Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

„Schluss mit lustig!“ – Aktionstag und ausgedehnte Warnstreiks in Dresden

13.04.2021 | „Schluss mit lustig!“ Mehr als 260 Beschäftigte aus zwölf Betrieben haben am 13. April mit einem Aktionstag in Dresden den Druck in der noch immer laufenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie der IG Metall im Bezirk erhöht. Der Aktionstag war außerdem eine Reaktion auf die Ankündigungen vieler Betriebe, aufgrund der Coronakrise Stellen abzubauen. Auch Beschäftigte aus Stahlbetrieben beteiligten sich am Aktionstag in Dresden.

Aktionstag für Beschäftigungssicherung und Angleichung in Dresden

Im Autokinoformat trafen sich kleine Delegationen aus zwölf Betrieben, um den Druck zu erhöhen.

Jetzt ist „Schluss mit lustig" – erste Schritte zur Angleichung müssen jetzt kommen. Das machten die Beschäftigten unmissverständlich deutlich, nicht nur auf dem Plakat. Fotos (3): IG Metall

In 130 Pkw waren Kolleginnen und Kollegen von Koenig & Bauer Radebeul, Elbe Flugzeugwerke Dresden, VW Sachsen – Gläserne Manufaktur Dresden, Karosseriewerke Dresden Radeberg, Schmiedewerke Gröditz, Mannesmannröhren-Werk Zeithain, Diehl Aviation Dresden, Elbe-Stahlwerke Feralpi Riesa, Carl Zeiss IZfM Dresden, LTB Leitungsbau Dresden und TK Aufzüge Dresden zum Aktionstag im Autokinoformat gekommen.

Während in anderen IG Metall-Bezirken bereits Übernahmeverhandlungen für den Pilotabschluss NRW stattgefunden haben, haben die Arbeitgeber im Bezirk erst jetzt Termine für die vierte Tarifverhandlung angeboten. Für das Tarifgebiet Sachsen ist die nächste Runde voraussichtlich auf den 19. April in Chemnitz terminiert. Für Berlin-Brandenburg sollen die Verhandlungen voraussichtlich am 22. April in Berlin stattfinden.

Zentraler Bestandteil der Tarifforderung in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ist die vorrübergehende Absenkung der Arbeitszeit auf eine Vier-Tage-Woche bei einem Teilentgeltausgleich. Zudem verweigern die Arbeitgeber nach wie vor der Angleichung der Arbeitsbedingungen im Osten. In Ostdeutschland wird auch mehr als 30 Jahre nach der deutschen Einheit immer noch unbezahlt drei Stunden länger in der Woche gearbeitet.

„Die Forderung nach der Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ostdeutschland bleibt für unseren Bezirk weiterhin auf der Agenda“, sagte Birgit Dietze, Verhandlungsführerin und IG Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber bei der Angleichung sorgt für Wut und Empörung in den Betrieben. Unsere Mitglieder machen sehr deutlich, dass sie in dieser Tarifrunde Bewegung hin zur Angleichung erwarten. In Dresden haben die Beschäftigten jetzt ganz deutlich gemacht, dass wir den Druck aufrechterhalten werden.“
Auch Willi Eisele, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Dresden und Riesa forderte die Arbeitgeber auf, endlich konstruktiv zu verhandeln. „Statt den Leuten weiterhin das Ammenmärchen der fehlenden Produktivität im Osten unter die Nase zu reiben, sollten die Arbeitgeberverbände die Angleichung der Arbeitsbedingungen endlich auch als Chance begreifen: lieber Stunden statt Menschen entlassen!“

Statt Beschäftigung zu sichern, wollen viele Unternehmen genau das Gegenteil. Sie setzen auf Stellenabbau. Das wäre nicht nötig, denn die „Tarifforderungen sind hervorragende Ansätze, damit sowohl die Beschäftigten als auch die Betriebe sauber durch diese Krise kommen“, so Willi Eisele. „Dass sich immer noch viele Betriebe um ihre Verantwortung drücken und lieber kurzfristige Einsparungen durch Beschäftigungsabbau betreiben wollen, macht die Beschäftigten wütend.“

Parallel zum Aktionstag, an dem aufgrund der Coronapandemie nur kleine Delegationen der Betriebe teilnehmen konnten, hatte die IG Metall die Beschäftigten bei Koenig & Bauer, Elbe Flugzeugwerke, VW Sachsen – die Gläserne Manufaktur, Karosseriewerke Dresden und Pierburg Pump Technology zu einem ausgedehnten Warnstreik aufgerufen.

Warnstreiks und Aktionen sind rechtskonform!
Der sächsische Arbeitgeberverband VSME hatte dazu am 13. April die „von der IG Metall organisierten Streiks als rechtswidrig“ bezeichnet und die IG Metall aufgefordert, sich „vertragstreu zu verhalten“. Außerdem behauptete der VSME, dass die IG Metall eine Forderung zur Arbeitszeit aufgestellt habe, die rechtswidrig sei.

Beide Vorwürfe sind nicht haltbar. „Die IG Metall handelt als Tarifpartnerin absolut rechtskonform. Die IG Metall kann weiterhin zu Warnstreiks aufrufen. Der Pilotabschluss in einem anderen Tarifgebiet und eine Übernahmeempfehlung der Spitzenverbände führen nicht zu einer Friedenspflicht“, erklärte Birgit Dietze. „Das bewirkt nur ein Tarifergebnis und ein solches liegt für Sachsen bisher nicht vor. Wir haben den VSME eindringlich aufgefordert, mit uns endlich über ein ,Tarifliches Angleichungsgeld‘ zu verhandeln, das sich aus der im Osten um drei Stunden längeren Arbeitszeit errechnet. Wir vermissen hier bislang jede Bewegung.“

 

Von: tt

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