Siemens/Stellenabbau

Kahlschlag bei Siemens? Belegschaften sagen: "So nicht, Herr Kaeser!"

25.10.2017 | Was denkt sich eigentlich Siemens? Neue Kahlschlag-Pläne verheißen dieser Tage das Aus für Tausende Arbeitsplätze in den Sparten Kraftwerk und Prozessindustrie und Antriebe. Weltweit sollen elf von 23 Standorten plattgemacht werden – mit Schwerpunkt Berlin und Ostdeutschland. Und alles wurde hintenherum bekannt. Die betroffenen Belegschaften in Berlin, Görlitz und Leipzig reagierten prompt und machten am Mittwoch klar: "So nicht mit uns, Herr Käser!" Die Görlitzer Beschäftigten gaben der IG Metall ein Mandat für den Kampf um das Turbinenwerk.

Siemens Görlitz: Wir sind sauer! Foto: IG Metall

Siemens Dynamowerk: Schweinerei! Foto: IG Metall

Deutliche Antwort auf den Konfrontationskurs von Siemens: Wir werden kämpfen, und zwar mit offenem Visier!

 

Brechend voll waren die Versammlungsorte. Früh- und Spätschichtler, Angestellte, alle wollten hören, was nun wieder an Einsparungsplänen kursiert. Denn die Hiobsbotschaften des Branchenriesen Siemens, es stünden Standortschließungen und weiterer Stellenabbau im Bereich Power and Gas (PG) an, kommen völlig überraschend. Nicht nur, dass kein Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat davon vorab informiert war. Die neuen Pläne kreuzen sich mit dem bis 2020 laufenden Kürzungsprogramm, das Siemens den Belegschaften der Kraftwerkssparte 2015 aufgedrückt hatte. 

 

Kämpferische Stimmung herrscht nach einer außerordentlichen Betriebsversammlung in Ostsachsen. "Wir lassen uns unseren Standort mit 1 000 Beschäftigten nicht wegnehmen. Siemens Görlitz ist ein innovativer Betrieb, der in vielen Jahren noch rentabel produzieren kann, wenn man ihn den lässt", sagte der Erste Bevollmächtigte Jan Otto. Betriebsratschef Christian Hainke informierte seine Kollegen, dass die Arbeitnehmervertretung das Management in einem Brief um Aufklärung über die Sparpläne gebeten habe. "Leider war die erhaltene Antwort wenig beruhigend. Offensichtlich spielt man bei Siemens auf Zeit", meinte Hainke. Siemens schweigt.

 

Das bringt auch die Berliner in Rage. Groß sind die Befürchtungen im Dynamowerk mit 840 Beschäftigten, dass die gesamte Fertigung in Gefahr sein könnte. „Es ist eine Schweinerei, wie der Siemens-Vorstand das Abkommen zur Standort- und Beschäftigtensicherung (Radolfzell II) untergräbt und seine Beschäftigten im Ungewissen lässt“, sagte Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall, auf der Betriebsversammlung.

Der Betriebsratsvorsitzende Predrag Savic forderte  den Vorstand auf, die Pläne auf den Tisch zu legen. In einer Resolution kritisieren die Vertrauenskörperleiterinnen und -leiter der Siemens-Betriebe: „Mit den immer gleichen Ansätzen, sprich Kostensenkung, Sparen, Personalabbau, sind die grundlegenden Probleme nicht zu bewältigen.“ Die Siemensianer fordern deshalb "eine langfristige Strategie für den Standort Deutschland, der auf den Leistungen, Innovationen und der Kreativität der Beschäftigten basiert und diese Fähigkeiten auch nutzt“, sagte Predrag Savic.

Beschäftigte und Betriebsräte aus dem Dynamowerk hatten der Geschäftsleitung schon im Zusammenhang mit dem laufenden Sparprogramm konkrete Verbesserungsvorschläge und Innovationen für den Standort unterbreitet. Auf eine Antwort warten sie bis heute. Das steigert nicht ihren guten Willen, bei den ständigen Veränderungen konstruktiv mitzuziehen.

 

 

Von: md/mb/jo

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