Tarifrunde Stahl Ost

Volumen zu niedrig, Laufzeit zu lang: Angebot der Arbeitgeber in der Stahlindustrie nicht zielführend

17.03.2021 | Auch die zweite Tarifverhandlung für die rund 8000 Beschäftigten der ostdeutschen Stahlindustrie endete ergebnislos. Die Tarifparteien haben sich am 17. März getroffen, wegen der anhaltenden Pandemie erneut digital.

In der zweiten Verhandlung legten die Stahl-Arbeitgeber ein „Angebot“ auf den Tisch, das jedoch weder im Volumen ausreicht, noch eine akzeptable Laufzeit vorsieht. Im Gepäck hatten die Arbeitgeber eine Coronaprämie von 350 Euro, die sie zum 30. Juni 2021 anbieten, sowie eine weitere Einmalzahlung von noch einmal 350 Euro zum 1. Februar 2022. Diese soll, um Beschäftigung zu sichern, auch in freie Zeit umgewandelt werden können.

„Ein erster Schritt ist zwar erkennbar, allerdings ist das Angebot insgesamt zu gering und die Laufzeit zu lang“, sagte Birgit Dietze, Verhandlungsführerin der IG Metall für die ostdeutsche Stahlindustrie und Bezirksleiterin in Berlin, Brandenburg und Sachsen „Die Arbeitgeber haben zwar erkannt, dass die Coronapandemie eine starke Belastung für die Beschäftigten ist und sie eine Wertschätzung verdient haben. In den angebotenen Einmalzahlungen ist diese aber nicht zu erkennen.“

Der Tarifvertrag soll, so stellen es sich die Arbeitgeber vor, eine Laufzeit von 17 Monaten haben – bis Ende Juli 2022. „Würden wir diesem Angebot folgen, wären das am Ende 40 Monate ohne tabellenwirksame Entgelterhöhung für unsere Kolleginnen und Kollegen“, erklärte Birgit Dietze.

Birgit Dietze betonte, dass die Auftragsbücher in vielen Stahlunternehmen voll seien und die Preise für Stahl Rekordniveau erreicht hätten. „Wir brauchen eine verlässliche Möglichkeit, um im Jahr 2022 in einer Tarifrunde zu einer Entgelterhöhung zu kommen. Bis dahin sollte sich die wirtschaftliche Lage der Unternehmen weiter verbessert haben. Für das laufende Kalenderjahr sind – bei aller Differenziertheit in der Branche – die Aussichten sehr positiv. Wenn wir einen Abschluss mit zu langer Laufzeit machen, produzieren die Stahlunternehmen wieder auf Hochtouren und unsere Kolleginnen und Kollegen gehen leer aus. Das kann es nicht sein“, so Birgit Dietze.

Keine Zustimmung für das Angebot auch aus den Betrieben
Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben lehnten das Angebot der Arbeitgeber als unzureichend ab. „Derzeit ist die Auftragslage für die nächsten Monate sehr gut“, erklärte Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt. „Aktuell ist die Arbeit kaum zu schaffen. Die Beschäftigten erwarten, dass sich das finanziell bemerkbar macht und zwar nicht nur einmalig, sondern tabellenwirksam.“

Auch den Kolleginnen und Kollegen von Ilsenburger Grobblech ist es wichtig, dass sich ihr Einsatz für das Unternehmen in der Lohntüte wiederfindet, wie der Betriebsratsvorsitzende Volker Mittelstädt betonte: „Die Belegschaft hat maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilisierung am Standort beigetragen. Das muss sich auch in der Entgelttabelle widerspiegeln.“

Uwe Jahn, Betriebsratsvorsitzender der Schmiedewerke Gröditz, kritisierte die Haltung der Arbeitgeber. „Durch die Krise – wenn es denn eine ist – kommen wir nicht dadurch, dass die Arbeitgeber die Sorge um die Arbeitsplätze für Tarifdumping ausnutzen, wie das bei uns seit einiger Zeit versucht wird. Vor allem in einer solchen Situation braucht es faire Lösungen.“

Verlängerung der Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung, Altersteilzeit und Werkverträge angeboten
Angeboten haben die Stahlarbeitgeber außerdem, die Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung, zur Altersteilzeit und zu Werkverträgen zu verlängern und einer Gesprächsverpflichtung zu den dual Studierenden nachzukommen. Zudem schlugen sie vor, Gespräche über einen Transformationstarifvertrag aufzunehmen, um die Herausforderungen der Dekarbonisierung anzugehen. Dazu gehört die Fortsetzung der Gespräche zum Zukunftsdialog, um unter anderem die Ausbildung von zukünftigen Fachkräften in der Stahlindustrie attraktiver zu machen. Diesen Teil des Angebots beurteilte Verhandlungsführerin Birgit Dietze positiv. „Die Transformation muss tarifpolitisch begleitet werden, um die Stahlindustrie zukunftsfähig zu machen.“

Unterstützt von allen Mitgliedern der Verhandlungskommission mahnte Dirk Vogeler nochmals die Zusagen aus dem begonnenen Zukunftsdialog an. „Wir müssen endlich den bereits begonnenen Zukunftsdialog fortführen. nur so können wir junge Menschen für eine Berufsausbildung in der Stahlindustrie begeistern.“

Warnstreiks ab 23. März
Die IG Metall wird ab 23. März in der Eisen- und Stahlindustrie in Ostdeutschland zu Warnstreiks aufrufen. Dafür sprachen sich die Mitglieder der Tarifkommission einstimmig im Anschluss an die Verhandlung aus.

Hier das aktuelle Flugblatt:

 

Von: tt

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