Wechsel im IG Metall-Vorstand

Britta Kleinhempel ist Nachfolgerin von Carmen Bahlo im IG Metall-Vorstand

30.06.2021 | Tarifrunde Stahl und Tarifrunde Metall- und Elektro mit Kampf um die Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ostdeutschland: Einen spannenderen Zeitpunkt hätte es für Britta Kleinhempel kaum geben können, um in ihre Arbeit als ehrenamtliches Vorstandsmitglied der IG Metall für den Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen zu starten. Im März hat die 55-jährige Betriebsratsvorsitzende von Airbus Defence & Space in Potsdam das Vorstandsmandat von Carmen Bahlo übernommen, die sich nach mehr als 20 Jahren aus ihren Ämtern zurückgezogen hat.

Britta Kleinhempel (links) hat das ehrenamtliche Vorstandsmandat für den Bezirk von Carmen Bahlo übernommen. Foto: tt

„Der Rückzug von Carmen hat mich – wie viele andere wohl auch – sehr überrascht“, erzählt Britta Kleinhempel. Noch überraschter war sie allerdings, als Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Potsdam-Oranienburg, sie anrief, um zu fragen, ob sie sich die Nachfolge von Carmen im IG Metall-Vorstand vorstellen könne. „Das war natürlich eine große Ehre“, sagt Britta Kleinhempel. „Und gleichzeitig auch eine gewaltige Verantwortung, denn die Fußstapfen, die Carmen hinterlassen hat, sind groß.“ Und so nahm die Gewerkschafterin aus Potsdam, die in Berlin geboren ist und dort auch wohnt, erstmal Kontakt zu Carmen auf, um sich über das, was da auf sie zukommen würde, zu informieren.

Mit Betriebsrat für mehr Gerechtigkeit
Danach stand fest: Sollte die Gewerkschaftstagdelegierten des Bezirks sie zur Nachfolgerin von Carmen wählen, würde ein weiteres ehrenamtliches Engagement dazukommen. Gewählt Ende Januar ist Britta Kleinhempel nun seit März auch ehrenamtliches Mitglied im IG Metall-Vorstand. Gewerkschaftlich engagiert ist Britta seit 2009, unmittelbar nach Beginn ihrer Tätigkeit bei der damaligen Infoterra, heute Airbus Defence & Space, „weil ich dort auf wirklich schlimme Zustände gestoßen bin, die ich mit meinem Gerechtigkeitsempfinden nicht vereinbaren konnte“, erinnert sich Britta Kleinhempel.

Konkret ging es dabei um eine Prämie, die Leiharbeitsbeschäftigten vorenthalten werden sollte. Um für bessere Arbeitsbedingungen für alle zu kämpfen, trat Britta im gleichen Jahr in die IG Metall ein, nahm mit der IG Metall Potsdam-Oranienburg – zunächst heimlich – Kontakt auf und warb Mitglieder für die IG Metall „Denn nur gemeinsam sind wir stark und können was erreichen“, ist sie überzeugt. Seit der ersten Betriebsratswahl 2009 gehört sie dem Gremium an, seit 2018 ist sie Betriebsratsvorsitzende, seit 2020 Mitglied der Delegiertenversammlung und im Ortsvorstand der Geschäftsstelle Potsdam. Dazu vertritt sie die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen im Gesamtbetriebsrat. Mit 55 Beschäftigten von 12500 in der Airbus Defence & Space GmbH ist der Potsdamer Standort, der einzige in Ostdeutschland, relativ klein.

Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist Britta Kleinhempel optimistisch, dass sich – ähnlich wie bei ZF in Brandenburg an der Havel – auch bei Airbus die Arbeitsbedingungen bald ändern und das Unternehmen sich mit der IG Metall und dem Betriebsrat auf eine stufenweise Reduzierung der Arbeitszeit einigt. „Die Angleichung Ost ist mehr als überfällig“, sagt die Betriebsratsvorsitzende. „Es ist höchste Zeit, dass für uns, wie für die Kolleginnen und Kollegen im Westen, auch endlich die 35-Stunden-Woche gilt.“

Airbus Defence & Space in Potsdam erstellt digitale Karten von Satellitenbildern und digitale Höhenmodelle und ist im sogenannten Bodenbewegungsmonitoring tätig – für zivile und militärische Kunden. Das Unternehmen ist nicht im Flächentarif, aber über einen Haustarifvertrag an die Fläche angeglichen. In der Coronazeit waren viele der Kolleginnen und Kollegen am Potsdamer Standort in Kurzarbeit. Für Britta Kleinhempel und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Betriebsrat gab es dennoch einiges zu tun. So musste zum Beispiel des Hygienekonzept des Unternehmens auf den Standort Potsdam angepasst und umgesetzt und Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz getroffen werden.

Herausforderungen der Transformation
Dazu hat der Betriebsrat die Zeit genutzt, aktiv in der seit 2017 gegründeten „AG Zukunft“ weiterzuarbeiten. Denn auch Airbus Defence & Space steckt mitten in der Transformation. „Wir digitalisieren aktuell noch von Hand“, erzählt Britta Kleinhempel, „aber das ändert sich gerade. Die Transformation beschert uns die automatische Klassifikation von Satellitenerfassung. Damit verändern sich auch die Arbeitsplätze.“ Statt erfassen müssen die Beschäftigten zunehmend bewerten, was dann automatisch erfasst wird. „Die Anforderungen an die Beschäftigten steigen“, sagt die Betriebsratsvorsitzende. Das bedeutet zweierlei: Die Kolleginnen und Kollegen brauchen eine qualifizierte Weiterbildung und wegen der gestiegenen Anforderungen eine höhere Eingruppierung. „Für beides kämpfen wir gerade“, berichtet die Betriebsratsvorsitzende. „Nach der Systematik des Entgeltrahmenabkommens (ERA) müssten alle Interpreten in der Entgeltgruppe aufsteigen. Das ist ein hartes Stück Arbeit, für das zu kämpfen es sich lohnt. Denn letztlich geht es uns ja allen darum, den Standort voranzubringen.“

Gute Arbeitsbedingungen, davon ist Britta Kleinhempel überzeugt, lassen sich nur zusammen durchsetzen. „Vereint sind auch die Schwachen mächtig“, hält sie es mit Friedrich Schiller und macht sich im Betrieb und in der IG Metall dafür stark, Netzwerke, Unterstützung und Kampfkraft zu organisieren. „Gemeinsam können wir viel erreichen. Dafür setze ich mich ein, auch im IG Metall-Vorstand.“ Dem gehört Britta Kleinhempel nun erstmal bis zum nächsten Gewerkschaftstag im Herbst 2023 an.

 

 

Von: tt

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