IG Metall: Sachsens Arbeitgeberverband soll ernsthaft als Tarifvertragspartei auftreten

22.03.2012 | Sachsens Metallarbeitgeberverband VSME nimmt seine Rolle als Tarifvertragspartei nicht ernst. Mit scharfer Kritik reagierte der IG Metall-Bezirksleiter von Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel, auf die Haltung des VSME bei den jüngsten Tarifverhandlungen in Radebeul. Dagegen stellen sich viele Arbeitgeber in Sachsen den Herausforderungen an die Gestaltung der Arbeitswelt direkt, indem sie mit der IG Metall zusammenarbeiten - ein Zeichen mangelnden Vertrauens gegenüber dem eigenen Verband?

Weit auseinander: IG Metall und VSME bei den Verhandlungen am 20. März in Radebeul

Zur Tarifverhandlung am 20. März in Radebeul war die IG Metall mit einer 16köpfigen Verhandlungskommission erschienen, darunter viele Vertreter aus Betrieben. Der VSME erschien lediglich mit drei Verbandsfunktionären, die das Treffen als "Kontaktaufnahme" werteten.

„In Sachsen erleben wir gerade ein bizarres Possenspiel des VSME, der seine eigene Rolle in den Tarifverhandlungen nur als ritualisiertes Schauspiel versteht, statt auf die Bedürfnisse der Beschäftigten nach Gerechtigkeit und Sicherheit einzugehen.“ sagte Olivier Höbel, der als IG Metall-Bezirksleiter auch Verhandlungsführer für die Gewerkschaft ist.

„Die Arbeitgeberseite brachte zum Ausdruck, dass für sie die Tarifverhandlung kein Ort verantwortlicher Politikgestaltung sei. Wir halten so eine Einstellung für unverantwortlich,“ sagte Höbel mit Blick auf die jüngsten Tarifverhandlungen in Dresden.

Während die Tarifverhandlungen in Berlin wenige Tage zuvor 25 betriebliche Unternehmensvertreter begleiteten, nahm aus Sachsen kein einziger betrieblicher Vertreter der Arbeitgeberseite teil.

IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel übte scharfe Kritik an den Arbeitgebern. Vor der Tarifkommission in Radebeul hatte er am Dienstag nach den Verhandlungen gesagt: „Der Auftritt der Arbeitgeber zeugt von wenig Respekt gegenüber den Beschäftigten." Die Verbandsfunktionäre hätten die in den Betrieben sehr lange diskutierten Themen  einfach vom Tisch gewischt. Offensichtlich fehle dem Verband die erforderliche Bodenhaftung, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen.

"Die demografische Entwicklung mit rückläufigen Schulabgängerzahlen zwingt zum schnellen Handeln, speziell was die unbefristete Übenahme der Ausgebildeten betrifft. Wer in fünf Jahren gut ausgebildete Fachkräfte mit Erfahrung braucht, muss dafür jetzt in seinem Unternehmen die Weichen stellen und konkrete Perspektiven für die Jugend anbieten, anstatt ideologische Nebelkerzen abzubrennen.“

Viele Arbeitgeber stellen sich den aktuellen Herausforderung und erarbeiten mit der IG Metall Lösungen. Rund 60 Unternehmen in Sachsen haben direkt mit der IG Metall eine Tarifbindung vereinbart. Zusätzlich sind große Unternehmen wie VW Sachsen nicht in der Region, sondern im Arbeitgeberverband VME in Berlin-Brandenburg tarifgebunden.

Weitere Unternehmen in Sachsen orientieren sich an den IG Metall-Tarifen. Im Ergebnis profitieren rund 75 Prozent der 160 000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen von Tarifverträgen mit der IG Metall.

Von: md

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