Kampf um Tarifbindung in Sachsen

Warnstreik für Tarifvertrag: Premiere bei BENSELER Frankenberg

09.02.2016 | Immer mehr Belegschaften, die ohne Tarifvertrag arbeiten müssen, streben eine Tarifbindung an. 150 Kolleginnen und Kollegen von BENSELER in Frankenberg bei Chemnitz legten dafür am Dienstag einen tollen Warnstreik vor dem Werktor hin – damit der Arbeitgeber überhaupt an den Verhandlungstisch kommt.

Eindeutige Ansage der BENSELER-Belegschaft: Für Tarifvertrag! Foto: IG Metall

„Jetzt ist die Geschäftsführung am Zug. Wir erwarten in den nächsten 14 Tagen ein Angebot von Verhandlungsterminen. Dass die Beschäftigten Warnstreik können, haben sie heute eindrucksvoll gezeigt. Wenn man uns zwingt, legen wir auch eine Schippe drauf“, sagte Mario John, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Chemnitz.

 

Er berichtete den streikenden Kolleginnen und Kollegen vom ordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall 2015 in Frankfurt, wo die Kanzlerin Angela Merkel gesagt hatte, es könne ein gemeinsames Ziel sein, die Tarifbindung wieder auf stärkere Füße zu stellen. Sie sei persönlich davon jedenfalls überzeugt.

 

Die Geschäftsführung von BENSELER in Sachsen muss davon allerdings noch überzeugt werden. Üblicherweise werden die Metallerinnen und Metaller zum Warnstreik aufgerufen, wenn die Verhandlungen festgefahren sind. Am 9. Februar waren die Beschäftigten zu ihrer Warnstreikpremiere vorm Tor, um überhaupt einen Verhandlungstermin zu bekommen. Seit September 2015 weigert sich die Geschäftsführung beharrlich, mit der IG Metall zu verhandeln.

 

Die Metallerinnen und Metaller stellten sich quer und erreichten unvorhergesehene Aufmerksamkeit: „Unser Warnstreik schaffte es bis in den Verkehrsfunk, und die vielen Autofahrer auf der B169 rund um Frankenberg wussten, warum sie mehr Zeit einplanen sollten“, sagte  Anne Zeumer von der IG Metall Chemnitz.

 

Spitze war auch die solidarische Unterstützung aus anderen Betrieben. So waren Kolleginnen und Kollegen aus Kundenbetrieben mit vor dem Tor: Vom Volkswagen-Motorenwerk, von BMW Leipzig, Continental in Limbach-Oberfrohna und Rhenus AL Chemnitz, sowie Metalsa Hainichen. Diese Betriebe eint eines: Sie sind alle bereits tarifgebunden. Deren Arbeitgeber sind auch nah an den Mitarbeitern. BENSELER legt bisher offensichtlich nur Wert darauf, nah am Markt, nah am Kunden zu sein.

 

„Warnstreik ist unser gutes Recht. Warnstreik ist kein Kindergeburtstag. Warnstreik ist auch nicht Jux und Tollerei am Faschingsdienstag. Der befristete Ausstand ist ein deutliches Signal an den Arbeitgeber. Ändern sie ihr Verhalten und kommen an den Verhandlungstisch“, sagte Mario John unter dem Beifall der Beschäftigten. „Wir stehen heute hier für gute Arbeit, wir stehen heute hier für gutes Entgelt, und wir stehen heute hier für die Balance von Beruf und Familie. Und all das gibt es nur mit Tarifvertrag.“

Mit ihrer großartigen Beteiligung  am Warnstreik hätten die Beschäftigten deutlich gezeigt, wo ihre Interessen liegen.

 

 

Von: md

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