Kfz-Tarifrunde: Warnstreiks in Autohäusern - Schluss mit der Diskriminierung

13.06.2012 | Im Tarifkonflikt für das Kraftfahrzeuggewerbe erhöhen die Metaller den Druck auf die Arbeitgeber mit Warnstreiks. Seit Montag beteiligten sich bereits über 550 Beschäftigte aus zwölf Autohäusern an Warnstreikkundgebungen.

Warnstreik bei OTLG in Ludwigsfelde

Beschäftige aus sieben Betrieben standen am Mittwoch vor der Mercedes-Benz-Niederlassung in Dresden auf der Straße. In Wildau im Landkreis Dahme-Spreewald traten die Beschäftigten von MAN Truck & Bus Deutschland (MTBD) in den Ausstand. Bereits am Montag starteten die ersten Warnstreiks in den Autohäusern. Unter anderem legten Beschäftigte in Berlin bei Peugeot und Renault sowie bei der Ludwigsfelder Volkswagen Original Teile Logistik und beim Mercedes-Benz Lack und Karosserie-Zentrum die Arbeit nieder.

 

Vor den Streikenden in Dresden forderte IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel die Arbeitgeber zum schnellen Einlenken auf. Die Einkommen der Beschäftigten im Kraftfahrzeughandwerk hielten mit der sehr guten wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr Schritt. Werkstatt-Kunden müssen seit 2007 rund 54 Prozent mehr für die Arbeitsstunde bezahlen. Die Löhne sind im gleichen Zeitraum jedoch nur um 8,12 Prozent brutto gestiegen. Die Inflationsrate betrug in dieser Zeit 8,7 Prozent.

 

„Von den Arbeitgebern erwarten wir attraktive und fair bezahlte Arbeitsplätze. Nur so lassen sich abgewanderte Fachkräfte zurück nach Sachsen holen. Leiharbeit oder befristete Jobs als Perspektiven nach der Ausbildung sind eine Schande und keinesfalls der Traum eines Kfz-Mechatronikers. Die Arbeitgeber verspielen ihre eigene Zukunft und die der jungen Generation. Sie brauchen sich nicht zu wundern, dass die jungen Menschen lieber in die besser zahlende Industrie gehen“, sagte Höbel.

 

Die IG Metall fordert für die rund 37.000 Beschäftigten und Auszubildenden im Kfz-Handwerk in den Ländern Berlin, Brandenburg und Sachsen 6,5 Prozent mehr Einkommen für zwölf Monate und eine verbesserte Perspektive der Auszubildenden nach ihrer Ausbildungszeit. Außerdem will die IG Metall im Kfz-Gewerbe die Ost-Entgelte an die West-Tarife stufenweise anpassen. Nur weil Kfz-Arbeitnehmer in Sachsen, Brandenburg oder in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten, behandeln sie die Chefs wie zweite Klasse. Diese Diskriminierung muss ein Ende haben.

 

2,7 mickrige Prozent für 13 Monate - mehr wollten die Chefs bei der letzten Runde am 22. Mai den Kfz-Handwerkern nicht anbieten, was umgerechnet 2,5 Prozent im Jahr entspricht. Nach Abzug der Inflation reißen die paar Prozentchen ein kräftiges Minus in die Geldbeutel der Beschäftigten, kritisierte IG Metall-Verhandlungsführer Peter Friedrich. "Wer sich mit einer Dumpingstrategie am Markt behaupten will, wird gnadenlos scheitern." Gewinnen kann nur, wer für die Menschen attraktive und gut bezahlte Arbeitsplätze anbiete und sich eigene Kompetenzen sichere.

 

Das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe bilanzierte das Jahr 2011 selbst als Bilderbuchjahr. Es verbietet sich geradezu, jetzt die Automechaniker und Verkäufer in den Tarifverhandlungen mit Magerkost abzuspeisen.

 

Für den 26. Juni sind die nächsten Verhandlungen für die Kfz-Beschäftigten in Berlin, Brandenburg und Sachsen geplant. Seit dem 16. April verhandelt die IG Metall für die Arbeitnehmer in den Werkstätten und Autohäusern.

 

Unterdessen konnte die IG Metall in anderen Tarifgebieten Abschlüsse erreichen. Danach gibt es zwischen 3,8 und 4 Prozent mehr Geld in Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein, Hamburg sowie in Niedersachsen.

Von: bg

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