21.09.2018 | Unter dem Motto „5 Tage Bildung. Zeit für Sachsen“ haben die DGB-Gewerkschaften im Freistaat am Freitag in Dresden eine Kampagne für ein Bildungsurlaubsgesetz gestartet. Es geht um die Möglichkeit für alle Beschäftigten, sich für eine berufliche, gesellschaftspolitische, kulturelle oder persönliche Weiterbildung bezahlt freistellen zu lassen. Was in den meisten Bundesländern schon jahrelang Praxis ist, soll nach der Landtagswahl 2019 auch für Sachsen eingeführt werden, fordern die DGB-Gewerkschaften.
Schon zum Auftakt der Kampagne trumpften die Gewerkschaftsmitglieder mit entschlossenen Statements pro Bildungsurlaub auf – nachzulesen auf der Website www.zeit-fuer-sachsen.de
Drei Fragen an Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen
Warum braucht Sachsen ein Bildungsurlaubsgesetz?
„Arbeitswelt und Lebenswelt gehören zusammen. Die moderne Arbeitswelt braucht allseitig ausgebildete und selbstbewusste Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für die der Dreiklang gute Arbeit, tarifliche Bezahlung und verlässliche Leistung zusammen gehört. Unsere Lebenswelt braucht engagierte, aktive Bürger, die Ansprüche auf demokratische Teilhabe in Beruf und Gesellschaft anmelden und dafür Verantwortung übernehmen. Beides ist ohne Bildung nicht zu haben. Fünf Tage gesetzlicher Anspruch auf bezahlte Freistellung für politische, soziale, kulturelle oder berufliche Bildung sind deshalb dringend notwendig.“
Was bringt der Bildungsurlaub speziell den Mitgliedern der IG Metall?
„Engagierte Metallerinnen und Metaller wissen den Wert von Bildung besonders zu schätzen, denn gute Qualifikation und Ausbildung sind die Grundlage unserer Arbeit, unseres Einkommens und unserer gewerkschaftlichen Erfolge im Betrieb, in der Region und in der Gesellschaft. Insofern ist es klar, dass in den Bundesländern, die eine gesetzliche Grundlage für Bildungsfreistellung haben, besonders die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diese Möglichkeit nutzen. Mit den so verbesserten Freistellungsmöglichkeiten und den gemeinsam erworbenen zusätzlichen Kompetenzen lassen sich verbesserte Bedingungen im Betrieb und in der Gesellschaft durchsetzen.“
Was erwarten die Gewerkschaften von Sachsens Staatsregierung?
"Unsere Gesellschaft insgesamt unterliegt einem Wandel. Politische Bildung, die in ein Engagement für demokratische Kräfte mündet, war seit Gründung des Freistaats Sachsen ein Stiefkind der Politik. Nach der Landtagswahl 2019 muss es in diesem Punkt einen Neustart geben. Wir sagen: Jetzt ist es Zeit, sich stärker mit gesellschaftspolitischen Fragen und den Konflikten des Alltags auseinanderzusetzen. Dazu brauchen wir alle mehr Sachkenntnis über Zusammenhänge. Wissen killt Fake-News. Die Politik muss einen Rahmen dafür schaffen. Fünf bezahlte Tage im Jahr, um sich beruflich oder politisch weiterzubilden, sich tiefer mit der Welt um uns herum zu beschäftigen – das ist nicht viel, aber es ist ein guter Anfang. Und der muss kommen."
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