Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Weitere Warnstreiks im Bezirk: Beschäftigte erhöhten den Druck

25.03.2021 | Die Welle der Warnstreiks im Bezirk reißt nicht ab. Auch am 25. März legten im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen wieder zahlreiche Metallerinnen und Metaller die Arbeit nieder und sendeten deutliche Botschaften an die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie.

Die Angleichung Ost brennt den Kolleginnen und Kollegen bei Mahle in Wustermark besonders unter den Nägeln.

Warnstreik im Sitzen – coronakonform mit reichlich Abstand und Anstand: Die Beschäftigten von Mahle in Wustermark haben bewiesen, dass es auch in der Pandemie möglich ist, für Gerechtigkeit zu kämpfen. Fotos (2): Volker Wartmann

Blauer Himmel, Sonnenschein beim ersten Warnstreik der Mahle-Beschäftigten in Kirchberg in der laufenden Tarifrunde.

Fünf Finger für fünf Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen – Fotos (2): Igor Pastierovic

Gemeinsam in der Tarifrunde: Die Metallerinnen und Metaller von Thyssenkrupp Presta und Bosch Rexroth mit Unterstützung von Thyssenkrupp System Engineering und Siemens WKC.

Die Belegschaften treffen sich vor dem Werktor bei Thyssenkrupp Presta. Fotos (2): IG Metall

Die Kolleginnen und Kollegen bei Mahle in Wustermark haben erneut gleich zwei Warnstreiks an einem Tag durchgezogen. Morgens legte die Frühschicht die Arbeit für anderthalb Stunden nieder, nachmittags zog die Spätschicht nach. Sie machten mit beim bundesweiten Aktionstag aller Mahle-Standorte in Deutschland, der unter dem Motto „Wir sind Mahle“ stand. Bundesweit zeigten mehrere Tausend Beschäftigte, dass sie die Stellenabbaupläne des Konzerns nicht widerstandslos hinnehmen.

„Wir versuchen auf der Gesamtbetriebsratsebene, Alternativen zu den Abbauplänen zu entwickeln. Die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber gestalten sich jedoch als schwierig“, sagte David Schmidt, Betriebsratsvorsitzender in Wustermark und Mitglied des Gesamtbetriebsrats. „Es gibt keinen Grund, jetzt Stellen abzubauen: Denn nach Corona ist genauso Transformation wie vor Corona. Unser Ansatz ist: Anstatt Kolleginnen und Kollegen, die vom Stellenabbau betroffen sind, zu entlassen und Abfindungen zu zahlen, sollten wir sie besser weiterqualifizieren.“

Darum fordere der Gesamtbetriebsrat einen Zukunfts- und Qualifizierungsfond für die deutschen Standorte, so Schmidt. „Selbstverständlich sind wir offen für einen Weg in die Transformation. Aber wir wollen diesen Weg gemeinsam mit dem Arbeitgeber beschreiten und ein tragbares Ergebnis für beide Seiten erreichen.“

Neben Beschäftigungssicherung steht bei den Mahle-Beschäftigten in Wustermark auch die Angleichung Ost ganz oben auf der Agenda. „31 Jahre nach der Wende haben wir bei Mahle die Faxen dicke“, erklärte David Schmidt. „Wir müssen jetzt den Einstieg in die Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West schaffen.“

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Potsdam-Oranienburg, erklärte: „Sollten sich die Arbeitgeberverbände im Bezirk nicht bewegen, müssen wir wohl über weitere Eskalationsstufen nachdenken. Warnstreiks sind erst der Anfang, die können auch länger ausfallen als anderthalb Stunden. Die Arbeitgeber sollten sich gut überlegen, ob sie dieses Risiko eingehen oder nicht doch lieber erste Schritte mit uns gehen.“
Mehr zum Warnstreik in Wustermark gibt es auf der Internetseite der IG Metall Potsdam-Oranienburg.

Warnstreik der Mahle-Beschäftigten in Kirchberg
Auch die Beschäftigten des Mahle-Standorts im sächsischen Kirchberg beteiligten sich mit ihrem ersten Warnstreik in der laufenden Tarifrunde am bundesweiten Mahle-Aktionstag. Die Beschäftigten von Früh- und Spätschicht stoppten mit ihrem Warnstreik am Donnerstagnachmittag die Produktion. Am Standort, so die Betriebsratsvorsitzende Gabi Sickert, gebe es derzeit zwei Probleme, die gelöst werden müssen. „Wir haben einerseits die offene Tarifrunde, in der wir von den Arbeitgebern verlangen, sich zu bewegen und uns gute Angebote und tarifliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Und auf der anderen Seite verlangen wir von unserem Arbeitgeber, dass unsere Beschäftigungs- und Standortsicherung, die zum 30. April dieses Jahres ausläuft, verlängert wird."

Die Unsicherheit bei den Kolleginnen und Kollegen ist groß, ergänzt Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau. „Wir fordern daher mit diesem Warnstreik im Rahmen des bundesweiten Aktionstags aller deutschen Mahle-Standorte ein deutliches Zeichen vom Arbeitgeber für die Zukunft von Mahle Behr in Kirchberg.“ Die Metallerinnen und Metaller haben geliefert: Ein starkes, entschlossenes Signal einer tollen Belegschaft!

Mehr zum Warnstreik in Wort und Bild gibt es auf der Homepage der IG Metall Zwickau.

Thyssenkrupp Presta und Bosch in Chemnitz wieder gemeinsam „am Start"
„Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ klang es am Vormittag aus den Lautsprechern auf einem Parkplatz an der Heinrich-Lorenz-Straße in Chemnitz. Der Song thematisierte eine der Forderungen, für die die Kolleginnen und Kollegen von Thyssenkrupp Presta und Bosch zum zweiten Mal gemeinsam auf die Straße gingen. „Wir gemeinsam für gute Arbeit“ war auch dieses Mal das Motto für den Warnstreik der Beschäftigten des Automobilzulieferers und des Zulieferers für den Maschinenbau.

„Was unsere kleineren Belegschaften in dieser Tarifrunde leisten, ist schon toll. Wenn der Parkplatz mit Menschen voll ist. Dann wissen wir, dass drinnen nichts mehr läuft. Auch mit Abstand sind es die besten Kolleginnen und Kollegen“, sagte Anne Zeumer, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Chemnitz, am Rande des Warnstreikkundgebung.

Solidarisch wurden die Warnstreikenden unterstützt von Thyssenkrupp System Engineering und Siemens.
Am Ende waren sich die Metallerinnen und Metaller einig: Wenn wir müssen, legen wir noch eine Schippe drauf. Jetzt sind die Arbeitgeber am Zug. Sollten sie die Signale der Beschäftigten falsch verstehen, bekäme der Begriff Tarifbewegung eine ganz neue Bedeutung.

Hier geht’s zu mehr Infos und weiteren Fotos vom Warnstreik in Chemnitz.



Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

 

Von: tt

Unsere Social Media Kanäle