Metaller erhöhen Druck auf Zulieferer der Autoindustrie: Logistik-Branche im Fokus

13.09.2012 | Die IG Metall macht weiter Druck, um bei Zulieferern und Logistikunternehmen der Autoindustrie die Tarifhoheit erobern. "Wir erklären uns hier für zuständig", sagte IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel auf der Automobilkonferenz in Leipzig. Im Ringen um bessere Arbeitsbedingungen hatte der Gewerkschaftsvorstand Leipzig in dieser Woche zur Modellregion erklärt.

Olivier Höbel


Ziel der Anstrengungen sind die Dienstleister rund um die neuen Werke von Porsche und BMW. Wer bei einem Dienstleister der Autohersteller arbeitet, erhält oft für gleiche Leistung und Qualität der Arbeit viel weniger bezahlt als die Autowerker. "Schluss jetzt damit", brachte es Olivier Höbel auf den Punkt.

 

Der Leipziger IG Metall-Chef Bernd Kruppa sagte, die Gewerkschafter wollten die Branche erstmals komplett  erfassen. "Wir gehen weg von der Mann-Deckung, immer nur ein Unternehmen zu sehen, hin zur Raum-Deckung, die die gesamte Wertschöpfungskette erfasst." Als Ergebnis sollen flächendeckende Regeln für die gesamte Branche ausgehandelt werden - ür die Autokonzerne und ihre Zulieferer.

 

Nachdem man sich in der Tarifrunde 2012 mit den Arbeitgebern erstmals auf Regeln zur Leiharbeit geeinigt habe, "nehmen wir uns jetzt das Thema Werkverträge vor", kündigte Bezirksleiter Höbel an.


Immer größere Teile der Produktion werden von den Autobauern ausgelagert, bestätigte auch Dietmar Bacher, Geschäftsführer des Automobilclusters Ostdeutschland (ACOD), auf der IG Metall-Konferenz.  Der Anteil der Wertschöpfung, den die Autobauer selbst erbringen, werde bis 2015 wohl auf 23 Prozent sinken. Vor zehn Jahren hatte er noch bei 35 Prozent gelegen. Die Differenz erbringen Zulieferer und Dienstleister. Allein in Leipzig arbeiten nach Angaben der IG Metall mehr als 4 000 Personen mit einem Werkvertrag für BMW und Porsche  - das ist mehr als die Stammbelegschaft beider Autowerke.


"Wir haben nichts gegen Flexibilität. Aber sie muss ausgewogen sein", sagte Höbel.

 

2011 hatte die IG Metall ihre Offensive für Tarifverträge beim Logistiker Schnellecke begonnen, der für VW und Porsche arbeitet. Dem Abschluss im westsächsischen Glauchau folgte im August Rudolph Automotive Leipzig. "Wir stellen bei BMW die Schrauben ans Band, bringen die Räder, auf denen der Wagen dann vom Band rollt", berichtet Ingo Hanemann, Betriebsratsvize bei Schnellecke im Leipziger Porsche-Werk. Dies tun am Standort in Zuffenhausen Stammbeschäftigte. Doch für die Schnellecke-Leute in Leipzig gilt nicht der Metall-Tarif. Der Haustarifvertrag mit der IG Metall habe die Situation zwar deutlich verbessert - ein zweischneidiges Schwert. Denn so lange das nicht branchenweit gelte, gibt es noch keinen fairen Wettbewerb. "Man kann uns jetzt mit Billigtarifen unterbieten", sagt Hanemann.

 

Auch der Schnellecke-Geschäftsführer für Sachsen, Lutz Meyer findet: "Ein Vertrag für die gesamte Branche wäre gut."

 

Präsentationen zur Automobilindustrie

<link file:913 download herunterladen der datei>Globale Entwicklung in der Automobilindustrie - Dr. Heinz-Rudolf Meißner

<link file:914 download herunterladen der datei>Betriebliche Herausforderungen in der Automobilindustrie - Babette Fröhlich

<link file:1076 download herunterladen der datei>Automobilindustrie in Ostdeutschland - Dietmar Bacher

Von: md

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