Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Jörg Hofmann: „Dieses Relikt aus der Wendezeit gehört endlich abgeräumt.“

15.03.2021 | „Wir dürfen nicht weiterhin zulassen, dass es in Deutschland Beschäftigte zweiter Klasse gibt“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am 14. März, in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ zu den Forderungen der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Ziel der Gewerkschaft sei es, eine Lösung in der nach wie vor schwelenden Ungleichheit der Arbeitsbedingungen zu erreichen. „Dieses Relikt aus der Wendezeit gehört in dieser Tarifrunde endlich ausgeräumt.“

„In Ostdeutschland setzen wir uns mit Nachdruck für die Angleichung der Tarifstandards an das Westniveau ein“, erklärte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de


„Es kann nicht sein, dass selbst in der wirtschaftsstarken Metall- und Elektrobranche ein Arbeiter im Osten für weniger Geld in der Stunde rackern muss als ein Arbeiter im Westen“, erklärte Jörg Hofmann. Dass es diese Lohnungleichheit auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch gibt, führt Hofmann im Interview auf „Unternehmen wie Volkswagen in Zwickau oder Porsche und BMW in Leipzig“ zurück, die „diese Lücke ausnutzen“.

Dass die Angleichung Ost an das Westniveau für die IG Metall Ziel ist und bleibt, versicherte der Erste Vorsitzende auch in einem Gastkommentar im „Handelsblatt“ am 15. März. Hofmann betont dort: „In Ostdeutschland setzen wir uns mit Nachdruck für die Angleichung der Tarifstandards an das Westniveau ein.“ Bezugnehmend auf einen Artikel, der am 9. März im „Tagesspiegel“ erschienen ist, sagte Hofmann: „Wer behauptet, die IG Metall hätte sich von der 35-Stunden-Woche im Osten verabschiedet, liegt falsch. Wir befinden uns im 31. Jahr nach der deutschen Einheit – und noch immer sind ostdeutsche Beschäftigte schlechtergestellt als ihre Kolleginnen und Kollegen im Westen. Zuversicht und Stabilität werden so nicht entstehen. Und dabei brauchen wir doch gerade das.“

Im Interview mit „Bild am Sonntag“ begrüßte Hofmann außerdem die Entscheidung, dass im brandenburgischen Grünheide derzeit eine Gigafactory des US-Elektroautoherstellers Tesla entsteht. „Es freut mich, dass Tesla erkannt hat, dass Deutschland ein attraktiver Ort für Investitionen ist … Und wenn Elon Musk in seiner Gigafactory Fachkräfte beschäftigen möchte, wird er die IG Metall und unsere Tarifverträge kennenlernen. Die Arbeiter werden auch mit Tarifvertrag drei Stunden pro Woche länger für ihr Geld arbeiten müssen, weil das Werk im Osten steht.“

Die IG Metall setzt alles daran, die ungleichen Arbeitsbedingungen endlich auch in der Metall- und Elektroindustrie zu beenden, damit Ansiedlung von Industrie künftig nicht nur für die Unternehmer attraktiv ist, sondern auch die qualifizierten Fachkräfte durch attraktive Arbeitsbedingungen in der Region gehalten werden. Was zuletzt Verdi für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst durchgesetzt hat, muss endlich auch für die wirtschaftsstarke Metall- und Elektroindustrie Realität werden. Für die Textilindustrie Ost hat die IG Metall 2019 einen Stufenplan erreicht, der die Arbeitszeit zum Westen angleicht. 

 

Von: tt

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