Tarifrunde 2012: Südbrandenburger Metaller nennen 6,5 Prozent moderat

13.03.2012 | "Moderat und zurückhaltend" - so nennt der Südbrandenburger IG Metall-Bevollmächtigte Ralf Köhler die Forderung nach 6,5 Prozent Plus, mit der die Gewerkschaft in die diesjährige Tarifrunde für die brandenburgische Metall- und Elektroindustrie zieht. Sein Argument: "Wegen der Inflation sind die Realeinkommen der Beschäftigten binnen elf Jahren um 2,6 Prozent gesunken."

Ralf Köhler (Mitte): 6,5 Prozent sind moderat

Die beiden weiteren Forderungen der Metalltarifrunde - unbefristete Übernahme von Ausgebildeten in feste Arbeitsverhältnisse und die Gleichbehandlung von Leiharbeitern - bezeichnete Köhler als wichtige Säulen für die Wirtschaftsregion Südbrandenburg, in der die Tarifbindung relativ schwach ist. 6 000 von insgesamt 19 000 Beschäftigten der Branche in der Region haben einen Tarifvertrag. Selbst etablierte Unternehmen wie EMIS mit mehreren Hundert Arbeitnehmern seien in dieser Frage abstinent, kritisierte Köhler.

 

Das muss sich ändern - aus Gründen der Gerechtigkeit, aber auch zur Sicherung der Existenz der Region, sagte Steffen Schmidt, Projektsekretär in der Verwaltungsstelle. So werden in der Region bezogen auf 1990 bis 2030 ganze 236 000 Menschen weniger leben: Weil das  Durchschnittsalter wegen der Geburtenschwäche weiter steigt und die Abwanderung der weniger werdenden Jungen zunehmen wird. Waren 1990 noch 57 Prozent der hiesigen Bevölkerung unter 40 Jahren, werden es 2030 nur noch 26 Prozent sein. Ausgerechnet im elektrotechnischen Bereich wandern die meisten Fachkräfte ab.

 

Ein schweres Problem falscher Förderpolitik der Landesregierung zeige sich am Beispiel der Firma Starz GmbH aus Großräschen. Unternehmen kassieren in strukturschwachen Regionen wie Südbrandenburg Wirtschaftsförderung, zahlen schlechte Löhne und schleusen dann vor Ort gemachte Gewinne über ihre Konzernstrukturen aus der Region, so Schmidts Beobachtung. "Im Ergebnis werden zwar Arbeitsplätze geschaffen, aber die niedrigen Löhne schaffen kaum Kaufkraft, und die Kommunen gehen durch entgangene Steuern gleich ganz leer aus", so Schmidt.

 

Unattraktiv wird die Region auch durch überbordende Überstunden-Kontingente. Zum Beispiel haben einzelne Arbeitnehmer bei Magna Intier aus Finsterwalde/Massen bis zu 1 000 (!) Überstunden.

All diese Entwicklungen sorgen für große Probleme, die unsere regionale Arbeitswelt in Zukunft hart treffen werden. "Fehlende Attraktivität und Fachkräftemangel deuten sich heute schon an, werden sich aber erst in den kommenden Jahren ganz offensichtlich auswirken, wenn die Wirtschaft nicht endlich umdenkt", so Steffen Schmidt.

Von: md

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