In Berlin-Brandenburg explodiert die Leiharbeit

24.07.2012 | Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die neuesten Zahlen zur Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland zum Stichtag Dezember 2011 veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Leiharbeitskräfte im Vorjahresvergleich weiter gestiegen. Ende Dezember 2011 waren laut BA-Statistik knapp 872.000 Leiharbeiter in Deutschland beschäftigt. Dies ist ein Anstieg um über 48.000 oder sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Gegenüber dem Rekordzeitpunkt vom Dezember 2007 waren im Dezember 2011 noch mehr Beschäftigte in Leiharbeit tätig als vor der Wirtschaftskrise. Bundesweit betrug der Anstieg hierbei 22 Prozent. „Spitzenreiter“ ist Berlin-Brandenburg: Seit 2007 legte die Leiharbeit mit über 13.000 Leiharbeitern bzw. mit 47 Prozent explosionsartig zu. In Sachsen war der Anstieg mit 24 Prozent auch noch über dem Bundesdurchschnitt.

 

Sackgasse Leiharbeit

Für Langzeitarbeitslose sollte Leiharbeit als Sprungbrett in den Beruf dienen. Doch trotz aller Schönrednerei der Verleihunternehmen und der Bundesregierung bleibt Leiharbeit für die meisten eine Sackgasse. Für Langzeitarbeitslose gibt es jedoch kaum eine Chance wieder Fuß zu fassen. Rund 80 Prozent der neu eingestellten Leiharbeiter hatten innerhalb der letzten zwölf Monate gearbeitet. Darunter fast die Hälfte ohne zuvor arbeitslos gewesen zu sein. Nur zehn Prozent der Einstellungen gehen an Langzeitarbeitslose (56.272 von 561.047). Weitere zehn Prozent hatten noch nie einen Job.

 

 

Bundesregierung muss handeln

Die IG Metall ist dem Ziel "gleiches Geld für gleiche Arbeit" in der vergangenen Tarifrunde ein großes Stück näher gerückt. Leiharbeitnehmer bekommen in Zukunft deutlich mehr Geld, wenn sie in der Metall- und Elektroindustrie arbeiten. Mit dem vereinbarten Branchenzuschlag gibt es während eines Einsatzes in allen Entgeltgruppen stufenweise von 15 auf 50 Prozent oben drauf. Ebenfalls geregelt: Der Tarifvertrag sichert den Leihbeschäftigten alle Ansprüche aus betrieblichen Regelungen im Entleihbetrieb. Viele Besser-Vereinbarungen werden durch den Tarifvertrag nun zum Rechtsanspruch.

 

Frau von der Leyen irrt sich, wenn sie glaubt es sei damit alles geregelt. Jetzt muss gesetzlich nachgezogen werden: Leiharbeiter arbeiten in anderen Branchen und im Handwerk weiterhin für Niedriglöhne, werden oft als Beschäftigte "zweiter Klasse" behandelt und leiden unter unsicheren Arbeitsbedingungen. Leiharbeiter haben weniger Urlaubsanspruch, bekommen kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld und können schneller gekündigt werden. Leiharbeiter haben gegenüber regulär Beschäftigten nach wie vor sehr viele Nachteile. Equal Pay, also gleiches Geld für gleiche Arbeit muss ausnahmslos gelten und im Gesetzblatt stehen. Der nächste große Angriff auf die Einkommen der Beschäftigten erfolgt bereits durch Werkverträge. Auch hier besteht ein sehr großer Handlungsbedarf.

 

 

Zweimal mehr Geld

Für Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie gibt es im November dieses Jahres gleich zweimal mehr Geld. Denn am 1. November steigen auch der tarifliche Grundlohn der DGB-Tarifverträge mit BZA und IGZ. Danach erhalten Leihbeschäftigte in der obersten Entgeltgruppe im Westen 18,20 Euro pro Stunde statt bislang 17,76 Euro. Im Osten erhöht sich der Stundenlohn dieser Lohngruppe von 15,52 auf 15,91 Euro. Beschäftigte in der mittleren Entgeltgruppe bekommen im Osten 10,68 statt 10,42 Euro und im Westen 12,21 statt 11,92 Euro.  In der untersten Entgeltgruppe gib es in Westdeutschland pro Stunde 8,19 statt 7,89 Euro und in Ostdeutschland 7,50 statt 7,01 Euro.

 

 

Die IG Metall hilft: ab 1.8. neue und kostenlose Beratungstelefonnummer

Für alle Fragen rund um die Leiharbeit hat die IG Metall für Leiharbeitnehmer, die Mitglied sind, ein Beratungstelefon eingerichtet. Für die Mitglieder der IG Metall in Leiharbeit ist der Anruf ab 1. August 2012 kostenfrei.

 

Neue Telefonnummer lautet ab August: 0800 4463488.

 

Die Beratungszeiten sind unverändert: Montag, Dienstag, Donnerstag von 10 bis 16 Uhr, Mittwoch von 10 bis 18 Uhr und Freitag von 9 bis 12 Uhr. Wer noch nicht Mitglied ist, kann sich auf <link http: www.gleichearbeit-gleichesgeld.de external-link-new-window externen link in neuem>gleichearbeit-gleichesgeld.de<link http: www.gleichearbeit-gleichesgeld.de external-link-new-window externen link in neuem> trotzdem in unserem umfangreichen Online-Angebot für Leiharbeiter über seine Rechte informieren.

Von: bg

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