Tarifrunde im Kfz-Handwerk

Warnstreik! Beschäftigte im Kfz-Handwerk erhöhen den Druck auf ihre Arbeitgeber

04.06.2019 | Druck erhöhen – so lautet seit Dienstag, 4. Juni, die Devise im Kfz-Handwerk. Mit Warnstreiks haben die Kolleginnen und Kollegen im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ihren Arbeitgebern in mehreren Betrieben deutlich signalisiert: Es ist jetzt höchste Zeit für Bewegung am Verhandlungstisch. Ein ernsthaftes Angebot muss her!

Warnstreik bei der Brandenburgischen Automobil GmbH in Potsdam

Dietmar Kolpin, IG Metall-Gewerkschaftssekretär in Potsdam-Oranienburg und Mitglied der Verhandlungskommission (links)

IG Metall-Verhandlungsführer Bodo Grzonka - Fotos (4): Volker Wartmann

Warnstreik-Premiere im Lackier- und Karosseriezentrum von Daimler in Ludwigsfelde

Burkhard Bildt, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin und Mitglied der Verhandlungskommission (rechts)

Warnstreik bei bestem Wetter - Fotos (4): Christian von Polentz/transitfoto.de

Für gut dreieinhalb Stunden legten zum Beispiel rund 65 Beschäftigte der Brandenburgischen Automobil GmbH in Potsdam ihre Arbeit nieder. Aber nicht nur das gute Wetter lockte die Belegschaft aus ihren Werkstätten. Sie machten sich stark für ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde im Kfz-Handwerk. Bislang ist das Angebot der Arbeitgeber mehr als mau. Die IG Metall fordert eine deutliche Aufstockung dieses  "Magerangebots". Dietmar Kolpin, Politischer Sekretär der IG Metall-Geschäftsstelle Potsdam-Oranienburg und Mitglied der Verhandlungskommission im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen, betonte in seiner Ansprache vor den Beschäftigten, wie wichtig Warnstreiks angesichts der aktuellen Situation sind: So wie sich die Arbeitgeber momentan verhalten, müssen wir jedes einzelne Prozent erkämpfen. Darum sind Aktionen wie diese so wichtig.“

Bodo Grzonka, Verhandlungsführer der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen, appellierte an die Arbeitgeber, sich endlich zu bewegen - auch in Richtung soziale Einheit. "Es ist ein Skandal, dass Beschäftigte ungleich bezahlt werden, nur weil sie ein paar hundert Meter voneinander entfernt arbeiten“, sagte Bodo Grzonka. „Die Arbeitgeber haben noch nichts unternommen, damit endlich Gerechtigkeit eintritt. Ginge es nach ihrem Willen weiter, hätten wir selbst in zehn Jahren, also dann fast 40 Jahre nach dem Mauerfall, in Berlin und Brandenburg noch unterschiedliche Löhne. Ein solch ungerechtes Verhalten spaltet Gesellschaften."

Erster Warnstreik im Lackier- und Karrosseriezentrum von Daimler Ludwigsfelde
Eine Warnstreik-Premiere gab es in Ludwigsfelde. Erstmals haben sich auch die Beschäftigten des Lackier- und Karosseriezentrums von Daimler an einem Warnstreik beteiligt. Rund 40 Kolleginnen und Kollegen sind dem Aufruf der IG Metall gefolgt. „Dieser erste Warnstreik hier ist eine ganz starke Leistung der Kolleginnen und Kollegen“, sagte Burkhard Bildt, der zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin.  

Sie haben bei strahlendem Sonnenschein die Werkhalle verlassen und vor dem Werktor Position bezogen. Vor allem eine Botschaft auf ihren Schildern war ihnen ein Anliegen: das Lohngefälle von sieben (!) Prozent zu überwinden. Denn knapp 30 Jahre nach dem Mauerfall zahlen Daimler und die anderen Kfz-Arbeitgeber in unterschiedlichen Teilen Deutschlands noch immer unterschiedliche Löhne. So beträgt der monatliche Einkommensunterschied zu Berlin für Brandenburger Beschäftigte 182 Euro monatlich. „Das muss sich dringend ändern“, forderte Burkhard Bildt und erntete dafür große Zustimmung der Beschäftigten.

Neben der längst überfälligen Angleichung des Entgelts geht es den Belegschaften in der aktuellen Tarifrunde auch um eine Lohnsteigerung von fünf Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und 60 Euro monatlich mehr für die Auszubildende.

„Unsere Forderung ist gerecht, fair und dringend nötig. Die Arbeitgeber müssen schnellstens umsteuern und die jungen Menschen ernst nehmen. Die Beschäftigten im Kfz-Handwerk haben ein Anrecht auf Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen“, sagte Verhandlungsführer Bodo Grzonka. „Jeder zweite Betrieb beklagt einen starken Fachkräftemangel. Aber die Arbeitgeber ignorieren hartnäckig die Ursache für das Dilemma: Die Einkommen sind deutlich zu gering und damit nicht mehr auf der Höhe der Zeit.“

 

Von: kk

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