Schaeffler Luckenwalde

„Wir gehören zu Schaeffler!“ – Rund 350 Beschäftigte protestierten am 3. Oktober in Potsdam

03.10.2020 | Rund 350 Beschäftigte von Schaeffler in Luckenwalde protestierten am 3. Oktober in Potsdam-Babelsberg kurz vor der Zufahrt zur Metropolishalle. Vor dem Festakt zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 machten die Kolleginnen und Kollegen darauf aufmerksam, dass durch den Verkauf des Standortes 400 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren würden.

Foto: Volker Wartmann

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Ministerpräsident Dietmar Woidke am 3. Oktober 2020 bei den Beschäftigten von Schaeffler

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil im Gespräch - Foto: Volker Wartmann

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2019 hat der Schaeffler-Konzern in Luckenwalde „35 Jahre Kooperation mit dem Schaeffler-Konzern“ gefeiert. Jetzt soll der Standort pünktlich zum Jahrestag der Deutschen Einheit abgewickelt werden? Den Festakt verfolgten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel und eine Vielzahl von geladenen Gästen in der Metropolis-Halle bei einer Live-Übertragung. Jörg Steinbach, Wirtschaftsminister von Brandenburg und Martin Dulig, sächsischer Wirtschaftsminister, sprachen - auf dem Weg zum Festakt - kurz mit den Beschäftigten. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil redete kurz mit den Beschäftigten von Schaeffler und sagte einen Termin in Berlin zu.

Die Beschäftigten von Schaeffler protestieren mit ihrer Aktion gegen die Sparpläne des Konzerns und machen auf ihre Situation als letzter Produktionsstandort von Schaeffler in Ostdeutschland aufmerksam.

Vor drei Wochen wurde der Belegschaft im Rahmen der bundesweiten Sparpläne verkündigt, dass man die Produktion im Umfang von 140 Arbeitskräften an andere Standort verlagern will und man versuchen möchte, wenn möglich, den Rest der Belegschaft mit dem Standort zu verkaufen. Konkrete Verkaufspläne oder auch nur Ideen und Ansätze gibt es bis heute nicht.

"Es ist verantwortungslos und kurzsichtig, den Standort in Luckenwalde zu schließen und die Dynamik in Brandenburg in Richtung E-Mobilität oder Wasserstofftechnologie nicht zu nutzen", sagte Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde. "Die Belegschaft hat sich seit 35 Jahren voll mit dem Standort Schaeffler identifiziert und stets ihre Leistung erbracht. Uns jetzt abzuweisen und dem eigenen Schicksal zu überlassen, haben wir nicht verdient", sagte Frank Hildebrandt, Betriebsratsvorsitzender Schaeffler in Luckenwalde.

Hintergrund:

Vor 35 Jahren – also bereits vor der Wende – gab es eine Kooperation des heutigen Schaeffler-Konzerns mit dem VEB Wälzlagerwerk Luckenwalde. Das Jubiläum dieser Kooperation wurde 2019 feierlich mit Georg Schaeffler, Sohn des Firmenpatriarchen, in Luckenwalde gefeiert. Der Schaeffler-Konzern hat einen kleinen Teil des ehemaligen Wälzlagerwerkes in Luckenwalde (140 Mitarbeiter) mit damals 1.600 Beschäftigten übernommen und beschäftigt dort heute noch rund 400 Mitarbeiter.

Der Standort von Schaeffler in Luckenwalde ist einer der wenigen Erfolgsgeschichten der Nachwendezeit in strukturschwachen Regionen. Der Betrieb ist tarifgebunden und fertigt mit einer hochmotivierten Belegschaft Motorenteile für die Automobilindustrie. Das Werk ist hochinnovativ, war für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Karrieresprungbrett für andere Aufgaben im Konzern und hat für seine Innovationskraft mehrere Preise gewonnen. Den letzten Preis hat Georg Schaeffler bei der Jubiläumsveranstaltung letztes Jahr noch einmal ausdrücklich gewürdigt.

Nicht zuletzt hat der Standort seit der Wende stets schwarze Zahlen geschrieben.

Pünktlich zum Jahrestag des Deutschen Einheit steht der letzte Produktionsstandort von Schaeffler in Ostdeutschland vor dem Aus. Vor drei Wochen wurde der Belegschaft im Rahmen der bundesweiten Sparpläne verkündigt, dass man die Produktion im Umfang von 140 Arbeitskräften an andere Standort verlagern will und man versuchen möchte, wenn möglich den Standort mit dem Rest der Belegschaft zu verkaufen. Konkrete Verkaufspläne oder auch nur Ideen und Ansätze gibt es bis heute nicht.

Die Situation bei Schaeffler in Luckenwalde wirft auch ein Schlaglicht auf die gesamte Zulieferindustrie der Automobilbranche. Schaeffler hat angekündigt, insgesamt bundesweit 4.400 Stellen zu streichen und mehrere Produktionswerke zu schließen oder zu verkaufen. Ganz ähnlich ist die Entwicklung bei anderen Zulieferern wie ZF und Mahle sowie den Herstellern der Automobilindustrie selbst. Man hat die Entwicklung zu neuen Antrieben und Mobilitätskonzepten jahrelang verschlafen und reagiert nun in der Corona-Pandemie mit einem Kahlschlag.

Mehr Informationen: www.igmetall-ludwigsfelde.de

Von: aw

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