Automobilindustrie vor dem Umbruch

13.09.2012 | Wachsender CO2-Ausstoß und Klimawandel, knapper werdende Rohstoffe und die Suche nach neuen Antriebssystemen – die Automobilbranche steht im 21. Jahrhundert vor dem wohl größten Umbruch seit ihren Anfängen. Diesen zu gestalten, ist für die Unternehmen, die Belegschaften und die IG Metall eine große Herausforderung. Darüber diskutierten Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft mit Betriebsräten auf einer Konferenz in Leipzig.

Foto: Andre Wirsig

Die Voraussetzungen für die Standorte in den neuen Ländern sind nicht schlecht, war von Wirtschaftsforschern zu hören. "Ostdeutschland hat sich seit den 90-er Jahren zu einer expandierenden Automobilregion entwickelt", sagte Dr. Heinz-Rudolf Meißner von der Forschungsgemeinschaft Fast e.V. aus Berlin. Die Entwicklung hin zur Elektrifizierung des Antriebs werde die Struktur und die Wertschöpfung in der Autoindustrie deutlich verändern. Zudem werde sich die Arbeitsteilung zwischen Herstellern und Zulieferern weiter zugunsten der Zulieferer verändern. In der Folge würden die Hersteller sich künftig auf die Montage konzentrieren und selbst keine Komponenten mehr produzieren.

 

Mit einer guten Nachricht startete Dietmar Bacher, Geschäftsführer des Automobilclusters Ostdeutschland (ACOD). In der hiesigen Automobilindustrie arbeiten heute 175 000 Menschen - das sind 25 000 mehr als 1989 in der damaligen DDR. Die ostdeutschen Auto-Standorte haben sich einen stabilen Anteil von 12,5 Prozent der Fahrzeugproduktion in der Bundesrepublik erarbeitet. Volkswagen, Daimler, Opel, Porsche und BMW errichteten modernste Produktionsstätten, in denen hoch qualifizierte und motivierte Belegschaften arbeiten, so Bacher. Diese verfügten zudem über einen großen Vorteil: spezifische technologische Fähigkeiten. Ein Plus sei auch die starke Kooperation vieler Hochschulen und Universitäten mit der Autoindustrie. Als Schwächen nannte Bacher die geringere Finanzkraft  ostdeutscher Unternehmen, ihren geringeren operativen Anteil bei der Forschung und Entwicklung sowie eine noch mangelhafte Bereitschaft der Mittelständler zur Kooperation untereinander. Letzteres sei aber zugleich eine große Chance, um Innovationspotenziale stärker zu nutzen.

 

Ausufernde Leiharbeit, tariflich nicht geregelte Arbeitsbedingungen in Logistik-Unternehmen und bei Industriedienstleistern sind die Kernpunkte, an denen die Gewerkschaft derzeit ansetzt, sagte Babette Fröhlich, Wirtschaftsexpertin vom Vorstand der IG Metall. "Gute Arbeit und gerechte Bedingungen für alle sorgen dafür, dass der Wettbewerb nicht zum Unterbietungswettlauf ausartet. Wir können hier nur gegensteuern mit einer starken IG Metall-Mitgliedschaft in den einzelnen Unternehmen", sagte sie.

 

Dies brachten die Teilnehmer auch in der Diskussion in den Arbeitsgruppen auf den Punkt: Die Thematik ist sehr komplex, und Betriebsräte müssen sich ernsthaft damit auseinandersetzen, hieß es. Die Lösung liege häufig jedoch nicht allein im fachlichen Bereich, unterstrichen die Betriebsräte von Herstellern und Zulieferern einmütig. Es gelte, sich stets solidarisch untereinander zu verständigen und sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Einen wichtigen Aspekt gab IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel den Teilnehmern mit auf den Weg: "Je mehr Mitglieder die IG Metall vor Ort im Betrieb hat, umso wirksamer können wir den Umbruch der Branche mitgestalten und die Bedingungen mitbestimmen."

 

Präsentationen zur Automobilindustrie

<link file:913 download herunterladen der datei>Globale Entwicklung in der Automobilindustrie - Dr. Heinz-Rudolf Meißner

<link file:914 download herunterladen der datei>Betriebliche Herausforderungen in der Automobilindustrie - Babette Fröhlich

<link file:1076 download herunterladen der datei>Automobilindustrie in Ostdeutschland - Dietmar Bacher

 

Von: md

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