Vertrauensleutewahlen 2020

Vertrauensmann mit einem „stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“

12.02.2020 | Tino Schünemann ist vielen IG Metallerinnen und Metallern auch außerhalb des H.E.S.-Stahlwerks in Hennigsdorf bekannt: Er ist Urheber der Stahlhymne „Nur Stahl ist härter als wir“. Der Song wurde auf Youtube mittlerweile weit mehr als 18.000 Mal angeklickt. Seit rund einem Jahr ist Tino Schünemann auch als Vertrauensmann bei H.E.S. aktiv: Eine Aufgabe, die ihn mit Stolz erfüllt. Warum, erklärt er hier.

„Für mich ist es eine persönliche Ehre, Vertrauensmann meiner Kolleginnen und Kollegen zu sein. Dieses Ehrenamt erfüllt mich mit Stolz, zumal meine halbe Familie früher im Stahlwerk gearbeitet hat. Mein Opa war auch bereits Vertrauensmann.

Rückblickend war es bei mir ein längerer Prozess, bis ich bei der IG Metall gelandet bin. Ich habe 2016 im Auftrag einen Hip-Hop-Song für die IG Metall geschrieben und aufgenommen – Titel: „Nur Stahl ist härter als wir“. Dadurch bin ich mit Kolleginnen und Kollegen, die in der IG Metall aktiv sind, erstmals näher in Kontakt gekommen. Sie haben mir Wege und Möglichkeiten aufgezeigt, wie ich mich engagieren kann und sie haben mir meine Bedenken genommen, ich könne vielleicht nicht kompetent genug sein. Inzwischen wissen alle Kolleginnen und Kollegen, dass ich Vertrauensmann bin und kommen mit ihren Sorgen zu mir. Das ist für mich jedes Mal ein Vertrauensbeweis. Ich trage diese Sorgen dann bei Bedarf zum Betriebsrat weiter.

Eine wesentliche Voraussetzung für meine Tätigkeit als Vertrauensmann habe ich bereits in die Wiege gelegt bekommen: Ich habe von klein an einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und es ist mir ein Anliegen, mich für andere einzusetzen und stark zu machen. Andere wünschenswerte Eigenschaften von Vertrauensleuten sind sicheres Auftreten, Redegewandtheit, Weitsichtigkeit, Kompetenz und nicht zuletzt eine gewisse Opferbereitschaft. Denn für dieses Ehrenamt muss man manchmal auch seine Freizeit etwas zurückstellen. Das Spektrum der Aufgaben für Vertrauensleute ist sehr umfangreich. Es ist gut, dass wir Vertrauensleute so viele unterschiedliche Stärken haben.

Viele junge Kolleginnen und Kollegen in meinem Alter sind nicht Mitglied in der IG Metall. Das hat mehrere Ursachen. Früher hat das Stahlwerk viel ausgebildet und die Auszubildenden danach übernommen. Jedes Jahr gab es eine Azubi-Kennenlernfahrt, auf der die meisten in die IG Metall eingetreten sind, weil sie auf den Fahrten viel über die Vorteile einer Mitgliedschaft gelernt haben. Heute bildet das Werk weniger aus, viele junge Leute kommen von außerhalb. Mit denen suchen wir selbstverständlich auch das Gespräch, bei manchen beißen wir allerdings auf Granit. Das kann manchmal schon frustrierend sein.

Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Gewerkschaftsmitglieder besondere Privilegien hätten. Ohne diese fehlt für viele scheinbar der Anreiz, in die IG Metall einzutreten. Denn sie haben die gleichen, guten Arbeitsbedingungen, auch wenn sie nicht in der IG Metall sind. Wir dürfen aber nicht lockerlassen und müssen mit diesen Kolleginnen und Kollegen immer wieder das Gespräch suchen, um sie mit Argumenten zu überzeugen, wie sinnvoll eine Mitgliedschaft in der IG Metall ist. Wenn wir einen zu geringen Organisationsgrad haben, können wir uns nicht so gut zur Wehr setzen und unsere Anliegen nicht mit der entsprechenden Stärke vorbringen. Diejenigen jungen Kolleginnen und Kollegen, die als Vertrauensleute oder Betriebsräte aktiv sind, sind sehr engagiert.“

Tino Schünemann ist 29 Jahre alt, hat bei H.E.S. in Hennigsdorf eine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert und arbeitet mittlerweile als Anlagenfahrer in dem Betrieb.

Volker Wartmann hat das Gespräch mit Tino Schünemann geführt und seine Erfahrungen aufgezeichnet.

Von: vw-kk

Unsere Social Media Kanäle