Mädchen und Frauen in der rechten Szene

14.08.2012 | „Zwischen Windelwickeln und Straßenkampf“ – Um Mädchen und Frauen im rechtsextremen Milieu ging es in einem Vortrag der Politikwissenschaftlerin Ellen Esen. IG Metall Zwickau und das Aktionsbündnis Vogtland gegen Rechts hatten im Juli in die Kapelle Neuensalz bei Plauen eingeladen und über 50 Interessierte kamen.

Foto: Maik Baumgärtner

Frauen und Mädchen wirken schon immer im rechtsextremen Milieu mit. Als eigenständige politische Akteurinnen werden sie jedoch häufig übersehen und unterschätzt. „Frauen gelten als Anhängsel, Mitläuferinnen, eine extreme politische Meinung wird ihnen abgesprochen“, kritisiert Ellen Esen. Wie fatal solche Wahrnehmungen sind, zeigt nicht zuletzt der Fall der mutmaßlichen Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Rechte Parteistrategen haben längst erkannt, dass die als harmlos und friedfertig geltenden Frauen wichtige Türen in die Mitte der Gesellschaft öffnen. Als ehrenamtlich Tätige wirken Rechtsextremistinnen in Elternbeiräten mit, geben Unterricht in Sportvereinen, richten Sonnenwendfeiern aus, bieten Fahrdienste an oder organisieren Mutter-Kind-Treffen. Inzwischen gibt es bei fast jeder Veranstaltung der Rechten ein spezielles Begleitprogramm für Kinder und Jugendliche. Damit soll das Image der Rechten aufpoliert, aber auch rekrutiert werden. Die Begleitprogramme für Kinder zeigen auch, dass aus Jungnazis Mütter und Väter geworden sind, die ihren Nachwuchs in eine rechte Parallelwelt sozialisieren und integrieren.

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Erschreckend normal sehen die meisten Aktivistinnen aus. Klischeetypen wie das martialisch gekleidete rechte Skingirl oder Frauen mit Zöpfen und langen Röcken, die einem BDM-Film entsprungen sein könnten, trifft man nur selten an. Junge Rechtsextremistinnen orientieren sich heute – wenn überhaupt - am Style und Outfit der autonomen Nationalisten. Sie kleiden sich schwarz und laufen rum als Kopie des politischen Gegners. So vielfältig wie das Aussehen sind auch die Rollen, die Mädchen und Frauen bei den Rechten einnehmen. Sie beteiligen sich am Straßenkampf, sitzen in Redaktionsstuben, gründen Mädchenkameradschaften, agieren als Politikerinnen zum Beispiel in der NPD. Der Ring Nationaler Frauen (RNF), die Frauenorganisation der NPD, ist gerade in Sachsen sehr aktiv.

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„Es ist wichtig, dass wir wissen, was die rechte Szene macht, wie sie agiert und sich organisiert, damit wir unsere Kinder und Jugendlichen vor ihrem Einfluss schützen können“, so Jörg Menke vom Aktionsbündnis Vogtland gegen Rechts. „Besonders im ländlichen Raum unterwandern Rechte Aktivisten Fußballvereine oder nutzen die Freiwillige Feuerwehr, um gezielt junge Leute anzusprechen“.

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 „Wer erkennt, dass hinter der vermeintlichen Gemeinschaft und dem versprochenen Zusammenhalt menschenverachtende Haltungen stehen, kann sich auch dagegen entscheiden und aussteigen“, erklärte Ellen Esen. „Eine frühe präventive Arbeit mit Mädchen und Frauen ist wichtig, weil die oberste Verpflichtung bei den Rechten lautet, dem von ihnen heraufbeschworenen Volkstod entgegenzuwirken. Für Mädchen und Frauen heißt das konkret, dass von ihnen erwartet wird, möglichst vielen „deutschen“ Kindern das Leben zu schenken. Für Mütter mit womöglich mehreren Kindern ist ein Ausstieg nahezu unmöglich.

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„Wir setzen uns als Gewerkschaft gegen Rechtsextremismus ein. Die Strategie der Verwechselbarkeit der Rechten, die heute erkennbar ist, können wir mit Information demaskieren“, so Stefan Kademann, 1. Bevollmächtigter IG Metall Zwickau. 

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„Auf dem Land wird zu wenig über Rechts gesprochen oder das Thema verharmlost und totgeschwiegen. Wer weiß schon, dass der T-Shirt Aufdruck „Sommer - Sonne  - Protestgeneration“ von den Rechten kommt? Mit dem Vortrag wollten wir informieren über die Erkennungsmerkmale und Symbole oder das erschreckend niedrige Einstiegsalter in die rechte Szene, das bei 12 - 13 Jahren liegt“, erklärt Jörg Menke, Aktionsbündnis Vogtland gegen Rechts. „Ohne die finanzielle Unterstützung der IG Metall wäre die Veranstaltung nicht möglich gewesen.“

Von: aw

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