Formteil- und Schraubenwerk in Finsterwalde - Geschäftsstelle Cottbus-Südbrandenburg

Dreistündiger Warnstreik bei der „Schraube“: „Die Kampfbereitschaft der Belegschaft ist groß.“

14.11.2020 | Mit einem dreistündigen Warnstreik hat die Belegschaft des Formteil- und Schraubenwerks in Finsterwalde am 13. November trotz strenger Hygieneauflagen eindrucksvoll für bessere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung demonstriert. Mit dem gebotenen Mindestabstand und Mund-Nase-Schutz, aber entschlossen und vereint, versammelten sich Frühschicht und Spätschicht vor dem Werkstor, um ihre Forderung nach einem neuen, besseren Haustarifvertrag zu unterstreichen.

Fotos: Volker Wartmann

„Die Leute sind sauer und haben die Schnauze voll“, sagte Heiko Reimschüssel, Metaller und Betriebsratsvorsitzender beim Formteil- und Schraubenwerk. „Es ist an der Zeit, dass wir endlich auch nach Flächentarifvertrag bezahlt werden.“ Die Stimmung in der Belegschaft sei schlecht, so Reimschüssel. „Viele sind nicht nur wegen der geringen Bezahlung und des ständig steigenden Leistungsdrucks bereits abgewandert, sondern auch wegen des schlechten Klimas im Betrieb.“ Die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber über bessere Arbeitsbedingungen zögen sich bereits mehr als zwei Jahre hin. „Passiert ist in der ganzen Zeit so gut wie nichts.“ Der Betriebsratsvorsitzende betonte: „Die Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen ist groß.“

Beim Mutterkonzern Anton Friedberg in Gelsenkirchen werden die Kolleginnen und Kollegen nach Flächentarifvertrag bezahlt, so Betriebsratsvorsitzender Heiko Reimschüssel. „Hier am Standort macht das Unternehmen seit vielen Jahren gute Gewinne. Davon wollen die Kolleginnen und Kollegen endlich auch etwas abhaben. Jetzt sind die Auftragsbücher sogar voller als vor Corona, die Kolleginnen und Kollegen haben sogar an Feiertagen gearbeitet“, sagt Reimschüssel. „Es kann nicht sein, dass es hier im Osten 30 Jahre nach der Wende nicht bald eine Angleichung der Löhne gibt und die Belegschaft immer von den Gewinnen ausgegrenzt wird.“ Mit dem heutigen Warnstreik hätten die Kolleginnen und Kollegen eindrucksvoll gezeigt, dass sie nicht bereit seien, diese Ungleichbehandlung länger hinzunehmen, so Reimschüssel.

„Wir wollen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen einen Haustarifvertrag mit einer dynamischen Regelung und einer schrittweisen Heranführung an den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie durchsetzen“, sagte Paul Rothe, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Cottbus-Südbrandenburg. Im Vergleich zum Flächentariflohn verdienen die Kolleginnen und Kollegen bei der „Schraube“ in Finsterwalde nur 86 Prozent, so Rothe. Außerdem würden in der Fläche vereinbarte Errungenschaften wie beispielsweise Leistungszulagen und der T-ZUG – das tarifliche Zusatzgeld – vom Arbeitgeber in Finsterwalde bisher nicht umgesetzt. „Die Kolleginnen und Kollegen sind nicht bereit, diese Ungerechtigkeiten länger hinzunehmen“, sagte Paul Rothe. „Ich hoffe, der Arbeitgeber hat nach dem heutigen Warnstreik verstanden, dass er uns in den Verhandlungen endlich entgegenkommen muss.“

„Die Schere zwischen unserem Haustarifvertrag und dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie in Brandenburg geht immer weiter auseinander. Man hat das Gefühl, es geht rückwärts. Andere Firmen in Finsterwalde haben uns bei der Bezahlung mittlerweile abgehängt", so Metaller Marcus Höhne. „Auf der einen Seite steigen das Arbeitspensum und der Stress seit Jahren, auf der anderen Seite wird der Umgang mit den Mitarbeitern immer schlimmer. Das kann so nicht weitergehen.“ Mit diesem Warnstreik habe die Belegschaft eine große Geschlossenheit gezeigt, so Höhne: „Die Arbeitgeberseite sollte jetzt Einsicht zeigen und einlenken. Investitionen in die Belegschaft sind schließlich Investitionen in die Zukunft.“

 

 

Von: vw-aw

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