Rente

Rente mit 68? Nicht mit der IG Metall!

08.06.2021 | Die Rente sorgt für Schlagzeilen. Regierungsberater haben rund drei Monate vor der Bundestagswahl eine Rentenreform vorgeschlagen, die eine Anhebung des Rentenalters auf 68 vorsieht. „Das werden wir als IG Metall nicht kampflos hinnehmen“, sagt Iris Billich, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen und zuständig für die Themen 55plus und Seniorenarbeit.

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Iris Billich ist Gewerkschaftssekretärin der IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. Foto: IG Metall

Die nochmalige Heraufsetzung des Renteneintrittsalters sei mit einer erneuten Rentenkürzung gleichzusetzen, das sei nicht akzeptabel.  „Wir sagen nein zur Rente mit 68“, erklärt Iris Billich, „wie auch zur Rente mit 66 oder 67.“ Und das aus gutem Grund: Immer mehr Kolleginnen und Kollegen müssen mehr Arbeiten übernehmen, allerorts zeichnet sich eine Leistungsverdichtung ab, die Pause zwischen Arbeit und Freizeit reicht kaum noch aus, um sich zu regenerieren. Dazu bestimmen neue Krankheiten wie Corona den Lebensalltag der Menschen. Aktuell arbeiten viele Beschäftigte beispielsweise oft stundenlang mit Maske. „Keiner kann sagen, wie lange dieser Zustand anhält oder ob das gar zum Dauerzustand wird“, sagt Iris Billich. „Vor diesem Hintergrund von einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit zu sprechen, ist grotesk.“

Und passt nicht in die Realität der Beschäftigten. Sie sehen zwar heute oft jünger aus als früher, wenn sie das Rentenalter erreichen, ihre biologische Uhr tickt trotzdem. Viele Kolleginnen und Kollegen berichten in den Seminaren der IG Metall immer wieder darüber, dass sie mit zunehmendem Alter merken, wie die Kräfte nachlassen.

 „Die Kolleginnen und Kollegen wünschen sich dringend von der Politik eine Rückkehr zur Rente mit 65 und sogar zusätzliche Ausstiegsmöglichkeiten in den Ruhestand, wie zum Beispiel die Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren“, berichtet Iris Billich. „Wer 45 Beitragsjahre aufzuweisen hat, sollte ohne Abschläge in die Rente gehen können.

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium hatte in seinem Gutachten zur Zukunft der Rente, das am 7. Juni publik wurde, prognostiziert, dass ab 2025 „schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung“ drohten und daher eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 empfohlen. Das Renteneintrittsalter, so argumentierten die Experten für das Ministerium des Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier, könne nicht langfristig von der Entwicklung der Lebenserwartung abgekoppelt werden.

Das sieht Iris Billich anders. „Eine frühere Rente ist finanzierbar“, sagt sie und verweist zum Beispiel auf die Möglichkeiten, Demografie-Reserven oder eine Erwerbstätigenversicherung aufzubauen, indem weitere Personenkreise in die Rentenversicherungspflicht einbezogen werden. Zudem ist die überwiegende Mehrheit bereit, eine paritätische Anhebung des Beitragssatzes zur gesetzlichen Rentenversicherung zu akzeptieren, wie 2017 eine Umfrage der IG Metall unter den Beschäftigten gezeigt hat.

Statt das Renteneintrittsalter heraufzusetzen oder die Rentenbezüge zu kürzen, sollte sich die Regierung lieber Gedanken darüber machen, wie beispielsweise die Transformation und Digitalisierung der Industrie, die viele Arbeitsplätze koste, sozialverträglich ablaufen könne, rät Gewerkschaftssekretärin Billich.

„Die IG Metall kämpft für eine faire Rente, eine Anhebung auf 68 werden wir nicht einfach so hinnehmen“, erklärt Billich. Sie weiß: „Rente ist für die Menschen ein sehr wichtiges Thema, das sie zutiefst betrifft. Bei der Bundestagswahl im September werden sie sehr genau drauf achten, wie sich die einzelnen Parteien dazu positionieren.“

 

Von: tt

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