Nahles-Rentenreform entspricht der Lebens- und Erwerbswirklichkeit der Menschen und schafft Gerechtigkeit

26.03.2014 | Für die IG Metall ist ein straffreier Renteneintritt nach 45 Beitragsjahren mit 63 Jahren die dringend erforderliche Korrektur der bisherigen Rentenkürzungsreform. Die Bundesarbeitsministerin Nahles geht den richtigen Weg, indem sie die Lebens- und Erwerbswirklichkeit der Menschen zum Maßstab der Politik macht, anstatt der privaten Versicherungswirtschaft und Arbeitgebern zu folgen.

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Die Arbeitgeber wissen genau, dass viele Beschäftigte gar nicht freiwillig in Rente gehen, sondern sie einfach nicht mehr können - weil sie kaputt sind oder keine Arbeit mehr finden. Wer seinen Job im Alter ab 50 verlor, zähle heute zu den Langzeitarbeitslosen und muss trotz verzweifelter Jobsuche hohe Rentenkürzungen durch eine Zwangsverrentung hinnehmen.

 

Ganz real ist die Tatsache, dass die Generation, die später die „vielen Alten“ zu ernähren hat, sich heute aufgrund politischer Fehlentscheidungen und falscher Arbeitsmarktpolitik, in einer dramatischen Lage befindet: Ausfallende Schulstunden, fehlende Lehrer, marode Schulgebäude, Mangel an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, dramatisch überfüllte Hochschulen, Zugangsbeschränkungen usw. Eine gute Bildung für Kinder und Jugendliche sind aber elementare Voraussetzungen zur Meisterung der Zukunft.

 

Wirtschaft und Politik verweisen ständig auf die Demografie und weigern sich massiv im Bildungsbereich und Ausbildungsbereich sofort zu engagieren. Ebenso grotesk ist die Klage über mehr oder weniger Mindestlohn. Politiker und Unternehmer, die wirklich Angst vor der demografischen Entwicklung haben, müssten sich jetzt Gedanken über rentenstabilisierende Einkommen machen.

 

Jede Debatte über Gerechtigkeit gegenüber den Frauen von den sogenannten Eliten und Experten ist zutiefst geheuchelt. Sie waren es, die in den vergangen Jahrzehnten ein Frauenbild predigten, bei dem allein der Mann den Lebensunterhalt verdienen solle. Und noch heute gibt es Bundesländer, in denen die Emanzipation als Teufelswerk verachtet wird.

 

Die Arbeitsmarktversäumnisse der Vergangenheit lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Und was die angebliche Fähigkeit betrifft, 50 Jahre voraus in die Zukunft zu gucken, so ist das reine Kaffeesatzleserei. Die Prognosen der Wirtschaft halten in der Regel nicht mal ein halbes Jahr der Realität stand. Kein großer Aufschwung, keine Krise, ist jemals richtig vorhergesagt worden.

 

Es muss um die Anerkennung der Lebensleistung der unmittelbar vor der Rente stehenden gehen. Wer in Rente gehen will, bevor die festgelegte Beitragszeit erreicht ist, kann das tun, muss aber Abschläge in Kauf nehmen. Fairness für die Versicherten entsteht, wenn jeder nach der für alle festgelegten Beitragszeit von 45 Jahren eine ungekürzte Rente erhält, deren Höhe sich an den Einzahlungen bemisst.

 

Dieses System entspricht den immer unterschiedlicheren Lebens- und Erwerbsverläufen. Nur ein solches System ist eine kluge Konsequenz aus den immer stärker ausdifferenzierten und daher unterschiedlichen Erwerbverläufen. Auch wenn sich in den letzten Jahren die Erwerbsphasen deutlich verlängert haben sind noch immer das durchschnittliche Rentenzugangsalter und mehr noch das durchschnittliche Erwerbsaustrittsalter weit von der Regelaltersgrenze von 65 Jahren entfernt. Als wesentlicher Grund für vorzeitige Erwerbsaustritte gelten körperliche und psychische Arbeitsbelastungen, die gesunde Arbeit bis ins Rentenalter verhindern. Wer also formal besser qualifiziert ist, geht älter und gesünder in Rente.

 

Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen aus welchen Gründen die Deutschen aus dem Erwerbsleben austreten. Viele Menschen sind aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht mehr in der Lage, zu arbeiten. Nur etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer, die 2009 in Rente gingen, tat dies aus Altersgründen. Knapp ein Viertel der Personen trat hingegen auf Basis einer Vorruhestandsregelung oder direkt aus der Arbeitslosigkeit in den Ruhestand. Mit 27,8% schied mehr als ein Viertel aufgrund gesundheitlicher Probleme vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus, dies im Durchschnitt mit 55,1 Jahren.

 

Von: bg

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