Kfz-Tarifrunde

Im Kfz-Konflikt fordert die IG Metall statt Almosen endlich ein Angebot

23.06.2021 | Die Tarifverhandlungen für das Kfz-Handwerk gehen am 25. Juni im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen in die vierte Runde. Die IG Metall fordert die Arbeitgeber auf, endlich ein seriöses Angebot auf den Tisch zu legen und ihre Beschäftigten nicht weiter mit Almosen abzuspeisen.

Fotoaktion der Kfz-Auszubildenden in Leipzig vor dem Völkerschlachtdenkmal – Foto: IG Metall

Frühschicht im Warnstreik der Mercedes NL Berlin Lack- und Karosseriezentrum Ludwigsfelde – Foto: IG Metall

Rund 40 Kolleginnen und Kollegen von MAN Truck & Bus und der Scania-Niederlassung Leipzig kämpften am 22. Juni für ihre Forderungen. Foto: IG Metall

Warnstreiks als Weckruf: Wie bei VW Automobile Potsdam in der zweiten Juniwoche kämpfen die Kolleginnen und Kollegen seit dem 21. Juni für ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde mit Warnstreiks und Aktionen. Foto: Volker Wartmann

In drei Verhandlungsrunden mit der Tarifgemeinschaft Mitteldeutsches Kraftfahrzeuggewerbe gab es bislang keinen Fortschritt. Im Gegenteil: Statt ein faires Angebot vorzulegen, haben die Arbeitgeber alle Beschäftigten in der Branche gegen sich aufgebracht und keinerlei Wertschätzung für deren Leistungen erkennen lassen.

„Mit ihrem Angebot, das den Namen nicht verdient, haben sie die Kolleginnen und Kollegen in respektloser Weise bislang nur verhöhnt“, sagt Bodo Grzonka, Verhandlungsführer der IG Metall. „Es geht den Arbeitgebern um eine abgesenkte Tarifbasis unterhalb der Inflationsrate. Sie träumen davon, die Beschäftigten mit nur einer Erhöhung von einem Prozent in zwei Jahren abzuspeisen. Sie wollen allein die Beschäftigten die Kosten der Krise zahlen lassen. Nicht mit der IG Metall!“

Die Arbeitgeber im Kfz-Handwerk legten bislang ein Angebot von einem Prozent erst ab August 2022 vor. Nach einer zweimonatigen Nullrunde boten sie zudem 300 Euro Coronaprämie im August 2021. Die Gesamtlaufzeit der Tarifverträge soll, so stellen es sich die Arbeitgeber vor, 24 Monate betragen.

In anderen Bundesländern gibt es inzwischen erste Tarifeinigungen. Im Kfz-Handwerk liegt allerdings kein Automatismus einer Übertragung der Ergebnisse in andere Länder vor.

Bodo Grzonka rät den Arbeitgebern in Berlin, Brandenburg und Sachsen deshalb, am 25. Juni bei der nächsten Verhandlungsrunde in Berlin-Schönefeld endlich einen seriösen, verhandlungsfähigen Vorschlag zu präsentieren, „damit der Tarifkonflikt nicht noch weiter eskaliert.“ Mit Warnstreiks zeigen die Kolleginnen und Kollegen in den Kfz-Werkstätten seit dem 21. Juni erneut, dass sie geschlossen hinter der Forderung ihrer IG Metall stehen. Am 22. Juni legten rund 40 Kolleginnen und Kollegen von MAN Truck & Bus und der Scania-Niederlassung in Leipzig ihre Arbeit für eine Stunde nieder, um den Arbeitgebern ein deutliches Signal ihrer Entschlossenheit zu senden (weitere Fotos zum Warnstreik am 22. Juni gibt es auf der Homepage der IG Metall Leipzig).

Auszubildende aus Leipziger Autohäusern trafen sich am 23. Juni am Völkerschlachtdenkmal und machten mit einem riesigen Banner auf ihre Forderung nach "überproportionaler Erhöhung der Ausbildungsvergütung" aufmerksam. Außerdem machten die Beschäftigten von Cars Technik und Logistik in Wiedemar nochmals deutlich, dass sie hinter den Forderungen der IG Metall stehen. Die Kolleginnen und Kollegen haben einen Haustarifvertrag und befinden sich noch in der Friedenspflicht. Sie profitieren allerdings von einen Tarifabschluss im sächsischen Kfz-Gewerbe. Mehr Bilder von der Aktion der Auszubildenden und Fotos der Cars-Beschäftigten gibt es hier.

„Es wird Zeit, dass wir die Arbeitgeber aufwecken. Den Weckruf liefern in dieser Woche Tausende Beschäftigte vor den Werkstätten und Autohäusern. Jetzt geben wir nochmals Gas, so Verhandlungsführer Grzonka. Bereits in der zweiten Juniwoche hatten Tausende Kolleginnen und Kollegen mit Warnstreiks, Menschenketten und Aktionen öffentlichkeitswirksam für ihre berechtigten Anliegen in der Tarifrunde demonstriert.

Denn trotz Coronapandemie und Lockdown haben die Kolleginnen und Kollegen in den Werkstätten und im Service unter erschwerten Bedingungen gearbeitet, teilweise sogar mit Maske. Nahezu alle Betriebe haben im vergangenen Jahr ein gutes Werkstattgeschäft gemeldet, „einige Unternehmen berichteten sogar von hervorragenden Ergebnissen“, sagt Bodo Grzonka. „Die Beschäftigten mussten teilweise wegen der guten Auftragslage sogar Überstunden leisten. Da ist es mehr als recht und billig, dass sie, die die Profite mit ihrer Arbeit einfahren, auch daran beteiligt werden. Die 300 Euro Coronaprämie sind kein angemessener Ausgleich, mit Wertschätzung hat das nichts zu tun.“

Die IG Metall fordert für die rund 37.000 Beschäftigten in Berlin-Brandenburg und Sachsen eine Erhöhung der Entgelte um vier Prozent und eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen noch offene Punkte aus der Tarifrunde 2019 geklärt werden, wie etwa die Fortsetzung der Übernahmeregelung oder gleiche Nachtschichtzuschläge. Bislang haben die Arbeitgeber in den ersten beiden Verhandlungen jedoch noch nichts auf den Tisch gelegt, die Verhandlungen endeten ergebnislos.

 

Von: tt

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