Metaller protestieren gegen Schließungspläne für RMG-Gaselan

17.04.2013 | Die Metaller in Ostbrandenburg müssen derzeit einen Schlag nach dem anderen parieren. Sie klagen nicht. Sie klagen an und wehren sich. Am Mittwoch demonstrierten 200 Metallerinnen und Metaller in Fürstenwalde aus Protest gegen die Pläne des Honeywell-Konzerns, den Traditionsbetrieb zu schließen. An der Seite der Gaselaner: 50 Kollegen von EKO-Stahl Eisenhüttenstadt, Konzernbetriebsräte aus ganz Deutschland und der Bürgermeister der Stadt, Hans-Ulrich Hengst.

Fotos: IG Metall

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Die drohende Schließung überrascht immer noch, auch wenn sie schon im Januar bekannt wurde. Denn der Betrieb ist nicht nur traditionsreich, sondern modern und effektiv, er wirft ordentliche Gewinne ab. Wohl nicht genug für Honeywell. Eine Heuschrecke, die jedes Jahr Hunderte Millionen Dollar ausgibt, um durch Arbeitsplatzvernichtung ihre Profite zu maximieren, sagte der Berliner Honeywell-Betriebsrat Johnny Simmons. Die 108 Fürstenwalder dürften 2013 nicht auf der Abwicklungsliste des Konzerns erscheinen, sagte er unter dem Beifall der Kundgebungsteilnehmer.

 

"Sollte es zur Schließung kommen, machen Sie diese für Honeywell so teuer wie möglich", rief Bürgermeister Hans-Ulrich Hengst den Kundgebungsteilnehmern zu.

 

"Wir wollen unsere Arbeitsplätze behalten", donnerte es auf dem Marktplatz, und viele Passanten blieben stehen. Etliche haben auch ihre Jobs verloren oder wurden vorzeitig in den Ruhestand geschickt. Alle wissen: Ob Jung, ob Alt, die strukturschwache Region bietet wenig Perspektiven, wenn der Arbeitsplatz einmal weg ist. 

 

Die kampferprobten Metaller von EKO-Stahl machten den Gaselanern Mut: "Es ist eine Sauerei, dass ein wirtschaftlich gesunder Betrieb geschlossen werden soll", sagte Vertrauenskörperleiter Renato Thielicke. Der Betriebsratsvorsitzende Holger Wachsmann erinnerte daran, dass EKO vor 20 Jahren als nicht sanierungsfähig galt und abgewickelt werden sollte. "Kämpfen lohnt sich. Sonst wären wir heute nicht mehr da", sagte Wachsmann.

 

Ostbrandenburgs IG Metall-Bevollmächtigter Peter Ernsdorf sieht im "Fall RMG" ein typisches Beispiel dafür, dass Lohnverzicht keine Arbeitsplätze sichert. Der Lohn liege in Fürstenwalde mindestens um 30 Prozent unter dem der Mitarbeiter am RMG-Stammsitz in Kassel, die anders als die Fürstenwalder sogar nach Tarifvertrag bezahlt werden.

Gaselan stellt Gasdruckregel- und -meßanlagen, Gas-Sicherheitsarmaturen und Drehkolbenzähler her. 1990 war das Werk, damals Teil des Volkseigenen Betriebes Chemie- und Tankanlagenbau, von der Kasseler RMG-Gruppe übernommen worden, die wiederum seit 2009 dem US-Konzern Honeywell gehört.


Auch Arbeitsminister Günter Baaske (SPD) befasst sich mit dem Fall. Sein Staatssekretär Wolfgang Schroeder kritisierte auf einer Sitzung des Landtags, genau wie beim Solarproduzenten First Solar in Frankfurt (Oder)  seien keine roten Zahlen geschrieben, sondern lediglich Renditeerwartungen nicht erfüllt worden. Das Ministe­rium wolle sich bei RMG für eine Erhaltung des Standortes einsetzen.

Von: md

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