Corona-Krise

"Wir sind einer der wenigen Standorte im Konzern, die voll arbeiten."

18.05.2020 | Seit Anfang Mai arbeiten die Kolleginnen und Kollegen im Mercedes Benz-Werk in Ludwigsfelde wieder im Zwei-Schicht-Betrieb. Dennoch machen sich viele angesichts der angeordneten Sparmaßnahmen und Gewinneinbrüche bei Daimler Sorgen um die Zukunft. Thomas Rackwitz, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Mercedes Benz in Ludwigsfelde, erläutert im Interview die aktuelle Situation.

Thomas Rackwitz, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Mercedes Benz am Standort Ludwigsfelde - Foto: Volker Wartmann

Wie ist die Situation momentan bei Euch im Betrieb? Macht Ihr Euch Sorgen um die Zukunft?

Seit dem 27. April haben wir nach fünf Wochen Pause wieder mit einer Schicht angefangen. Ab Mai arbeiten wir in zwei Schichten und sind aus der Kurzarbeit erst einmal raus. Damit sind wir bei der Sprinterproduktion, wie auch unser Schwesterwerk in Düsseldorf, einer der wenigen Standorte im Konzern, die voll arbeiten und auch Geld verdienen. Insgesamt kann man sich auch mit Blick auf Daimler und die Gewinneinbrüche schon Sorgen machen. Keiner weiß, wie lange die Krise andauern wird und ob es bei den ohnehin schon verordneten Sparmaßnahmen bleibt.

Wie sind die bisherigen Verhandlungen zum Thema Kurzarbeitergeld gelaufen und welche Absicherung habt Ihr vereinbart? Gibt es bei der Umsetzung Schwierigkeiten oder Fragen?

Auch wenn es bei Einzelheiten sehr schwierig war, konnten wir die Regelungen aus der Daimler AG unverändert übernehmen. Wir haben dieselbe Aufzahlungsstaffel zur Kurzarbeit wie im Konzern erreicht. 80,5 Prozent des Nettolohns sind bei Kurzarbeit Null abgesichert und bei weniger Kurzarbeit gibt es eine höhere Aufzahlung.

Dafür hat aber auch der Gesamtkonzern darauf bestanden, dass wir vor Beginn der Kurzarbeit zwei Wochen Betriebsruhe machen. Da hätten wir uns aufgrund unserer Arbeitszeitkonten auch schneller Kurzarbeit vorstellen können. Zuständig für den Gesamtkonzern war aber die Bundesagentur für Arbeit in Stuttgart. Die hat darauf bestanden, dass vor Beginn der Kurzarbeit Betriebsruhe ist. Fragen gab es zur Kurzarbeit und deren Abrechnung schon einige, die aber im Wesentlichen von der Personalabteilung ausgeräumt werden konnten.

Wie sieht die Arbeit unter Covid 19-Bedingungen aus? Habt Ihr Vereinbarungen zum Thema Arbeitsschutz und Gefährdungsbeurteilung getroffen? Wie geht Ihr mit Risikogruppen und Eltern um, die ihre Kinder betreuen müssen?

In unserem Betrieb hat sich schon einiges verändert. Wir haben die Gefährdungsbeurteilung für jeden Arbeitsplatz angepasst und nach technischen und organisatorischen Maßnahmen geschaut. Wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann, gilt eine Maskentragepflicht.

Wir konnten vor allem erreichen, dass wir im Vergleich zum Normalbetrieb mehr Kollegen im Werk haben, damit zusätzliche Pausen für Entlastung sorgen. Der Krankenstand war in der ersten Phase mit ungefähr sechs Prozent für unsere Verhältnisse sehr niedrig. Die Kantine ist unter Einhaltung des Abstands auch geöffnet.

Risikogruppen nach der Beschreibung des RKI können sich bei uns melden. Bei entsprechendem Nachweis muss mit dem Betriebsarzt entschieden werden, wie eine Rückkehr an den Arbeitsplatz möglich ist. Oder es muss ein anderer Arbeitsplatz gefunden werden. Ansonsten schicken wir die Leute bezahlt nach Hause. Viele Fälle gibt es allerdings nicht.

Das Thema Kinderbetreuung ist schon schwierig. Anfangs hatten zwischen 60 und 100 Kolleginnen und Kollegen Schwierigkeiten, zur Arbeit zu kommen, weil sie ihre Kinder betreuen durften. Bis auf etwa zehn Fälle konnten aber im Einzelfall Lösungen gefunden werden. Klare Regelungen und Rahmenbedingungen wie die Lohnfortzahlung für Eltern, Freistellungsregelungen im Tarifvertrag gab es aber nicht.

Beitrag beim rbb am 16. Mai in der Sendung Brandenburg aktuell

 

 

 

Von: igm-lu

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