Harte Arbeit im Glaspalast: Ein Dokumentarfilm bewegte die Gemüter

12.01.2015 | Wer besonders engagiert arbeitet, kann sich darin verlieren. Große Unternehmen versuchen, das zu nutzen und treiben damit die Selbstausbeutung ihrer Beschäftigten voran: In der Verwaltung, in der Forschung und im kreativen Bereich. Das dokumentiert der Film »Work hard, play hard« von Carmen Losmann, der im Januar im Berliner IG Metall-Haus gezeigt wurde – vor Betriebsräten, Studenten und Ingenieuren.

Diskussion mit der Regisseurin Losmann

Die Regisseurin fing für den Film Schlaglichter einer systematischen und raffinierten Menschenführung ein. Jedes Detail für sich genommen war harmlos – Bewerber und Beschäftigte werden durch aufwendige Assessment-Center geführt, um ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft zu prüfen.

 

Büroeinrichtungen muten an wie Wohnzimmer, alle arbeiten, wann und wo sie wollen, die Versorgung in der Kantine ist exzellent, die Kommunikation untereinander gut strukturiert und effizient. Für bestimmte Arbeiten reserviert sich jeder bestimmte Büroräume. Bilder von der Familie haben auf diesen Schreibtischen nichts zu suchen.

 

Die Gesamtschau aller Details machte ohne Worte deutlich: Es geht gar nicht um die Menschen, sondern um Umsatz und Gewinn. »Wir brauchen mehr Schutzmechanismen für die Beschäftigten«, sagte IG?Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel in der rege geführten Diskussion.

 

Damit Arbeitsbedingungen nicht zur gnadenlosen Härte mutieren, müssen Regelungen, etwa zur  Personalbemessung und Leistungsbegrenzung, vereinbart werden so Höbel.  Es stelle sich die Frage: Sind Angebote und Arbeitsprozesse für die Menschen durchschaubar und beeinflussbar? Ist Kritik möglich und erfolgreich?

 

Eher nicht, belegt der Film, und vielen Diskussionsteilnehmern war dies aus der Praxis vertraut. Ein Software-Entwickler berichtete über  großen Zeit- und Leistungsdruck, der zu überlangen Arbeitszeiten verführt. »Das ist alles knallhart kalkuliert«, sagte er. »Ich habe heute viel gelernt, was uns an der Uni niemand vermittelt«, sagte ein Student zum Schluss der Diskussion. Die Teilnehmer verließen den Filmabend nachdenklich.

Von: bg

Unsere Social Media Kanäle