer Mobiltitäts- und Energiewende aus einem Guss können der Übergang zu alternativen Antrieben und die Transformation der Industrie praktisch umgesetzt werden. Erforderlich sind eine bessere Abstimmung von Instrumenten und deren jeweilige regionale Umsetzung - das erfordert neue Formen der Politikkoordination. Auch dafür muss die kommende Bundesregierung belastbare Vorschläge machen."

Von: igm

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