Vertrauensleutewahlen 2020

„Vertrauensleute ducken sich nicht weg, auch wenn sie bei den Chefs in Ungnade fallen“

13.01.2020 | Wegducken und Problemen aus dem Weg gehen? Das ist nichts für Nico Schönbeck. Er ist zwar „erst“ seit rund zweieinhalb Jahren Vertrauensmann bei ZF in Brandenburg an der Havel, aber in Sachen Engagement steht er den „alten Hasen“ in nichts nach. Der 46-Jährige ist Energieelektroniker und arbeitet seit 2002 bei ZF, seit kurzem in der Abteilung Instandhaltung. Im Interview erzählt er, was ihn antreibt und warum er auch 2020 bei der Vertrauensleutewahl kandidiert.

Nico Schönbeck ist Vertrauensmann bei ZF in Brandenburg. Foto: Volker Wartmann

Warum kandidierst Du als Vertrauensmann?
Ich kandidiere aus Überzeugung als Vertrauensmann. Ich mache mich gerne selber stark für die Sache und überlasse das nicht allein den anderen. Als Vertrauensmann kann es durchaus passieren, dass man bei den Chefs in Ungnade fällt. Aber davon darf man sich nicht einschüchtern lassen. Wenn Probleme da sind, muss man diese ansprechen und sich für die Kolleginnen und Kollegen stark machen. Wenn sich alle anpassen und wegducken würden, hätten wir nur ein Volk von Ja-Sagern – und unsere Probleme würden so nicht gelöst.

Welche Eigenschaften sollten Vertrauensleute mitbringen?
Zuverlässigkeit ist eine ganz wichtige Eigenschaft. Die Kolleginnen und Kollegen sollen wissen, dass sie sich jederzeit auf uns Vertrauensleute verlassen können und dass wir sie mit Rat und Tat unterstützen. Oft liegt Kolleginnen und Kollegen etwas auf dem Herzen, aber sie trauen sich nicht, beispielsweise ihre Vorgesetzten direkt anzusprechen. Die Hemmschwelle, uns Vertrauensleute bei Unzufriedenheit oder Problemen anzusprechen, ist deutlich geringer. Als Vertrauensleute sind wir das Sprachrohr der Kolleginnen und Kollegen.  Die Vertrauensleute bei uns haben es beispielsweise geschafft, den zeitlich befristeten Kolleginnen und Kollegen die Angst zu nehmen, bestraft zu werden oder rauszufliegen, wenn sie sich an Warnstreik- oder Streikmaßnahmen beteiligen, wie zuletzt Anfang 2018. Tatsächlich ist das bei uns auch noch nicht passiert.

Wie unterscheiden sich die Aufgaben von Vertrauensleuten und Betriebsräten?
Der Betriebsrat ist die gesetzliche Interessenvertretung aller Beschäftigten im Betrieb und zum Beispiel Verhandlungspartner der Geschäftsleitung bei Betriebsvereinbarungen. Der Betriebsrat kann an der Basis aber oft nicht für alle Kolleginnen und Kollegen da sein. Die Vertrauensleute sind quasi ein Bindeglied zum Betriebsrat. Sie sind die Interessenvertreter und Sprecher der IG Metall-Mitglieder in den Abteilungen und wissen durch den täglichen Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen am besten, wo ihnen der Schuh drückt. Ich persönlich mache als Vertrauensmann keinen Unterschied, ob jemand IG Metall-Mitglied ist oder nicht. Ich möchte, dass am Ende alle Kolleginnen und Kollegen von einer engagierten Vertrauensleute-Arbeit profitieren.
Das Interview führte Volker Wartmann.

 

 

Von: vw-kk

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