Kfz-Tarifrunde

Massive Warnstreiks statt Service und Reparatur im Kfz-Handwerk

24.06.2021 | Einen Tag vor der vierten Tarifverhandlung für das Kfz-Handwerk im Bezirk haben die Kolleginnen und Kollegen am 24. Juni noch einmal Vollgas gegeben, um ihr Ziel zu erreichen: endlich Bewegung am Verhandlungstisch. Statt Reparatur und Service demonstrierten die Kolleginnen und Kollegen in Berlin, Brandenburg und Sachsen mit Warnstreiks und Aktionen für ihre Forderungen in der Tarifrunde.

Die Beschäftigten bei ACM Mosolf in Ketzin legten am frühen Morgen für drei Stunden ihre Arbeit nieder.

Warnstreiks und wehende IG Metall-Fahnen statt Reparatur und Service in den frühen Morgenstunden bei ACM Mosolf in Ketzin

Einen Gang hochschalten: Die Botschaft der Beschäftigten in Ketzin ist unmissverständlich. – Foto (3): Volker Wartmann

Gut 50 Kolleginnen und Kollegen der Chemnitzer BMW-Niederlassung trotzten dem strömenden Regen, um für ihre Forderungen zu kämpfen.

Die Auszubildenden der BMW-NL in Chemnitz machten sich für eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen stark.

IG Metall-rot war die dominierende Farbe beim Warnstreik der Kolleginnen und Kollegen in Chemnitz. Reparatur und Service fielen vorübergehend flach. Fotos: IG Metall

Die Beschäftigten der Peugeot-Niederlassung in Tempelhof zeigen deutlich, wofür sie in dieser Kfz-Tarifrunde angetreten sind: vier Prozent mehr Geld! Foto: IG Metall

In Leipzig trafen sich Beschäftigte von Stern Auto, der BMW-Niederlassung, Volkswagen Automobile und ...

dem Audi Zentrum Leipzig Süd am Mittag zum gemeinsamen Warnstreik mit Kundgebung auf der Automeile. Fotos (2): Peter Endig

Mit Maske und Abstand für Bewegung am Verhandlungstisch – Beschäftigte von Stern Auto in Leipzig – Foto: IG Metall

Rund 150 Kfz-Beschäftigte tauchten den Volksfestplatz in Dresden in IG Metall-Rot.

Öffentlichkeitswirksam demonstrierten die Kfz-Kolleginnen und Kollegen, dass sie hinter den Forderungen ihrer IG Metall stehen.

Einen Gang hochschalten: Die Beschäftigten sind beweglich, das fordern sie nun auch von den Arbeitgebern. Fotos (3): Anja Schneider

Bereits um 6 Uhr in der Früh legte die Frühschicht bei ACM Mosolf im brandenburgischen Ketzin die Arbeit nieder. Drei Stunden lang lief in der Werkstatt nichts. Dafür war auf der Landstraße gegenüber der Einfahrt zum Betrieb umso mehr los. Öffentlichkeitswirksam schwenkten rund 40 Kolleginnen und Kollegen ihre roten IG Metall-Fahnen.

„Umsatz und Auftragslage im Kfz-Handwerk sind sehr gut. Und anders als in vielen anderen Branchen hat das Kfz-Handwerk im vergangenen Jahr keine Kurzarbeit anmelden müssen. Im Gegenteil: Selbst in der Krise war es notwendig, dass die Beschäftigten samstags arbeiten, um alle Aufträge zu erledigen“, sagte Dietmar Kolpin, der für das Kfz-Handwerk zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Potsdam-Oranienburg. „Flexibilität und Einsatz der Beschäftigten müssen sich auszahlen. Sie sind es schließlich, die die Gewinne für die Unternehmen erwirtschaften. Unsere Tarifforderung von vier Prozent ist deshalb gerechtfertigt.“

Und auch die Forderung nach überproportionaler Erhöhung der Ausbildungsvergütung sei notwendig und überdies auch im Interesse der Unternehmen. „Die Attraktivität der Ausbildung in dieser Branche muss dringend gesteigert werden. Dazu gehört auch eine ordentliche Ausbildungsvergütung“, erklärte Dietmar Kolpin. „Nur Fleischer-Auszubildende verdienen weniger. Da ist zunehmender Fachkräftemangel im Kfz-Handwerk vorprogrammiert.“

Daniel Seeliger, Betriebsratsvorsitzender bei ACM Mosolf, wies auch noch einmal darauf hin, dass die Beschäftigten in Ketzin gegenüber ihren westdeutschen Kolleginnen und Kollegen ohnehin deutlich weniger im Portemonnaie hätten. „Bei ACM im baden-württembergischen Kippenheim verdienen die Beschäftigten annähernd 1000 Euro mehr im Monat als wir. Höchste Zeit, dass auch diese Ungerechtigkeit beseitigt wird. Wir arbeiten hier nicht schlechter und nicht weniger.“

Weitere Fotos und mehr Informationen zum Warnstreik bei ACM Mosolf gibt es auf der Homepage der IG Metall Oranienburg-Potsdam.

Warnstreik bei BMW in Chemnitz-Röhrsdorf
 In Chemnitz-Röhrsdorf haben über 50 Kolleginnen und Kollegen der Chemnitzer BMW-Niederlassung dem schlechten Wetter getrotzt und mit ihrem Warnstreik ein starkes Zeichen zum Auftakt der vierten Runde der Tarifverhandlungen für das Kfz-Handwerk gesetzt. In strömendem Regen über dem Gewerbegebiet machten die Kolleginnen und Kollegen ihre Empörung über das Angebot der Arbeitgeberseite deutlich. Für Dirk Heidelberger, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Tarifkommission, ist die Position der Arbeitgeber nicht hinnehmbar. Sie komme vor dem Hintergrund der drohenden Inflation gar einer Senkung des realen Einkommens gleich. „Nur, weil wir bei BMW arbeiten, heißt das nicht, dass wir nicht in Altersarmut landen können“, rief Heidelberger ins Megafon. Unterstützung bekamen die Kolleginnen und Kollegen von zwei Hauptamtlichen der Geschäftsstelle Chemnitz und Joachim Fichtner von der Bezirksleitung.

Warnstreik in der Peugeot-Niederlassung in Berlin-Tempelhof
Mehr als 30 Beschäftigte der Peugeot-Niederlassung in Berlin-Tempelhof haben am Mittag ein deutliches Zeichen ihrer Entschlossenheit an die Arbeitgeber geschickt. Unmissverständlich haben sie klar gemacht, wofür sie angetreten sind: vier Prozent mehr Geld. Sie forderten die Arbeitgeber auf, in der vierten Verhandlung am 25. Juni endlich ein ernsthaftes Angebot auf den Tisch zu legen, über das zu diskutieren sich lohnt. „Schluss mit den Almosen! Jetzt muss ein seriöses Angebot folgen", so die eindeutige Botschaft.

Warnstreik auf der Leipziger Automeile
Rund 190 Beschäftigte der Autohäuser von BMW, Volkswagen, Audi und Stern Auto sorgen in Leipzig für einen vorübergehenden Reparatur- und Servicestau in den Autohäusern. Sie folgten stattdessen dem Warnstreikaufruf der IG Metall und versammelten sich autohausübergreifend auf der Leipziger Automeile. Dass sie beweglich sind, haben die Leipziger Kolleginnnen und Kollegen seit Anfang Juni mehr als deutlich demonstriert – seit Anfang Juni haben sich insgesamt 600 Leipziger Beschäftigte aus zehn Autohäusern und Werkstätten an den Arbeitskampfmaßnahmen beteiligt –, jetzt fordern sie von den Arbeitgebern ebenfalls Bewegung am Verhandlungstisch.

Mehr Fotos vom Warnstreik auf der Leipziger Automeile gibt es auf der Homepage der IG Metall Leipzig.

Warnstreikkundgebung in Dresden
Das Volksfestgelände in Dresden glänzte in der Mittagszeit in IG Metall-Rot. Dafür sorgten mehr 150 Kolleginnen und Kollegen aus zahlreichen Betrieben, neben anderen waren die Beschäftigten von Stern Auto, Sachsengarage, BMW, PSA, MAN-Kaditz und MAN-Nickern vertreten. Sie forderten die Arbeitgerber nachdrücklich auf, in der vierten Verhandlungsrunde ein echtes Angebot auf den Tisch zu legen, das auch den Beschäftigten Wertschätzung zollt. Die haben sie schließlich verdient, denn in der Pandemie haben sie die Werkstätten am Laufen gehalten und die Gewinne der Unternehmen erwirtschaftet.

Weitere Fotos von der Warnstreikkundgebung in Dresden sind auf der Internetseite der IG Metall Dresden zu finden.

Hintergrund:
Die IG Metall fordert für die rund 37.000 Beschäftigten in Berlin-Brandenburg und Sachsen eine Erhöhung der Entgelte um vier Prozent und eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen noch offene Punkte aus der Tarifrunde 2019 geklärt werden, wie etwa die Fortsetzung der Übernahmeregelung oder gleiche Nachtschichtzuschläge. Bislang haben die Arbeitgeber in den ersten beiden Verhandlungen jedoch noch nichts auf den Tisch gelegt, die Verhandlungen endeten ergebnislos. Die vierte Verhandlung mit der Tarifgemeinschaft Mitteldeutsches Kraftfahrzeuggewerbe findet am 25. Juni in Berlin-Schönefeld statt. Zwar gibt es in anderen Bundesländern inzwischen erste Tarifeinigungen, im Kfz-Handwerk liegt allerdings kein Automatismus einer Übertragung der Ergebnisse in andere Länder vor.

 

Von: tt

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