02.04.2007 | Die Gespräche in Berlin und Dresden über einen neuen Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen sind auch in der zweiten Runde ergebnislos geblieben. Die Arbeitgeber boten 2,5 Prozent mehr Geld sowie 0,5 Prozent "Konjunkturbonus" für 2007. Die IG Metall wies die Offerte als indiskutabel zurück. "Bezogen auf die Inflations-Prognose der Europäischen Zentralbank von 2,3 Prozent ist die angebotene tabellenwirksame Tariferhöhung nur 0,2 Prozent wert", sagte der IG Metall-Bezirksleiter für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Olivier Höbel, am Montag in Berlin.
“Dies ist für uns indiskutabel und erschwert eine schnelle Verhandlungslösung’’, sagte Höbel weiter und erneuerte seine Ablehnung eines Konjunkturbonus. Schließlich gebe esauch keine “Einmal-Inflation” oder “Einmal-Steigerung der Produktivität.”
Die Metall verlässt sich auf die Europäische Zentralbank (EZB), die für 2007 eine Inflationsratevon 2,3 Prozent veranschlagt. Damit ist die Arbeitgeber-Offerte nur noch 0,2 Prozent Plus wert. Das macht bei einem durchschnittlichen Facharbeiter-Einkommen von 2 500 Euro monatlich gerade mal fünf Euro brutto mehr als bisher aus. Lohnsteuer und Abgaben für Sozialversicherungen sind davon noch nicht abgezogen. Die Arbeitgeber ziehen ihre Überzeugung, ihr Angebot sei gut, aus anderen Werten. Die Inflationsrate für Januar und Februar bewegte sich um 1,3 Prozent, brachten sie vor. “Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass das so bleibt. Das Jahr hat zwölf Monate und nicht nur zwei. Die EZB setzt nicht auf solche Luftschlösser”, sagte Verhandlungsführer Olivier Höbel und kritisierte: “Die Unternehmen verlangen von den Beschäftigten stets höhere Leistungsbereitschaft. Nur honorieren wollen sie das nicht.”
Die Arbeitgeber wollen die gute Konjunkturlage mit einem Bonus von 0,5 Prozent Plus berücksichtigen, aber nur für die Laufzeit des Tarifvertrags 2007. Künftige Tariferhöhungen setzen also auf einem niedrigeren Sockel auf. Die Beschäftigten verlieren jedes Jahr Geld, während Produktivität und Wachstum weiter nach oben streben – ebenso wie die Lebenshaltungskosten, etwa für Miete, Strom und Gas sowie für Lebensmittel und Haushaltswaren. Die steigen ständig, und nicht nur einmalig. Nähme die IG Metall das aktuelle Angebot an, würden binnen fünf Jahren bis zu 5 100 Euro Verlust pro Arbeitnehmer zusammen kommen.
Das aber ist nicht nötig, sagt die IG Metall. Die ostdeutsche Industrie legte 2006 um glatte zehn Prozent zu. Sie wuchs damit doppelt so stark wie die westdeutsche. Die wirtschaftsforscher und die Bundesregierung korrigieren ihre Prognosen für 2007 ständig nach oben. In dieser Woche war zuletzt von 2,8 Prozent Wachstum die Rede. All das spricht für die Tarifforderung der IG Metall, die den Mitgliedern einen gerechten Anteil am Wachstum sichert.
Nach der zweiten Verhandlung ist klar: Trotz Super-Konjunktur, voller Auftragsbücher und traumhafter Gewinnprognosen bekommen wir auch 2007 nichts geschenkt. Wollen wir ein besseres Angebot, müssen wir uns bewegen. Jetzt nehmen wir die Betriebe in die Pflicht und sorgen für einen eindrucksvollen Tarifauftakt am 20. April.