Kfz-Tarifrunde 2012: Über 1 000 Beschäftigte aus 23 Betrieben an Warnstreiks beteiligt

22.06.2012 | Im Tarifkonflikt des Kraftfahrzeuggewerbes zieht die IG Metall am Ende der zweiwöchigen Warnstreiks eine positive Bilanz. In Berlin, Brandenburg und Sachsen traten seit dem 11. Juni über 1 000 Beschäftigte aus 23 Autohäusern und Kfz-Werkstätten in befristete Warnstreiks, um so den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.

Foto: transit

IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel zeigte sich zufrieden über die „gute Beteiligung und große Entschlossenheit der Beschäftigten" auch im Handwerk für die eigene Sache zu kämpfen. Höbel warnte die Kfz-Arbeitgeber: „Das bisherige Angebot ist eine Provokation und verärgert die Beschäftigten sichtbar. Die Arbeitgeber sollten wissen: qualifizierte Fachkräfte erwarten eine anständige Bezahlung und die darf in Brandenburg oder Sachsen nicht acht Prozent schlechter sein als in Berlin oder Bayern. Mit der Abkopplung zwischen 140 und 160 Euro muss jetzt Schluss sein".

 

Die IG Metall fordert bei den Ausbildungsvergütungen eine überproportionale Erhöhung, damit der Berufseinstieg wieder finanziell attraktiv und möglich wird. Die Einkommen während der Ausbildung decken nicht mehr den Aufwand. Über die gesamte Ausbildungszeit entsteht für einen Auszubildenden ein Verlust von rund 10.000 Euro.

 

„Über fehlenden Nachwuchs vergießen die Kfz-Arbeitgeber Krokodilstränen. Wer in der Ausbildung draufzahlt und später nur als Leiharbeiter oder befristet Beschäftigter weiter arbeiten soll überlegt sich heutzutage dreimal ob das Kfz-Handwerk eine faire Zukunftsperspektive bietet", sagte Höbel.

 

Das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe bilanzierte das Jahr 2011 selbst als Bilderbuchjahr. Werkstatt-Kunden müssen seit 2007 rund 54 Prozent mehr für die Arbeitsstunde bezahlen. Die Löhne sind im gleichen Zeitraum jedoch nur um 8,12 Prozent gestiegen. Die Inflationsrate betrug in dieser Zeit 8,7 Prozent.

 

Die IG Metall fordert von den Arbeitgebern der Tarifgemeinschaft Mitteldeutsches Kfz-Handwerk (TG MDK) 6,5 Prozent mehr Einkommen für zwölf Monate und eine verbesserte Perspektive der Auszubildenden nach ihrer Ausbildungszeit. Zusätzlich geht es um die Angleichung der Einkommen in Brandenburg an die von Berlin und in Sachsen um eine faire Regelung zur Leistungsentlohnung. Die Arbeitgeber boten bisher 2,7 Prozent für 13 Monate, was umgerechnet 2,5 Prozent im Jahr entspricht. In den drei Ländern sind rund 37.000 Beschäftigte im Kfz-Handwerk tätig.

 

Die Kfz-Branche steht vor extremen Herausforderungen qualifizierte Fachkräfte zu halten und ihren Nachwuchs für die Zukunft zu sichern. „Wer sich mit Dumpinglöhnen am Markt behaupten will, wird gnadenlos scheitern. Gewinnen kann nur, wer für die Menschen attraktive und gut bezahlte Arbeitsplätze anbietet und sich so eigene Kompetenzen sichert", sagte Peter Friedrich, IG Metall-Verhandlungsführer.

 

Er betonte, dass die Kunden die gleichen Verrechnungssätze in der Werkstatt in Sachsen oder Brandenburg bezahlen wie in Berlin. Das Monatseinkommen liegt mit 1.930 Euro in Brandenburg rund 160 Euro unter dem Berliner Niveau. In Sachsen beträgt der Abstand zum nahen Bayern rund 140 Euro. „Eine Angleichung der Einkommen und Perspektiven für die junge Generation wird in unserer Region eine Überlebensfrage der Betriebe", so Peter Friedrich.

Seit dem 16. April verhandelt die IG Metall für die Arbeitnehmer in den Werkstätten und Autohäusern. Unterdessen konnte die IG Metall in anderen Tarifgebieten im Kfz-Handwerk einige Tarifergebnisse erzielen. Abschlüsse zwischen 3,8 und 4 Prozent gab es in Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein, Hamburg sowie Niedersachsen.

 

Die nächste Verhandlung für die Kfz-Beschäftigten in Berlin, Brandenburg und Sachsen ist am 26. Juni 2012:

Beginn: 12:30 Uhr

IG Metall-Haus
Alte Jakobstraße 149
10969 Berlin

 

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Von: lt

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