Faires Entgelt - Aktionstag am 9. Oktober 2015

Höhe des Einkommens darf kein Geschlechtsmerkmal sein

08.10.2015 | Immer noch verdienen Frauen in Deutschland weniger als Männer. 22 Prozent im Durchschnitt - das sind mehr als ein paar Euro. In diesem Jahr haben Männer bereits am 09. Oktober so viel verdient, wie Frauen erst am Ende des Jahres. Auf diesen Missstand machen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter am 09. Oktober 2015, dem diesjährigen "Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit", mit vielfältigen Aktionen aufmerksam.

Die IG Metall fordert von Unternehmen und Politik gegen die deutlich schlechtere Bezahlung von Frauen aktiv vorzugehen. „Das hierzulande Frauen bei gleicher Tätigkeit bereits seit über 15 Jahren immer noch 22 Prozent weniger Einkommen als Männer erhalten, ist ein völlig inakzeptabler Zustand. Deutschland ist damit Negativ-Spitzenreiter unter den westlichen EU-Staaten“, sagte Olivier Höbel, IG Metall Bezirksleiter in Berlin.

Das forciert nach Auffassung der IG Metall Altersarmut, prekäre Beschäftigung und den Fachkräftemangel. Im EU-Vergleich befindet sich Deutschland damit auf Rang 24 – obwohl die Bundesregierung sich im EU-Rahmen verpflichtet hat, die Entgeltlücke bis 2010 auf 15 Prozent und im Jahr 2020 auf zehn Prozent zu senken.

Tarifverträge spielen dabei in mehrfacher Hinsicht eine Rolle. Frauen befinden sich überproportional am unteren Ende der Lohnverteilung. Sie profitieren entsprechend indirekt davon, dass die betriebliche Lohnstreuung bei Betrieben mit Tarifverträgen geringer ausfällt. Die IG Metall-Tarifverträge vermindern die Möglichkeiten zur Lohndiskriminierung. Bei der Durchsetzung von Gleichstellungszielen haben Tarifverträge verschiedene Vorteile: Sie sind flexibler als gesetzliche Regelungen und steigern die Akzeptanz und Legitimität.

Auch wenn sich die Bruttolohnlücke zwischen Männern und Frauen über die Zeit in Deutschland kaum verändert hat, gibt es doch Verschiebungen zwischen den Betrieben mit und ohne Tarifvertrag. Ist der Organisationsgrad und die Branchentarifbindung schwach, sind die Lohnunterschiede oft erheblich.

»Dadurch vergeuden wir ein enormes Potential an Talent, Leistung und Kreativität«“, sagte Olivier Höbel. »Wir müssen in den Unternehmen alles daran setzen, Chancengleichheit in der Berufswelt zu realisieren. Davon würden nicht nur Frauen, sondern die gesamte Gesellschaft profitieren.« Dabei gehe es nicht nur um die Schaffung von beruflichen Perspektiven für Frauen, bessere Kinderbetreuung, familienfreundlichere Arbeitszeiten. »An erster Stelle brauchen wir ein modernes und von Stereotypen befreites Rollenverständnis bei der Berufswahl. Dazu gehört die Erkenntnis: Das Ernährermodell hat ausgedient. Personalverantwortlichen in den Betrieben muss klar sein, dass Unterbrechungen des Erwerbslebens und die Länge der Arbeitszeit unmittelbare Auswirkungen auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in Familie und Erwerbsleben haben.«

Von: bg

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