13.03.2012 | Familie ja, aber nicht mehr das traditionelle Modell - so leben immer mehr Berlinerinnen und Berliner. Bei der Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse stellen Männer und Frauen zunehmend die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in den Vordergrund. Der neueste Berliner Datenreport zur Gleichstellung von Männern und Frauen ist jetzt online.
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Familienmodell löst sich von der Tradition
Nur noch in gut der Hälfte der Familien mit Kindern sind die Eltern miteinander verheiratet. Ein Drittel der Eltern sind Alleinerziehende. Überwiegend Frauen sind mit dem Problem von Vereinbarkeit Beruf/Familie sowie mit geringerer Bezahlung konfrontiert - der Bericht sieht hier eine Aufgabe der Politik.
Trotz guter Bildung mangelnde Aufstiegschancen
Mädchen und junge Frauen sind heute in der Bildung ausgesprochen erfolgreich. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen an Gymnasien sowie der Erstimmatrikulierten an Berliner Hochschulen sind weiblich. Maßnahmen von Senat und Hochschulen zur Förderung der Chancengleichheit in der akademischen Laufbahn tragen Früchte. 2010 waren 47 Prozent der erfolgreich Promovierten und 54 Prozent der Juniorprofessuren Frauen. Für Professuren insgesamt steht Berlin mit einem Frauenanteil von rund 28 Prozent an der Spitze der Bundesländer - gute
Voraussetzungen für eine angemessene Beteiligung von Frauen an der Entwicklung
einer wissensbasierten Wirtschaft und eines hoch qualifizierten Dienstleistungssektors.
Arbeiten wie die Männer, aber für 15 Prozent weniger Geld
Noch haben sich die Bildungserfolge aber nicht im Erwerbsleben niedergeschlagen. Frauen arbeiten vielfach in Branchen, Berufen und Positionen, die geringeren Lohn und weniger Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Zwar ist die Erwerbsquote der Frauen in den vergangenen Jahren auf zurzeit 63,5 Prozent nahe an die der Männer herangekommen (67,5 Prozent). Der Anstieg speist sich aber zu großen Teilen aus befristeter oder geringfügiger Beschäftigung oder selbstständiger Erwerbstätigkeit.
Parallel ist die Teilzeitarbeit gestiegen. Sie lag 2010 für sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen bei 31 Prozent - das erklärt zum Teil, warum die Verdienste sozialversicherungspflichtig
beschäftigter Frauen in Berlin um 23 Prozent unter denen der Männer lagen. Die Lohnlücke im engeren Sinne, das heißt die Differenz der durchschnittlichen Stundenverdienste (GenderPayGap), betrug 15,3 Prozent.
Frauen wollen eigene Existenz selbst sichern - Raus aus rollenspezifischen Berufen
Existenzsichernde Arbeit wird für Frauen immer wichtiger. Damit sie der Teilzeitfalle
und prekärer Beschäftigung entkommen, müssen die Kinderbetreuung ausgebaut,
Ganztagsschulen verbessert und Niedriglöhne eingedämmt werden, sagt der Genderbericht. Zudem müsse sich die Berufs- und Studienwahl junger Frauen aus dem Spannungsfeld geschlechtsspezifischer Rollenbilder lösen. Dann können Frauen auch von
einem breiteren Angebot qualifizierter und gut bezahlter Berufe profitieren.