Solarindustrie Ostdeutschland

Beschäftigte bei Bosch-Solar lassen sich nicht ausknipsen

14.12.2015 | Der Bosch-Konzern will seinen Solar-Standort in Brandenburg schließen. Doch die rund 180 Beschäftigten lassen sich nicht einfach ausknipsen. Es geht um brauchbare Alternativen für den Standort und die Sicherung der Arbeitsplätze. Die IG Metall und der Betriebsrat luden am 10. Dezember alle Mitarbeiter mitsamt Familien und Freunden sowie Kommunal- und Landespolitiker zu einer Informationsveranstaltung ein. Und viele kamen.

Die Bosch Solar CISTech in Brandenburg an der Havel ist der letzte der ehemals vier Standorte im Osten Deutschlands, die der Bosch-Konzern bis Ende 2009 übernommen hat. Die Bosch Solar CISTech wurde in den letzten sechs Jahren als Entwicklungsstandort und die Produktionslinie zur Pilotfertigung genutzt. Daraus entstanden optisch hochwertige Dünnschicht-Solarmodule zur Gestaltung von Gedäudefassaden, also eine Einkleidung, die nicht nur vor Wetter schützt, sondern gleichzeitig optisch ansprechend aussieht und Energie aus der Sonne erzeugt (eFacade).

Rund die Hälfte der Beschäftigten sind hochqalifizierte Ingenieure und Entwickler. Viele sind extra nach Brandenburg gezogen sind, um hier an einer klimafreundlichen Zukunftstechnologie zu arbeiten. Bosch lockte zudem gezielt mit seinem guten Namen.

Anfang Oktober 2015 teilte man der Belegschaft mit, der Bosch-Konzern wolle den Standort Brandenburg aufgrund wirtschaftlicher Randbedingungen schließen. Die Versuche, einen Käufer für den Standort zu finden, der das Unternehmen zu den Bedingungen von Bosch weiterführt, seien gescheitert. In einer Stellungnahme der Bosch-Zentrale wenige Tage zuvor heißt es: „Wir haben alles lange geprüft.“

Dies überzeugt jedoch weder den Betriebsrat noch die Mitarbeiter. Da die Geschäftsführung auch das zehnjährige Jubiläum seit Firmengründung übersehen hatte, lud der Betriebsrat kurzerhand zu einer Informationsveranstaltung am 10. Dezember ein.

Über 90% der Mitarbeiter möchten gerne am Standort weiterarbeiten, und zwar auch dann, wenn zukünftig keine Solarmodule, sondern ein anderes Produkt gefertigt würde. Daher fordert der Betriebsrat von Bosch, ernsthaft nach Alternativen (z.B. andere Bosch-Produkte) zu suchen, um den Standort zu erhalten und die Arbeitsplätze zu sichern.

Die Oberbürgermeisterin, Dr. Dietlind Tiemann unterstrich die wichtige Rolle des Betriebsrats in dieser Phase. Aber nicht nur die Stadt setzt sich für die Erhaltung des Standorts ein, auch das Land versucht, den Plänen der Firma Bosch entgegenzuwirken: Das Ministerium für Wirtschaft und Energie beteiligt sich seit kurzem aktiv an der Suche nach neuen Investoren. Die Brandenburger appellieren an den Bosch-Konzern, nicht nur auf dem Papier zu seiner sozialen Verantwortung zu stehen.

 

„Zehn Jahre an unternehmenseigener Entwicklung und öffentlich geförderter Forschung sollen nun mit einem Schlag vernichtet werden. Es kann nicht im öffentlichen Interesse sein, eine klimafreundliche und innovative Technologie einfach so zu verschrotten!“, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Dr. Frank Hergert. Der Betriebsrat habe nicht den Eindruck, dass Bosch für seinen Standort ernsthaft alle Alternativen prüfe, um den Beschäftigten eine Zukunft zu bieten. „Geben Sie ihre Schließungspläne auf. Verwerfen Sie Ihren Plan, jetzt auch ihren vierten Standort im Osten Deutschlands schließen zu wollen!“ forderte Hergert.

 

Neben der Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann und Staatssekretär Hendrik Fischer unterstützten die Betriebsratsvorsitzenden der ZF AG, Carmen Bahlo, Sven Hutengs von Heidelberger Druck und der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Bernd Thiele, die Forderungen des Betriebsrates, gemeinsam Lösungen zu finden und eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen.

 

Der Betriebsratsvorsitzende Bodo Paetzel betonte am Ende keine voreiligen Entscheidungen zu treffen. Selbst scheinbar attraktive Abfindungsangebote ersetzen nicht den Arbeitsplatz! "Lasst euch nicht einfach abschieben!" Der Betriebsrat biete seine Unterstützung bei der Suche nach Alternativen an. Der Abgasskandal habe nun auch Bosch erfasst.  Dies müste eigentlich den Konzern motivieren, ernsthaft nach vernünftigen Alternativen für den Standort Brandenburg zu suchen, um nicht noch weiter an Ansehen zu verlieren, sagte Paetel. „Ich wünsche mir, dass Bosch zu seiner sozialen Verantwortung steht.“


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Von: bg

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