PRESSEMITTEILUNG vom 22. Juni 2021

„Das Automobil neu denken“: Digitale Automobilkonferenz am 22. Juni u.a. mit Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall

22.06.2021 | „Das Automobil neu denken?“: Diese Frage diskutieren am 22. Juni in einer digitalen Automobilkonferenz Experten, Wissenschaftler/-innen und Gewerkschafter/-innen. Sie nehmen die Veränderungen der Automobilindustrie in Ostdeutschland sowie Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeit der Betriebe bei Arbeit, Bildung und Innovation in den Blick. Die Schwerpunkte der Konferenz liegen auf aktuellen Branchenentwicklungen, der fortschreitenden Digitalisierung in der Autoindustrie, der Elektrifizierung und der Zukunft des Verbrennungsmotors sowie auf Arbeitsbedingungen und Arbeitszeit nach der Coronakrise.

„Der Schlüssel zur Transformation der Automobilindustrie liegt in den Regionen. Wichtige – wenn auch noch nicht ausreichend viele – Weichen dafür sind auf politischer Ebene gestellt worden. Nun ist es an den Betrieben und der regionalen Politik, diese umzusetzen“, so Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Wir dürfen nicht zulassen, dass ganze Landstriche, die heute durch die Verbrennungsmotorik geprägt sind, zu deindustrialisierten Wüsten werden. Die Konsequenzen für die Beschäftigten, die Infrastruktur und die ganze Region wären fatal. Wir wissen alle, dass die verschärften Klimaziele der Automobilindustrie viel abverlangen. Die IG Metall dringt seit Jahren darauf, hier endlich zu handeln, um den Strukturwandel fair und nachhaltig zu gestalten. Wo schon Möglichkeiten bestehen, lasst sie uns nutzen. Wo wir weitere Möglichkeiten brauchen, lasst uns diese in aller Deutlichkeit einfordern.“

IG Metall Bezirksleiterin Birgit Dietze berichtete zu Beginn der Konferenz über die aktuelle Situation im Bezirk: „Das Auto neu zu denken ist durch die Klimavorgaben und den Schub der Digitalisierung keine Frage mehr. Vernetzten und nachhaltigen Mobilitätslösungen gehört die Zukunft. Dafür bieten Berlin, Brandenburg und Sachsen hervorragende Voraussetzungen“, so Birgit Dietze. „Mit BMW, Porsche, VW, Mercedes und nun auch Tesla sowie einer breiten Zuliefererstruktur gibt es einen großen automobilen Schwerpunkt im Bezirk. Die Region eignet sich hervorragend für die Entwicklung übergreifender Mobilitätslösungen. Wichtig ist uns, dass im Zusammenspiel aller Kräfte und Akteure die Ansprüche auf ökologische Wende und soziale Standards gleichermaßen Hand in Hand gehen.“  

Jens Rothe, Betriebsratsvorsitzender bei VW Zwickau, berichtet am Nachmittag über die Umstellung des Volkswagen-Werkes in Zwickau auf Elektromobilität. „Wir erleben im Werk die umfangreichste Elektro-Offensive im Automobilsektor. Dabei sprechen wir vom Umbau unseres Werkes in kürzester Zeit bei laufendem Betrieb. Insgesamt wurden rund 1,2 Milliarden Euro in die Elektromobilität am VW-Standort Zwickau investiert“, so Jens Rothe. „Es war immens wichtig, die Beschäftigten mitzunehmen. Es mussten Ängste abgebaut werden und es war ein hohes Maß an Weiterbildung notwendig. Wir waren in den letzten Monaten das größte Trainingslager bei Volkswagen. Allein rund 20.500 Trainingstage haben bis Ende 2020 stattgefunden.“

Am frühen Nachmittag werden Ergebnisse der IMU-Studie zum „Strukturwandel der Automobilindustrie in der Region Südwestsachsen“ vorgestellt. Digitalisierung, Energie- und Antriebswende – die Transformation der Industrie nimmt stetig weiter an Fahrt auf. Auch die Coronapandemie hat Einfluss auf die Konjunkturentwicklung und den strukturellen Wandel. In der Region Südwestsachsen, wo der Fahrzeugbau eine regionale Leitbranche darstellt, ist dieser Wandel bereits weit fortgeschritten. VW zum Beispiel hat am Standort Zwickau/Mosel das erste Produktionszentrum für batteriegetriebene Elektromobilität an den Start gebracht.  

Am Beispiel der Region Südwestsachsen haben Katrin Nicke und Gregor Holst vom IMU-Institut Berlin in einer Studie untersucht, welche Spielräume regionale und lokale Akteure haben, um diesen Prozess gestaltend zu begleiten, der Perspektiven für eine sozial gerechte, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Transformationsstrategie ermöglicht. Ihr Fazit: Auch auf regionaler und lokaler Ebene gibt es Möglichkeiten, die Transformation mitzugestalten, etwa durch Stärkung des regionalen Innovationssystems, um regionale Kooperationen und Vernetzung weiterzuentwickeln. Außerdem schlagen sie zum Beispiel die Gründung einer „Task-Force Standortsicherung und Transformation“ und einer „Sächsischen Industrie-Holding“ vor, die bereits bestehende Unternehmen unterstützen oder Ansiedlungen von neuen Industrieprojekten fördern sollen.  
 
Das Programm: 

  • 10:00 Uhr Begrüßung und aktuelle Situation im Bezirk: Birgit Dietze, IG Metall Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen
  • 10:30 Uhr Grußwort: Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter IG Metall Zwickau  
  • 10:45 Uhr Der Wandel in der Autoindustrie – konkret – heute und morgen: Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall  
  • 11: 30 Uhr Podiumsdiskussion mit: Prof. Dr. Andreas Knie, Politikwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin; Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall; Jens Köhler, Betriebsratsvorsitzender BMW Werk Leipzig; René Utoff, Betriebsratsvorsitzender VW Motorenwerk Chemnitz
  • 12:00 Uhr Mittagspause  
  • 13:00 Uhr Elektromobilität bei Volkswagen: Jens Rothe, Betriebsratsvorsitzender Volkswagen Sachsen Zwickau
  • 13:30 Uhr Vorstellung Ergebnisse IMU Studie  „Strukturwandel der Automobilindustrie in der Region Südwestsachsen  
  • 14:00   Kurzinputs von  Dr. Antje Blöcker, Ruhr Universität Bochum; Martin Stuber, Politischer Referent, DGB Bundesvorstand; Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer Automotive Cluster Deutschland (ACOD) mit anschließendem Austausch im Plenum  
  • 15:30 Uhr Abschluss und Ausblick: Birgit Dietze, IG Metall Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen

Ende der Konferenz circa 16.00 Uhr  
 
Für Rückfragen: Andrea Weingart, 0151 29 23 11 82

 

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